Die Diskussion um das Urteil gegen Ulli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung zeitigt seltsame Blüten. Natürlich ist Hoeneß sympathisch, (bisher) Vorbild und ein erfolgreicher Sportler und Unternehmer, der viel Gutes getan und vielen Menschen geholfen hat. Andererseits ist er ein Mensch mit erheblicher krimineller Energie. Und da spaltet sich die Blog-Gesellschaft:
Einerseits die Forderung: Gnade für den Sünder, andererseits die volle Härte des Gesetzes. In der Diskussion mit ansonsten konservativen Menschen werden plötzlich alle Rechtsstaatsprinzipien über Haufen geworfen. Der Fußball regiert die Welt. Wirklich? Ist ein erfolgreicher Fußballer, Unternehmer und Mäzen sakrosankt?
Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern, ist nun rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden. Für mich unbegreiflich kommentiert z. B. die „Junge Freiheit“ das Urteil in einem Sinne, der die Dinge auf den Kopf stellt. Bei aller Ehrfurcht vor der “Jungen Freiheit”: Ihr Redakteur Roland Gläser hat überhaupt nicht recht, sondern er vermengt geradezu dümmlich zwei völlig verschiedene Tatbestände, weil sie ihm ins polemische Konzept passen. Was zum Kuckuck hat die öffentliche Verschwendung, die in der Tat zum Himmel schreit, mit dem Fall Uli Hoeneß zu tun? Was haben (skandalös) milde Urteile gegen verbrecherische Ausländer mit der Steuerhinterziehung von Hoeneß gemein? Hoeneß hat doch nicht Steuern hinterzogen aus Protest gegen den gefräßigen Staat oder gegen (in der Tat) zu milde verurteilte Migranten, sondern weil er über viele Jahre hinweg sein Einkommen kräftig vermehren wollte und konnte – also aus rein persönlichen, privaten, egoistischen Motiven. Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel! Hoeneß ist Sünder, und eben nicht ein Sündenbock. Für was denn?
Die „Junge Freiheit“ gibt sich sonst so staatstragend und verteidigt die Werte unserer Gesellschaft, unterhöhlt aber mit diesem Kommentar jedes Gefühl von Gerechtigkeit und Rechtsstaat. Auch wenn man Uli Hoeneß schätzt und seine entrichteten Steuern sowie seine (reichlichen) sozialen Wohltaten achtet – er ist ein Steuersünder in kriminellem Umfang. Seinen Betrug am Staat, also uns Bürgern, kann er mit Wohltaten nicht aufwiegen. Die “Botschaft” dieses Falles heißt schlicht und einfach: Wohltaten sind gut, aber sie sollten von ehrenwerten Bürgern stammen; denn sonst kriegen sie das G´schmäckle des Freikaufens und des Ablenkens von Schuld. Uli Hoeneß ist kein Sündenbock (“Junge Freiheit”), sondern ein Sünder, der seinen Steuerbetrug vorsätzlich über Jahre hinweg begangen hat.