Die Zeitung „Die Welt“ meldete am 25.09.12, daß in Deutschland etwa 20 Millionen Schweine jährlich auf dem Müll landeten. Nicht nur das, sondern insgesamt ein Drittel aller Nahrungsmittel würden in Deutschland und anderen hochentwickelten Staaten ebenfalls diesen Weg der Schweine gehen.
Lebensmittel-Experten sehen die Ursache für die sinnlose Mast und anschließende Tötung der Schlachtschweine im niedrigen Preis. Wäre Schweinefleisch teurer, würden die Verbraucher es mehr achten. Dies wiederum wird durch eine ausgeuferte Subventionierung unterlaufen. Weniger Subventionierung erbrächte also weniger Anreiz, die Tiere zu entsorgen. Bei uns werden rund 1,8 Millionen Fördergelder in Ackerflächen zur Tierfutter-Herstellung und in Stallneubauten gesteckt. Hinzu kommen noch Zollerleichterungen beim Import. Ein Teufelskreis.
Erschütternd wirken diese Zahlen aber erst, wenn man sie in einen Zusammenhang mit dem Hunger in der Welt bringt. Meinen Freund Claus Dehl, Washington-Korrespondent, hatte diese Nachricht ebenfalls aufgeschreckt. Er recherchierte in den USA und sandte mir folgende Berechnung:
13 Mio. Tonnen Mais machen 3 Mio. Menschen für 1 Jahr lang satt
Dehl hat gerechnet: Ein durchschnittliches Schlachtschwein wiegt rd. 100 kg. Für 1 kg Fleisch braucht man etwa 6-7 kg Futter, i. d. Regel Mais.
Wenn 20 Millionen Schweine nach der Mast „weggeworfen“ werden, bedeutet dies etwa 2 Milliarden Kilo Schweinefleisch, für das 13 Milliarden Kilo Mais letztlich sinnlos verfüttert wurden. Auf bestem Ackerland, z. B. im Mittleren Westen der USA – ein solch gutes Ackerland wie dort gibt es in Deutschland nirgends – werden pro acres (1 acre = 4047 qm, 1 Hektar ist also das 2,5 fache) rund 190 bushel (rd. 25 kg) Mais geerntet. Auf einem Hektar kann man dementsprechend 1 Tonne Mais ernten. Man benötigt also rund 2,5 Hektar bestes Farmland für diese sinnlose Schweinemast.
Mit 13 Mio. Tonnen Mais könnte man aber auch rd. 1 Milliarde Menschen 1 Tag lang satt machen oder 3 Millionen Menschen ein ganzes Jahr lang. Wer spricht darüber? Offensichtlich regt sich niemand auf. „Da erscheinen die Bio-Sprit-Debatte und die Lebensmittel-Spekulanten-Aufregung doch reichlich scheinheilig“, schloß Dehl seinen Bericht. Dem ist nichts hinzuzufügen.