Nun haben wir den Salat: Die Maisernte in den USA ist doch deutlich besser ausgefallen, als die Unken aller Welt vorhersagten. Trotz der Rekordtemperaturen und der historischen Dürre im mittleren Westen der USA konnte eine noch halbwegs befriedigende Ernte eingefahren werden. Die Erträge lagen zwar mit 122 bushels im US-Durchschnitt um 17 % unter dem Wert des Vorjahres, dabei muß jedoch berücksichtigt werden, daß die Anbaufläche wegen der starken Nachfrage nach Mais zuletzt deutlich vergrößert wurde.
Erinnern wir uns an die aufgeregten Schreckensmeldungen des Sommers. In der Kornkammer der Vereinigten Staaten, von Nebraska bis Ohio und von Minnesota bis Missouri, herrschte eine noch nie verzeichnete Hitzewelle und Dürre. Der Juli war der heißeste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1895. Die zwölf Monate zuvor, also die Zeit von Juli 2011 bis Juni 2012, waren so warm wie noch kein entsprechender Zeitabschnitt bisher. Im Juli, zur kritischen Zeit der Fruchtbildung, war es zeitweise nahezu 40° C heiß.
Weltweit herrschte große Sorge über eine zu erwartende katastrophale Mißernte bei der größten Maisexport-Nation der Welt. Hungersnöte und –aufstände in den armen Ländern der 3. Welt wurden von vielen Experten vorhergesagt. Die Produktion von Bio-Kraftstoffen aus Mais galt vielen als skandalös. An der Spitze der Empörung marschierten, wen verwundert es, natürlich die deutschen Grünen. Renate Künast, die Dame mit dem notorisch erhobenen Zeigefinger, machte in tiefer Betroffenheit und wetterte über die bösen (amerikanischen) Kapitalisten, die mit der menschlichen Nahrung ihre zu verachtenden Geschäfte machen. Auch Konservative sahen die Lage kritisch, vor allem die Verwendung von Mais zur Produktion von Bio-Ethanol. „Essen gehört auf den Teller und nicht in den Tank“, war eine gängige Parole.
Wie kam es, daß die „Historische Dürre“ nicht zur „Historischen Hungersnot“ wurde? Ein genaues Hinschauen lohnt. Verantwortlich dafür, daß der Mais-Weltmarkt einigermaßen stabil blieb, waren vor allem die in Deutschland so sehr verachteten genveränderten Saaten. Eine große Rolle spielt auch der Fortschritt in der chemischen Industrie, die immer bessere Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel liefert. Computer- und GPS-unterstützte Landmaschinen tun das Übrige.
So zeigt sich wieder einmal, daß der „böse“ Markt eine der sozialsten Errungenschaften der Menschheit ist. Wenn die Nachfrage nach einem Gut steigt, in diesem Fall nach Mais, dann gibt es Chancen, Geld zu verdienen. Aus brachliegenden Flächen, die bisher nicht kostendeckend zu bearbeiten waren, werden Ackerflächen. Moderne Chemie und Bio-Technologie ermöglichen Erträge auch dort, selbst in Zeiten außergewöhnlicher Trockenheit und Hitze.
Für die Fraktion der Gutmenschen keine leichte Situation, denn nur von Parolen – und werden sie auch mit noch so viel Pathos vorgetragen – werden die Menschen nicht satt. Wer gegen das freie Spiel der Kräfte an den Märkten, ja auch und gerade an den Lebensmittelmärkten, ist und sich dem technologischen Fortschritt, wo er nur kann, verweigert, ja auch dem Fortschritt in der Bio-Technologie und der Chemie, der hat kein Recht, den Hunger in der Welt zu beklagen. Wer nur gegen alles ist, ist Teil des Problems, nicht der Lösung.
Mit dem Saatgut von vorgestern, Dünger aus dem Kuhstall und Schädlingsbekämpfung ohne Chemie, kann man gewiß ausreichend diejenigen Lebensmittel erzeugen, die für hohe Preise auf den Bio-Märkten in den Szene-Vierteln an die Ökogläubigen verhökert werden. Für die in atemberaubender Geschwindigkeit wachsende Weltbevölkerung ist dann jedoch nichts übrig.
Claus Dehl, Washington-Korrespondent