Warum Politiker so gerne von Klimaschutz reden
Von Wolfgang Thüne
Jeder Mensch ist mit einem Selbsterhaltungstrieb ausgestattet und von Natur aus ein Egoist. Er ist anfangs völlig hilflos, will aber unbedingt überleben. Wenn ihn Hunger oder Durst plagen, dann schreit er und wird nicht müde, bis sich die Mutter seiner erbarmt und seine „animalischen“ Bedürfnisse befriedigt. Er kämpft um Zuneigung und auf Zuneigung sind in einer demokratisch verfassten Gesellschaft insbesondere Politiker angewiesen. Daher werden Wahlkämpfe inszeniert. Bei der Jagd nach Mehrheiten gehen sie „Klinken putzen“ und machen bei dem Kampf um Zuneigung allerlei Versprechungen, auch sinnlose.
Sie reden das „Globalklima“ in eine fiktive Krise, malen den klimatischen Weltuntergang an die Wand, um sich selbst zu Rettern aus höchster Not zu erheben. Weltweit an oberster Stelle stehen die Versprechungen „Schutz des Globalklimas“ oder „Stopp dem Klimawandel“. Es werden „Leitplanken“ errichtet und der Erwärmung wird eine „2-Grad-Grenze“ vorgegeben. Als ob sich die Natur, insbesondere das Wetter, je danach richten würden. Aber danach fragt niemand, es ist die gewaltige Wortakrobatik,die fasziniert und uns kritiklos „Ja“ sagen lässt.
Ihren bisherigen Siegeszug bei der Abwendung der „Klimakatastrophe“ verdankt die Politik nicht ihren Appellen an den Verstand oder die Vernunft. Nein, das Bewusstsein wird geschickt unterlaufen und zielgerichtet das Unbewusste, das vom Verstand unabhängig operierende Unterbewusstsein, angesprochen. Dies geschieht am geschicktesten über die Erzeugung von Ängsten, die Schaffung einer kollektiven Panikstimmung. Die so geschürte Angst hört aus allem nur eine Silbe heraus: „Schutz“! Diesen Schutzversprechungen unterwerfen sich die Menschen, gehen ihnen sorglos auf den Leim und wundern sich, dass sie kleben bleiben. Nun entscheidet das Unterbewusstsein, das sich ja der bewussten Kontrolle durch den Verstand entzieht, autonom. Wenn 80 Prozent der Bevölkerung bedingungslos dem politischen Versprechen „Klimaschutz“ kritiklos zustimmen, dann offenbart sich die Macht der Angst-Suggestion.
Der Begriff „Klimaschutz“ hat eine ungemein beruhigende Kraft, was ihn zum Zauberwort macht. Er frönt auch den Machtgelüsten des modernen zur Überheblichkeit neigenden Menschen. Johann Gottfried von Herder (1744-1803) hat den Menschen „als ersten Freigelassenen der Schöpfung“ bezeichnet und ihm das Etikett „Erdgott“ zuerkannt. Die Erde sei das Reich des Menschen. Herder: „Sein Dasein ist, zu herrschen, mit einem Plan der Vollkommenheit in seiner Seele, zu verändern, umzuschaffen, zu veredeln, und in einem kleinen Kreise zu vervollkommnen. An Wirksamkeit, an Wissenschaft, an Kunst und Erfindung wird er ein nachahmender Gott sein, ein zweiter Schöpfer.“ Warum also nicht zu den Sternen greifen und das „Klima“ schützen?
Schon der griechische Philosoph Protagoras (490-411 v. Chr.) vertrat die Ansicht, dass der Mensch das Maß aller Dinge sei. Ihm wird der Homo-Mensura-Satz zugeschreiben: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, dass sie sind, der nichtseienden, dass sie nicht sind.“ Dahinter verbirgt sich die Aufforderung zu reiner Willkür, wonach man jeder beliebigen Sache ein beliebiges Prädikat zu- oder absprechen kann. Der Wind kann von einem als kühl, einem anderen als mild empfunden werden.
Alle Menschen schimpfen über das Wetter, aber arbeiten verbissen am „guten Klima“!
Dabei hat jeder ein ganz bestimmtes Wunschklima vor Augen, das er Wirklichkeit werden lassen möchte. Politiker bevorzugen ein ganz bestimmtes politisches und speziell parteipolitisches Klima, eingebunden in ein günstiges soziales Klima, das eine schnelle Karriere verspricht. Börsianer sehnen sich nach einem Wirtschaftsklima, das ein gutes Börsenklima verheißt. Die Wirtschaft selbst wünscht sich ein exzellentes Geschäfts- und Konjunkturklima. Die Angestellten und Arbeiter wiederum wünschen sich ein anhaltend gutes Arbeits- und Betriebsklima. Autowerkstätten bieten einen Klimaservice an und Heizungs- wie Klimatechniker werden beauftragt, ein stets allen Bedürfnissen angepasstes gutes Raumklima einzustellen. Dies gilt speziell für das Gewächshausklima, das jeweils den Wachstumsphasen der Pflanzen angepasst und genügen muss.
Im Kindergarten, der Schule wie den Universitäten muss auch jeder Zeit das Klima stimmen, um optimale Lernerfolge zu erzielen, um nicht Energien in die Schlichtung von Missgunst und Streitigkeiten zu verlieren. Die Sportbekleidungsindustrie bietet ein jedem Wetter angepasste klimataugliche Kleidung an, bis hin zur Verheißung eines guten schweißfreien Fußklimas. Verheiratete versprechen und wünschen sich ein stets ausgeglichenes Eheklima und Familien streben ein allzeit stressfreies Familienklima an. Und dann kommt noch das Ruheklima, das Karl Marx (1818-1883) wie folgt umschrieb: „In seinem Sessel, behaglich und dumm, sitzt schweigend das deutsche Publikum.“
Es gibt zahllose Worte, die in Kombination mit dem Wort „Klima“ gebracht werden können und auch Sinn ergeben. Im Rheinland wird der Sinn der „Fünften Jahreszeit“, des Karnevals, darin gesehen, der allgemeinen zwischenmenschlichen Klimapflege zu dienen. Klima, das Wort ist dem Griechischen entlehnt, ist deswegen für so viele Wortspiele geeignet, weil es „Neigung“ bedeutet. Das Wort Neigung ist unbestimmt und nimmt erst Gestalt an, wenn Grad und Ausrichtung der Neigung gemessen sind. Nicht jeder Hang ist für die Anlage eines Weinberges in einer Weinanbauregion wie Rheinhessen geeignet. Ein für den Weinanbau günstiges Mikroklima bieten nach Süd wie Südost ausgerichtete Hänge mit 20-30 Grad Neigung, die überproportional viel Sonne erhalten und die wärmsten Bedingungen aufweisen.
Ständiger Klimawechsel bereitet auch Freude. Man muss nur einmal Kleinkinder auf dem Spielplatz beobachten. Ist ein Kind allein, begnügt es sich mit einer Schaukel und setzt Neigung lustfördernd in Bewegung um. Sind mehrere Kinder da, dann wird die Wippe zum bevorzugten Spielgerät, wo man auch seine Klimamacht zeigen kann, indem man sich so schwer macht, dass der andere in der Luft hängt und mit den Beinen zappelt. Aber trotz intensivem Spiel kann ein Wort zu einer Klimakatastrophe führen. Die Zuneigung ist plötzlich vorbei und die Kleinen liegen sich in den Haaren. Die meisten menschlichen Klimatragödien spielen sich dann ab, wenn Zuneigung in Abneigung, Liebe in Hass umschlägt.
Weil der Mensch geradezu süchtig nach einem guten Klima ist, ist er für alle Klimaschutzversprechungen leicht empfänglich. Dies geschieht in der Regel unbewusst und ohne lange rationale Überlegungen. Schon Gustave Le Bon (1841-1931) kam zu der Erkenntnis, dass der Mensch in Gesellschaft, als Masse, keineswegs logisch denkt, sondern in Bildern, die durch einfache Sprachsymbolik hervorgerufen werden. Le Bon: „Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen mag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären versucht, stets ihr Opfer.“
Bewusster Betrug unseres Unterbewusstseins durch Politik und Klimaexperten
Als die Klimaexperten die „Klimakatastrophe“ 1986 als drohende Gefahr aus dem Hut zauberten und die Politik sich beeilte, die Klimapolitik ins Leben zu rufen und den Klimaschutz zu propagieren, da wurde bewusst der Eindruck erweckt, dass das Klima ein völlig eigenständiger Naturvorgang ist, der ganz direkt und konkret vom Menschen beeinflusst werden könnte. Dazu wurde ein „natürlicher Treibhauseffekt“ erfunden, der vom Mensch „anthropogen“ verstärkt oder abgeschwächt werden könne.
Hätten die Experten den Mut gehabt zu sagen, dass das Klima eine vom Menschen definierte Kunstgröße ist, um darüber indirekt die Komplexität des Wetters zu reduzieren, die keine Eigenexistenz besitzt und nichts anderes als ein „mittleres Wettergeschehen“ beschreibt, dann hätte es diese weltweite Klimaschutzpandemie nie gegeben. Denn wer will schon das Wetter schützen, das nach wie vor uns so verschlossen ist, dass wir es nicht einmal für 24 Stunden exakt vorhersagen können. Laut international gültiger Definition der in Genf ansässigen Weltorganisation für Meteorologie (WMO) muss man über 30 Jahre hinweg Wetterparameter wie Luftdruck, Temperatur, Feuchtigkeit etc. an einem Ort beobachten und aufzeichnen, um dann Mittelwerte zu berechnen. Das Ergebnis sieht man in jedem Schulatlas anhand der Klimakarten mit ihrer Vielzahl an Klimazonen. Auch wenn man die Mittelwerte aus 1000 oder 2000 Wetterstationen wiederum mittelt und zu einer „Globaltemperatur“ verdichtet, dann bedeutet das nicht, dass diese eine Art „Globalklima“ repräsentiert. Doch genau diese absolut fiktive und nirgends auf dem Globus real existierende „Globaltemperatur“ wird zum Schutzgut deklariert. Und dafür werden Milliarden und Abermilliarden verplempert, ohne dass das Wetter auch nur irgendwo auf der Erde davon Notiz nehmen würde. Geld mag Nachrichtenströme in Bewegung setzen, aber keine Strahlströme erzeugen und deren Richtung und Stärke verändern. Der Satz von Aristoteles (384-322 v. Chr.) hat unverändert Gültigkeit: „Den Wind können wir nicht ändern, wir können nur die Segel richtig setzen.“
Auch wenn wir Menschen nach politischem Geheiß absoluten Klimagehorsam üben und uns mustergültig verhalten, werden wir an der „Anarchie des Wetters“ nichts ändern, denn das Wetter ist nicht dem Klima untertan, im Gegenteil, es bestimmt den Charakter des Klimas! Mit den Worten von Immanuel Kant ist Klima ein Abstraktum, ein „Ding an sich“, das keine Existenz hat, sondern nur eine statistische Scheinexistenz, die sich in Pseudogebilden wie dem Islandtief oder Azorenhoch jahreszeitlich widerspiegelt. Dagegen ist das Wetter unbändig und unbeständig, stets wechselhaft und lässt sich nur bedingt kurzfristig mit einiger Zuverlässigkeit vorhersagen.
Im Grunde sollte man dem Ratschlag des Nobelpreisträgers Sir John Eccles (1903-1997) folgen, der sagte: „Ich bin ein Optimist, der nichts über die Zukunft weiß und der daher keine Voraussagen macht.“ Wer es dennoch wagt, wie bei der Wettervorhersage, der sollte sich der Möglichkeiten und Grenzen bewusst und darauf gefasst sein, dass jede Prognose ein Wagnis ist und schief gehen kann. Außerdem hat sie ein baldiges Verfallsdatum. Auf gar keinen Fall darf sich ein Meteorologe dazu hinreißen zu lassen, „Wetter“ versprechen oder gar garantieren zu wollen. Wetter ist ein Anfangswertproblem mit Luftdruckgebilden, die eine abschätzbare Lebensdauer haben, so dass kurzfristige Vorhersagen mit zeitlich schnell abnehmender Zuverlässigkeit möglich sind.
Doch dies gilt nicht für „Klimaprognosen“. Sie dienen einzig und allein nach Peter Kafka (1883-1924) dazu, ein „Klima der Angst“ zu erzeugen und so über die Medien zu verstärken, dass die Menschen nicht mehr zwischen realer Bedrohung und Paranoia unterscheiden können. Das Wetter kann jeder Zeit zu einer realen Bedrohung werden, doch vom vergangenen, zum „Klima“ verdichteten Wetter kann absolut keine Bedrohung oder Gefahr ausgehen. Nehmen wir uns bei dem ganzen Klimakatastrophengerede Voltaire (1694-1778) zum Vorbild. Er empfahl: „Es ist klug und weise an allem zu zweifeln.“ Haben wir wieder den Mut zum Nonkonformismus!
Vier Dinge kommen nicht zurück
Das ist 1. das gesprochene Wort, 2. der geschossene Pfeil, 3. das vergangene Leben und 4. die versäumte Gelegenheit! Und so wie sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt, so lässt sich das Wetter nicht zurückdrehen und ungeschehen machen. Wegen der Unbestimmtheit des Wetters, sollte sich der Mensch gut vor allem Wetter schützen, denn der „Schutz des Wetters“ ist eine wirklichkeitsferne Illusion.
Der Mensch hat weder das Geld noch die Energien, um lenkend in das Wettergeschehen einzugreifen. Das „Globalklima“ kann er auch nicht schützen. Was sollen also die Klimaschutzbemühungen und die ewigen Klimagipfel der Vereinten Nationen? Wann erfahren wir über die wirklichen machtpolitischen Hintergründe, warum dieses ganze Spektakel inszeniert wird, Herr Generalsekretär Ban Ki-moon?
Dipl-Meteorologe Dr. phil. Wolfgang Thüne,