Mein Notebook hat die Zeichen derZeit noch nicht erkannt. Wenn ich das Wort „Vorständin“ schreibe, wird es von diesem blöden Apparat rot unterstrichen, was heißen will: „Fehler, mein Junge!“ Wie kann ich bloß so rückständig sein!
Nun haben sich wohllöblich doch mehr Frauen als früher dazu entschlossen, in das obere Management von Großunternehmen einzuziehen, schon geht – ganz deutsch – der Streit um die Besetzung der Begriffe los. Gedankenlos sprach „man“ bisher von „Vorstand“: „Herr Meyer ist Vorstand bei BMW, Frau Schmitz ist Vorstand bei VW“ usw. Geht nicht, geht gar nicht! Wo bleibt die Anerkennung der Frau in unserer Wirtschaftsgesellschaft?
Ein neues Wort muß her, das wohl nur in politisch-korrekt kranken Hirnen ausgebrütet werden konnte: die Vorständin, Plural: die Vorständinnen. Da sträubt sich die Feder. Doch siehe da: Die „Vorständin“ ist bereits auf dem Weg direkt in den Duden. Auf der dazu passenden Votiv-Tafel zu St. Feminin steht gewiß der Text: „Claudia hat geholfen!“ Applaus!
Was beim „Vorstand“ recht ist, muß beim „Studenten“ erst recht billig sein. Der Gattungsbegriff stirbt aus, rasant befördert vom Gender Mainstream. Eine Studentin sieht sich heute z. B. vom Begriff „Student“ (bzw. Studenten) nicht erfaßt und entwürdigt. So ein Quatsch! Das Wort stammt vom Lateinischen „studere“, das Deklinieren (und beim Verb das Konjugieren) leitet sich also auch aus dem Lateinischen ab: „studens“ ist das Partizip Präsens Aktiv von studere und ändert sich im Plural zu „studentes“ – was nach gefestigter philologischer Übung keinem genus (Geschlecht) zuzuordnen, also geschlechtsneutral ist. „Studentes“ sind, zumindest für den Lateiner, also sowohl Männer als auch Frauen. Für „Studierende“ läßt die Philologie keinen Platz. Ob das die Grünen und Grüninnen bzw. Grünenden und Grünendinnen beeindruckt? Ich zweifle.