Deutschland gerät immer mehr in einen Sprachnotstand. Wer „beherrscht“ eigentlich noch die deutsche Sprache? Ich fürchte, bald niemand mehr. In den Schulen soll den Kindern die Schreibsprache entwöhnt und eine Drucksprache angewöhnt werden. Das ist nicht nur eine Folge von Twitter und Genossen, sondern entspringt einem Denkschema, das die Schaffung des neuen Menschen und die Entnationalisierung vorantreiben soll. Wir werden uns bald mit diesem Thema beschäftigen müssen; denn immer mehr Kinder werden verlernen, sich im wahrsten Sinne des Wortes “flüssig“ schriftlich zu äußern. Daß die Verwendung der deutschen Sprache auch mündlich zu wünschen übrig läßt, erfährt man allüberall – in der Bahn, im Bus, auf der Straße.
Der Genetiv ist schon so gut wie tot, die Beherrschung insbesondere der Interpunktion gehört ins Reich der Fabelwesen: Kennt noch jemand den richtigen Gebrauch von Komma, Semikolon, Binde- oder Gedankenstrich? Die Kunst der Deklination ist dem Zufall überlassen, ebenso die Herstellung korrekter sprachlogischer Bezüge – offenbar eine schwierige Angelegenheit. Das beweist wieder einmal der von mir arg strapazierte SWR. So hörte ich am 7.3. um 18.o1 Uhr in der Sendung „Nachrichten“ des SWR1 zu den Problemen des Nürburgringes u. a. folgende Meldung: „…Die insolvente Rennstrecke soll in Kürze von… übernommen werden…“ Gütiger Himmel! Ich habe noch nie eine „insolvente Rennstrecke“ oder ein „insolventes Auto“ usw. gesehen; denn eine Rennstrecke kann nicht insolvent werden, allenfalls der Betreiber oder Eigentümer.
Gleich kriegte ich noch einen Tritt in mein Sprachkreuz: „Wir gedenken heute den Opfern…“ Und solche Fehler am laufenden Band. Man muß nur ´mal aufmerksam zuhören, und dann kann man getrost der Opfer des schludrigen Gebrauchs der deutschen Sprache gedenken. Wohlgemerkt, niemand sollte ´was gegen Sprachschnitzer oder Tipfehler haben – ist ja alles menschlich. Aber hier werden strukturelle Fehler einer „verschlankten“ Bildungspolitik allzu deutlich. Da sollten sich Politik und Lehrerschaft viel stärker arrangieren …äh, ich meinte engagieren.
Das deutsche Bildungssystem hat unübersehbare Schwächen und schwächelt immer stärker. Fragen Sie ´mal Ausbilder oder Professoren, was da an Abiturienten abgeliefert wird! Die „allgemeine Hochschulreife“ umfaßt offenbar mitnichten die Beherrschung der deutschen Rechtschreibung. Und nur herzinfarktwilligen Sprachliebhabern kann ich die Lektüre verschiedener Blogs empfehlen: Den oft guten Inhalten steht ein geradezu unglaubliches Deutsch gegenüber, und das auch von Akademikern. Und so geht das täglich, nicht nur im Rundfunk oder in Blogs. Merke: Wer mit seiner Sprache schlampig umgeht, geht auch mit seiner Heimat so um. Aber das paßt dann wieder zu den Gutmenschen!