Das Volk und die Herrschenden – das ist oft ein Konflikt und weniger ein Miteinander – wie Ortega y Gasset weiland bereits erkannte. Soeben kommt ein neues Beispiel für „die da-oben“ und „wir da-unten“, für Rot/Grün einerseits und für die Bürger andererseits:
Es begab sich zu Voerde, einem beschaulichen Städtchen am Niederrhein, daß der Hohe Rat der Stadt Beschluß faßte, die bisherige „Hindenburgstraße“ in „Willy Brandt-Straße“ umzubenennen. Hindenburg ginge gar nicht, Brandt ginge immer.Was politisch so schön auszumalen – und politisch korrekt! – ist, war aber ganz offensichtlich nicht nach dem Gusto des gemeinen Volkes zu Voerde. Diese unbelehrbare Masse rottete sich männiglich zusammen und tat dem Rat einen Tort an, dergestalt, daß man nach gehabtem großem, aber ergebnislosem Protestgeschrei zur Waffe des Bürgerbegehrens griff. Der erste Streich – erfolgreich.
Der Rat war entsetzt und ignorierte das „Bürgerbegehren“, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die wackeren Bürger focht das aber nicht. Sie legten nach und schossen den Giftpfeil eines „Bürgerentscheides“ mitten ins flatternde Herz der Stadtväter und –mütter (muß ja hinzugefügt werden). Es kam, wie es kommen mußte: Ein Sieg für Kaiser, Volk und Vaterland – äh, der Bürgerentscheid brachte ein höchst respektables Ergebnis von 92,6 Prozent für die Beibehaltung Hindenburgs! Ein Hoch den wackeren Recken! Nun überlegt der Hohe Rat, ob er sich ein neues Volk suchen sollte.