Nix mehr mit „bildungsrückständiges Deutschland“. Es geht aufwärts, Jungs! Mehr als jeder zweite Jugendliche (55 %) besucht heute eine Hochschule. Werden wir also ein Volk von lauter Hochgebildeten? Da sollte man doch einmal näher hinschauen.
Der jüngste „Nationale Bildungsbericht“ scheint es zu bestätigen. Nicht nur „oben“, auch „unten“ tut sich was: Fast alle Drei- bis Fünfjährigen besuchen Betreuungseinrichtungen (Kita etc.).
Der Bildungsbericht stellt aber auch Defizite fest. Die Lehrerschaft ist weitgehend überaltert, die Strukturen in den Bildungseinrichtungen seien „zu starr“, und es bestehe weiterhin eine „soziale Auslese beim Hochschulzugang“: 77 % der Kinder aus Akademikerfamilien studieren, von den Kindern von Eltern mit Hauptschulabschluß seien es nur 13 Prozent. Jeder fünfte Schüler im Alter von 15 Jahren könne nicht richtig lesen.
Was der Bildungsbericht nicht sagt: Natürlich kann ich die Hochschulquote anheben, wenn ich die Eingangsbarrieren senke, also das Bildniveau, die Bildungsanforderungen herunterschraube. Und wenn ich dem Bildungsbereich immer wieder Geld wegnehme, darf ich mich über Lehrermangel bzw. veraltete Lehrerschaft nicht wundern. Wozu der Bildungsbericht auch nichts sagt, ist die Rolle der Eltern. Stattdessen schimmert Sympathie für „Betreuungseinrichtungen“ durch.
Was soll der Bildungsbericht? Ernstgenommen wird er offensichtlich nicht; denn die Bundesregierung hat bereits verlauten lassen, da sei die Meinung der Wissenschaftler, die Meinung der Regierung sei das nicht. Aber bitteschön, was ist denn die Meinung der Regierung? Wie heißt eigentlich die „Bundesbildungsministerin“? Und noch etwas: Lohnt es sich, für einen solchen Bericht 1,5 Millionen Euro auszugeben, wenn er gleich wieder in den Schubladen der Beamtenstuben verschwindet?