Niemand bestreitet ernsthaft, daß Fluglärm zu den häßlichen Belastungen beim Flugverkehr gehört. Und man darf auch sehr viel Verständnis für die Bürger haben, die vom Fluglärm betroffen sind und sich dagegen wehren.
Was sich aber seit einigen Monaten in Frankfurt – und vermutlich demnächst auch in Berlin – (im wahrsten Sinne des Wortes:) „abspielt“, ist ein Theater, das schon längst die Grenzen der Toleranz überschritten hat. Unter maßgeblicher Beteiligung der Grünen, vieler „Bürgerinitiativen“ und allerlei „Betroffener“ finden jeden Montag im (!) Flughafen Frankfurt Demonstrationszüge gegen Flughafen und Fluglärm statt. Im Durchschnitt nehmen rund 3.000 Personen an diesen „Events“ teil. Inzwischen haben die Demonstrationsaufzüge karnevalesken Charakter angenommen, zu denen auch Leute hinpilgern, die von weit her kommen, nur um ´mal ´was Lustiges zu erleben. Es scheint, als wollte sich bestimmte Gruppen gegenseitig mit „pfiffigen Ideen“ beim Kampf gegen das „Ungeheuer“ Fraport AG“ (Flughafen-Betreiber) übertreffen. Manch eine Verlautbarung läßt vermuten, daß ganz plötzlich die Apokalypse über die Region hereingebrochen sei.
Montag für Montag malen die Flughafengegner das Bild einer sterbenden, ja toten Region. Kein Klischee ist ihnen zu billig, kein Vorwurf zu unsinnig, keine andere Meinung akzeptabel. „Alle sind betroffen, alle!“ Wirklich? Die Region Frankfurt/Rhein/Main lebt aber – trotz des nicht zu überhörenden Fluglärms! Selbst in stark betroffenen Kommunen ist der Wohnungsmarkt lebendig, wird neugebaut, ziehen Bürger ein, wächst die wirtschaftliche Leistung.
Die Protestierer gegen den Fluglärm, gegen den Flughafen(ausbau), tun so, als sprächen sie, und nur sie, für die Region. Wer nicht mitmacht, wird niedergemacht. Bei ihrer Kritik und ihren Protestaktionen übertreten sie häufig bewußt die Grenzen des Anstandes und des Respekts vor Anderen. Wir erleben derzeit – und mit steigender Intensität – eine Grenzüberschreitung der gebotenen gegenseitigen Achtung. Flughafen-Befürworter – die gibt´s auch – werden angepöbelt oder am Austausch der Meinung gehindert und unter den Generalverdacht bewußter Volksschädigung gestellt. Zumeist anonyme Briefe mit wüsten Beschimpfungen flattern ins Haus der „Bürgeraktion PRO Flughafen, Sachbeschädigung ist kein Tabu. „Gutmenschen“ sind die, die gegen den Fluglärm kämpfen. Die andern werden von den Gutmenschen als Bösmenschen bezeichnet, die „für mehr Fluglärm“ eintreten.
Eine offensichtlich wirklich betroffene Bürgerin schreibt, genervt von diesen Manipulateuren, an eine Lokalzeitung, beklagt den inzwischen „immer aggressiveren Ton“ und vermutet, daß „teilweise an den Demos gar keine wirklich Betroffenen“ teilnähmen. Sie habe den Eindruck, daß die Montagsdemonstrationen für viele nur ein Event sei, bei dem man „hupend und trötend durch das Terminal 1“ marschiere. „Tumbe Parolen“, „beleidigende Pamphlete“ etc. zeigten, daß „der Protest nicht nur unfair, sondern auch unseriös geworden ist“.
Linke Regie
Viele Protest-Zuschriften, die die Bürgeraktion der Flughafen-Befürworter erhält, fallen durch gleiche oder ähnliche Wortwahl auf. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, daß hier eine „linke“ Regie im Hintergrund wirkt.
Es ist die alte Methode der Gesellschaftsveränderer: den Gegner herabwürdigen, aber die eigene Position erhöhen und als die allein richtige darzustellen. Und da scheint jedes Mittel recht. Die Frankfurter Grünen scheinen ein etwas merkwürdiges Verständnis von Toleranz und Achtung zu haben. Erinnert sei an die unseligen „Karfreitags-Tänze“, bei denen Grüne und Grüninnen gegen die friedliche Prozession kroatischer Katholiken polemisierten.
Nach der Devise „Wer hat noch ´ne Idee?“ wurden z. B. auf facebook die Namen und Adressen von Flughafen-Befürwortern veröffentlicht. Private Telefon-Nummern prominenter Politiker wurden bekanntgegeben mit dem Hinweis, „die Bürger“ sollten zu den „Nachtflugverbot-Zeiten“ (23-5 Uhr) dort anrufen und gegen Fluglärm protestieren. Ein besonders Aktiver dieser Szene lud Fluglärm auf seinen PC und fuhr vor die Häuser einiger Prominenter. Mittels Schallverstärker wurde so der Fluglärm direkt vor die Haustür dieser Politiker getragen. Das ist Lärmterror, der das Amt mit der Person verwechselt.
Unfreiwillig komisch wurde ein „Fluglärm-Straßenfest“, das die Aktivisten im Stadtteil Niederrad organisierten: Eingeladen wurden nicht nur Anrainer, sondern auch „Gäste“ aus nah und fern, um am eigenen Leib die Lärmbelastungen zu erfahren. Schließlich donnern die Flugzeuge ja ohn´ Unterlaß über das beschauliche Niederrad und verbreiten Höllenlärm.
Die Gäste strömten Sonderzahl herbei. Aber welch´ ein Pech: Justament an diesem Tag hörte man kein einziges Flugzeug, partout keinen Lärm. Es herrschte nämlich Ostwind, und bei Ostwind hört man die Flugzeuge nicht. So ein Pech aber auch. Grüne und Rote hatten plötzlich lange Nasen. Kleine Anmerkung: Man hätte sich natürlich auch über diesen ruhigen Tag freuen können. Aber vermutlich wäre das nicht so „politisch korrekt“ gewesen.
„Ham ´se ´mal ´ne Unterschrift?
Ein „betroffen“ zu sein habender Bürger schildert eine andere komische Erfahrung:
„Ich wohne ´auf dem Dorf`, nicht weit weg vom Flughafen, aber vom Fluglärm kaum betroffen.
Neulich klingelt es bei mir. Ich öffne die Tür. Vor mir steht ein Männlein, Typ Lehrer, ökologisch-basisbewegt. Seine Mine zeigt tiefe Betroffenheit und Sorge. Ich frage freundlich nach seinem Begehr. Er räuspert sich, kramt aus seiner Tasche ein Papier hervor und fragt, ob ich bereit sei, „hier“ zu unterschreiben.
Immer noch höflich frage ich, um was es denn geht. Er antwortet: „Hier können Sie den Protest gegen Fluglärm unterschreiben.“ Ich: „Aber hier gibt´s doch gar keinen Fluglärm.“ Das Männlein: „Aber Sie wissen doch, daß Fluglärm krank macht?“ Ich: „Kann sein, weiß ich aber nicht so genau.“ Er: „Ja, dann könnten Sie doch hier unterschreiben; denn Fluglärm macht krank.“ Nun werde ich bockig: „Entschuldigung, aber wir haben hier keinen Fluglärm!“ Das Männlein räuspert sich erneut und fährt scheinbar ungebremst fort: „Ja, aber wenn man weiß, daß Fluglärm krank macht, dann müssen wir doch etwas dagegen tun. Und deshalb sollten Sie hier unterschreiben.“ „Tue ich aber nicht!“, antworte ich nun etwas deutlicher. Männlein geht, murmelt „Schade, er weiß nicht, um was es geht, er kapiert´s nicht…“ und verschwindet.
Kurz drauf klingelt es erneut. Meine Nachbarin steht besorgt vor der Tür. „Hast Du auch unterschrieben? Eben war ein Mann bei mir und hat mir erzählt, wie krank Fluglärm macht. Das ist ja entsetzlich. Ich hab ´gleich so ´nen Protest unterschrieben.“ Ich: „Aber wir haben doch hier gar keinen Fluglärm.“ Sie: „Ja, aber man weiß nicht…“
Nein, liebes Männlein, ich hab´s kapiert. So geht das also: Man muß nur lange genug behaupten, daß der Fluglärm stört und krank macht – auch wenn er nur „gefühlt“ ist. Und so geht das auch bei der grünen Klage über den Untergang der Welt. Man muß nur fest daran glauben.
Steter Tropfen höhlt den Stein.