Na nu, Fußball auf pi-news (“pi” = politically incorrekt)? Ja! Denn die Diskussion, die derzeit zwischen Fußball, Fans und Politik läuft, ist bei näherem Hinschauen allzu „politisch korrekt“: Man spricht nicht von den Tätern, den Verursachern der Krawalle, die ständige Polizeipräsenz erfordern, sondern von den Polizisten, die sich damit herumschlagen müssen – und von deren Kosten. Ist ja auch viel einfacher.
Deutschland ist gespalten. Aha. Aber es geht mitnichten um Kriege und Brandherde, um Christenverfolgung und Massenabschlachten von Gläubigen in aller Welt, um Hunger und Armut; es geht auch nicht um Nation und Europa. Nein, es geht um eine todernste Sache, um Fußball. Beim Fußball geht es nicht um Leben oder Tod. Die Sache ist sogar viel ernster. Die „schönste Nebensache der Welt“ wird im (wieder) bierernsten Deutschland nach der WM zur Hauptsache. Da kann jeder mitreden, kann jeder entscheiden, ob er zu diesem oder jenem „Lager“ gehört. Wir scheinen wirklich glückliche Menschen zu sein, daß wir sonst offenbar keine anderen Probleme haben. Und die Gekniffenen sind wieder ´mal die Polizisten, die am Wochenende Überstunden machen und sich vom gewaltbereiten Pöbel bespucken, treten oder verprügeln lassen müssen.
Beide Seiten haben Verpflichtungen
Betrachten wir das Thema etwas grundsätzlicher, wird klar, daß Politik, Gesellschaft und Fußball selbstverständlich miteinander zusammenhängen. Dazu gehören einige Grunderkenntnisse, die die Diskussion begleiten sollten:
1. Selbstverständlich hat der Staat – hier also die Polizei – die Pflicht, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu gewährleisten.
2. Dem geht aber die Pflicht der Veranstalter – hier der Fußballvereine und -verbände – voraus, alles zu tun, was die Ordnung in den und um die Stadien fördert.
3. Nicht zu bestreiten ist, daß in „Fußball-Städten“ Ausschreitungen vor und nach Spielen zur Tagesordnung gehören, sie sind also untrennbar mit Fußball verbunden.
4. Jeder Haushalt in unserem Lande garantiert (zwangsweise) über seine Fernsehgebühr hohe Einnahmen der Rundfunkanstalten und finanziert damit zu einem nicht geringen Teil die Einnahmen der Vereine. Die Bürger dürfen also erwarten, daß sich „der Fußball“ auch an der Finanzierung der Sicherheitskosten beteiligt.
5. Sicherheit kostet Geld, insbesondere der Einsatz oft Hunderter von Polizisten. Sie werden (bisher) aus Steuermitteln gezahlt. Damit tragen auch am Fußball unbeteiligte oder uninteressierte Bürger die mit dem Polizeieinsatz verbundenen Kosten mit.
6. Wären wir in der öffentlichen Debatte nicht so furchtbar politisch korrekt und würden Täter endlich beim Namen nennen, also Klartext reden, und die Gewaltbereitschaft viel schärfer bekämpfen und ahnden(!), könnte die Gewalt(-bereitschaft) eingedämmt bzw. zurückgedrängt werden – jedenfalls effektiver als bisher. Deshalb sollten die Ordnungsbehörden stärker (und schneller) als bisher notorische Raudis erfassen, melden und als Straftäter behandeln, die ohne Ausnahme der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden.
Politik und Fußball – kein Spannungsfeld!
Politik und Fußball haben in der jetzt aktuellen Debatte so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Zusammengefaßt: Jeder der beiden Seiten stellte die Gegenseite vor vollendete Tatsachen, ohne vorher miteinander zu reden. Bremen (als Bundesland) will in Zukunft Geld für den Polizeieinsatz, die DFL (Fußball-Liga) sagt nein und „bestraft“ Bremen mit Liebesentzug: kein Länderspiel mehr in Bremen. Die Verbohrtheit (auf beiden Seiten) kennt keine Grenzen.
– Der DFL, dem DFB ins Stammbuch: Der Fußball ist nicht Staat im Staate. Ansprüche erheben, Geld (gerne) einnehmen, aber wegducken bei den Sicherheitskosten geht nicht.
– Dem Staat ins Stammbuch: Der Fußball zieht Millionen an, das sind auch Millionen Wähler, die darauf vertrauen, daß der Staat über die Ordnung wacht.
– Einen Machtkampf zwischen Politik und Fußball können nur beide verlieren – und damit ein Stück mehr Politikverdrossenheit fördern. Immerhin entsprach die Bremer Forderung dem Beschluß eines demokratisch gewählten Landesparlaments. Das hat die DFL nahezu hämisch „übersehen“.
Konstruktiver Dialog nötig
Nun ist der Katzenjammer auf beiden Seiten groß. Es hilft nichts, sie müssen alle wieder an einen Tisch, zu einem konstruktiven Dialog kommen. NRW geht jetzt mit einem Pilotprojekt voran, das zunächst bis 27. September befristet ist. Kleiner Seitenhieb: Ganz typisch ist, daß man auch dazu nicht vorher miteinander geredet hat. „Wir waren im Vorfeld nicht über entsprechende Konzepte informiert. Die Überlegungen des NRW-Innenministeriums sind aber im Grundsatz durchaus nachvollziehbar“ (DFL-Präsident Rauball). Und NRW-Innenminister Jäger habe glaubhaft versichert, es gehe nicht darum, die Polizei aus dem öffentlichen Raum zurückzuziehen. Es tut sich wenigsten was.
Warten wir also ganz politisch korrekt den 27. September ab. Dann können wir uns ja immer noch um die anderen Problemchen in der Welt kümmern; denn „Fußball ist unser Leben” allein wäre ein wenig mager.
(http://www.pi-news.net/2014/08/zur-debatte-um-polizeipraesenz-in-fussballstadien/)