Elend in der Grundschule – „wall es schbas macht…“ Schlechter Ruf der Hauptschule ist politisch gewollt

Selbst die CDU ist auf dem besten – besser: schlechten – Weg, die Grundschule bzw. Hauptschule abzuschaffen. Angeblich gebe es zu wenig Schüler. Diese Begründung ist aber nur vorgeschoben; denn seit Jahren basteln Schulideologen an der „Einheitsschule“ – schließlich sind wir ja alle gleich! Und schon wieder sind die Weichen gestellt, die uns die 68er weiland vorgestellt haben. Zu besichtigen sind die Folgen der falschen Bildungspolitik bereits heute an den Grundschulen. Früher erhielt man in der „Volkschule“ (Grundschule) in den ersten vier Jahren eine verhältnismäßig breite, wenn auch nicht vertiefte Allgemeinbildung. Dann konnten Eltern, Lehrer und Schüler entscheiden, welchen weiteren Schulweg sie aufnehmen konnten: Verbleib in der Grundschule oder Wechsel zur „Höheren Schule“. Das ist Vergangenheit! Heute lernen die Kinder in den ersten vier Klassen eben nicht mehr bzw. völlig unzureichend die grundlegenden Kulturtechniken. Sie lernen nicht einmal richtiges Schreiben. In Hamburg z. B. wird die Grundschrift zumindest im ersten Schuljahr nicht vermittelt. Es handelt sich offensichtlich, so schreibt Heike Schmoll in der FAZ vom 1.9.2011 „um eines jener unsinnigen schulpolitischen Himmelfahrtskommandos, die schon in wenigen Jahren bereut werden könnten, wenn sich die Folgen zeigen“. So lernt man in Berlin in den ersten Grundschuljahren nur Druckschrift, wodurch die Kinder allgemeine Texte in Schreibschrift nicht entziffern können. In Bayern ist es hingegen normal, daß die Schüler beide Arten lernen, in der ersten Klasse Grundschrift oder Druckschrift, in der zweiten Klasse Schreibschrift. Und schon beim Erlernen der Grundschrift wird dort auf korrekte Rechtschreibung geachtet, damit sich ein richtiges Schriftbild optisch einprägt. Am Ende der vierten Klasse müssen die Schüler in Bayern, in Sachsen und in Thüringen die deutsche Rechtschreibung beherrschen. Kein Wunder, daß ausgerechnet diese Länder bei Vergleichen stets am besten abschneiden.

Nicht lesen, nicht verstehen Im Umkehrschluß: Überall da, wo etwa die phonetische Schreibweise praktiziert wird – wo Kinder also genauso schreiben, wie sie Wörter hören, und die Korrektur erst am Ende der Grundschule einsetzt – haben sie große Rechtschreib-Schwierigkeiten. Im vierten Schuljahr einer solchen Hamburger Klasse z. B. war nur ein einziger Schüler in der Lage, flüssig zu lesen. In Bremen antwortete eine Schülerin der vierten (!) Klasse schriftlich auf die Frage, warum man sich für Zeitungen interessieren sollte: „Wall man über die Zeitung erfahren kann. Ich wörte gern Reporterin werden. Es ist nämlich spannt in der Zeitung zu lesen. Wall das sint spannte Sachen drin sind.“ Ein anderer Schüler schreibt: „wall es schbas macht“. Heike Schmoll (FAZ) berichtet, daß es in zwei vierten Klassen in Bremen keinen einzigen Schüler gebe, der fehlerlos schreibt. Und so werden immer mehr Bildungskrüppel herangezogen. Sie können zwar fingerfertig die Tasten ihres Laptops oder ihres Handys bearbeiten, gute Bücher aber nicht lesen und verstehen.

„Hilfreiche“ Einheitsschule Auf dem Weg zur Nivellierung – in Klartext also: Niveausenkung – der Grundbildung wird das Instrument der Einheitsschule gewiß „hilfreich“ sein. Die Bundesbildungsministerin Annette Schavan ist auf dem besten Weg, das „differenzierte Bildungssystem“ zu ruinieren und der Einheitsschule den Weg zu ebnen. Es wird nicht nur die Hauptschule, sondern auch die Realschule abgeschafft. Das wird dazu führen, daß jede(r) einigermaßen Begabte schleunigst versuchen wird, aufs Gymnasium zu wechseln. Das wiederum wird die Apostel der Einheitsschule dazu anspornen, nun auch das Gymnasium auf den Müll der Schulpolitik zu schleudern.

Der schlechte Ruf der Hauptschule beruht nicht auf ihrer pädagogischen Unzulänglichkeit, sondern ist politisch gewollt und befeuert worden. Wenn das Institut für Demoskopie in Allensbach festgestellt hat, daß nur noch zwei Prozent der Grundschul-Eltern einen Platz für ihre Kinder in einer Hauptschule wünschen, so ist das ein Ergebnis einer bestimmten Gesellschaftspolitik. Aber die Auswahl einer bestimmten Schule ist kein Wunschkonzert, sondern beruht auf dem Anspruch, ein Kind seiner Begabung entsprechend zu fördern (und zu fordern).

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