Die Türkei schleppt eine Altlast mit sich rum, die ihr so peinlich ist, daß sie aggressiv reagiert, wenn man daran auch nur tippt: das Armenien-Blutbad bzw. der Völkermord (1915). Die Verharmlosung dieses Genozids gehört zur Stammargumentation am Bosporus. Man dreht den Spieß um und spricht zynisch vom „armenischen Aggressor“.
Nun hat sich die französische Nationalversammlung erdreistet, ein Gesetz zu erlassen, daß eben diese Verharmlosung des Massakers an den Armeniern unter Strafe stellt (wäre übrigens ein gutes Vorbild für Deutschland). Nun schäumen die Osmanen und sprechen doch tatsächlich von „Massaker an der Pressefreiheit“ (Erdogan). Er sollte besser vor der eigenen Tür kehren. Die Hilfsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ hat am 25 Januar d. J. den Türken vorgeworfen, just diese Pressefreiheit mit Füßen zu treten. Das Land am Bosporus ist im Index der Pressefreiheit von Platz 148 auf Platz 179 zurückgestuft worden! Latente antisemitische Stimmungsmache tut ein Übriges. Und so hat die Türkei rund um ihr eigenes Land kaum noch Freunde (außer Aserbeidschan): Mit Griechenland, Zypern, Armenien, Irak und neuerdings Israel strebt das Land einer Isolierung zu. Sucht die Türkei deshalb das Heil in der EU?