Unfaßbar! Da berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“ 3.10.10) auf drei (!) Druckseiten ausführlich über das Ergebnis ihrer Recherchen zu den Praktiken der „Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ (FSK), und der politische Betrieb scheint weiterzugehen, als ob hier nicht ein himmelschreiender Skandal aufgedeckt worden wäre. Die „FAS“ hatte bei der Beurteilung von 100 (wahllos herausgesuchten) Filmen mit der FSK-Freigabe „ab 12 J.“ bei 46 Filmen, also fast der Hälfte, festgestellt, daß diese Filme alles andere als für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet wären.
Bei den von der „FAS“ monierten Filmen geht es meist um Sex in überdeutlichen Szenen, brutale Gewalt – z. B. kämpft eine Frau mit verbundenen Händen und einer Plastiktüte über dem Kopf um ihr Leben – und um die widerlichsten Verbalentgleisungen weit unter der Gürtellinie. Das alles soll den jungen Menschen zuträglich sein und ihr Urteilsvermögen schärfen, meint die FSK. Die in der „FAS“ wiedergegebenen Szenen und Ausdrücke sind von unterstem Niveau und gewiß nicht einmal „jugendfrei ab 16 J.“
Eltern und Erzieher verlassen sich auf die Angaben „frei ab 12 J.“ oder „frei ab 16 J.“. Sie werden getäuscht. Wer unseren Kindern solchen Schund und Schmutz zumutet, sollte sich fragen lassen, ob das Instrument der „FSK“ noch den Ansprüchen einer kritischen Wertung entspricht. „Wertung“ kommt von „Werten“; welche Werteorientierung hat die FSK?
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hat immerhin der FSK, die in ihrer Heimatstadt Wiesbaden logiert, einen „kritischen Besuch“ abgestattet. Ihre Schlußbemerkung erweckt aber kaum Hoffnung auf eine Änderung: „Ich finde nicht, daß es Aufgabe allein des Staates sein kann, Filme freizugeben…“. Aber Aufgabe des Staates muß es verflixt noch ´mal sein, Kinder vor Brutalität und sexuellem Wahn zu schützen!