Zwei Studien, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurden, lassen in erschreckendem Maße die Bildungsversäumnisse unserer Gesellschaft erkennen, zeigen aber auch positive Ergebnisse.
Berufswunsch „Hartz IV“
Nach der neuen „Shell-Studie“ haben 10 bis 15 Prozent der Jugendlichen keinen Bildungsabschluß und finden deshalb in aller Regel keinen Arbeitsplatz. Sie fallen also damit direkt – und meist auf Lebenszeit – in das Auffangnetz des Sozialstaates, in das sie natürlich auch nichts einzahlen (können). Besonders dramatisch ist diese Entwicklung in der sogenannten Unterschicht, gleich ob deutscher oder ausländischer Herkunft. Diese jungen Menschen interessieren sich eher für Computerspiele und sind besonders häufig Dauer-Fernsehgucker – wenn sie denn nicht gleich in die Kriminalität abgleiten. Da sie für sich keine Zukunftschance sehen, haben sie „Null Bock“ auf die Gesellschaft, wodurch die Entwicklung eines „bildungsfernen Sozialproletariats“ gefördert wird. In diesen Kreisen wird als Berufswunsch oft angegeben: „Ich werde Hartz IV.“ (Zu diesem Ergebnis ist der vielfach geschmähte Thilo Sarrazin übrigens auch gekommen.) Hauptschulabgänger, vor allem ohne Abschluß, und sonstige Schulabbrecher werden besonders häufig arbeitslos. Das ergibt eine ebenfalls neue Studie der Bertelsmann-Stiftung. Im Jahre 2009 haben rund 65.000 junge Menschen die Schule ohne jeden Abschluß verlassen. Das Erlangen einer Lehrstelle wird für sie nahezu aussichtslos. Wer keine Berufsausbildung (oder das Abitur) hat, trägt der Studie zufolge zudem ein höheres Risiko, arbeitslos zu werden. Das gilt auch für Realschulabgänger ohne Lehre, von denen 23 Prozent ohne Arbeit blieben. Von denen aber, die eine Lehre absolviert haben, werden „nur“ neun Prozent arbeitslos. Bessere Bildung schützt also besser vor Arbeitslosigkeit.
Bekenntnis zu konservativen Grundwerten
Die Shell-Studie brachte aber auch erfreuliche Angaben. Viele Jugendliche zeigen (wieder) Optimismus, was ihre Zukunft angeht. Sie glauben, ihren Platz im Leben durch eigene Leistung finden zu können. Diese Zuversicht hängt allerdings zunehmend davon ab, welcher sozialen Schicht sie angehören. Und, was für Konservative höchst erfreulich ist: Die Studie zeigt auch, daß für die meisten jungen Menschen Bekenntnisse zu Familie, Treue, Enthaltsamkeit und Verläßlichkeit einen hohen Stellenwert haben. Das ist gegenüber der oft die Schlagzeilen beherrschenden „Null-Bock-Generation“ geradezu ermutigend. Allerdings eint die meisten Jugendlichen die Furcht vor dem sozialen Abstieg. Hier ist die Politik in besonderem Maße gefordert. Sie muß stärker vermitteln, daß Bildung der Schlüssel zum Erfolg ist, und viel mehr tun, um sie zu fördern. Das muß so früh wie möglich erfolgen, nämlich schon im Kindergarten und in den Grundschulen. Ein Absenken des Bildungsniveaus, um möglichst viele „mitzunehmen“, kann nicht die Antwort sein. Schon gar nicht auf das Problem, wie man jene erreicht, die den Anschluß an die Gesellschaft zu verlieren drohen. Hier muß die Politik sich schnell – jedenfalls schneller als bisher – etwas einfallen lassen. Wohlfeile Sonntagsreden genügen da nicht.