Gregor Gysi – Kälteschock trotz warmer Gedanken

zorn-grafik-180x216Zorn der Ge-Rechte, Folge VIII

Wie Gregor Gysi trotz warmer Gedanken einen Kälteschock erleiden musste

Von Thomas Böhm*)

Gregor Gysi hatte sich dazu entschieden, sich für den heutigen Festakt ein wenig rustikal zu kleiden. Arbeiterklamotten waren angesagt, schließlich sollte er zum 65. Jahrestag der Stasi-Gründung auf dem ehemaligen Mauerstreifen den ersten Spatenstich setzen. Seine Partei, die LINKE, hatte beschlossen, dieses Jubiläum zu nutzen, um an historischer Stätte einige Gedenksteine aufzustellen. 50.000 an der Zahl und jeder Stein mindestens 3 Meter hoch. Leider hatte das Bauamt eine Verzierung mit Stacheldraht aus Sicherheitsgründen abgelehnt.

„Was für ein wundervoller Kraftakt“, dachte sich der Politiker, aber immerhin, die Gedenksteine waren aus gutem Beton. Gregor grinste gründlich, nachdem er noch einmal seine Rede überflogen hatte. Dass er dabei Passagen bei Ulbricht geklaut hatte, würde sicherlich kaum jemand merken. Die meisten Zeitgenossen hatten schließlich schon das Zeitliche gesegnet und den jungen Parteigenossen ging das Geschichtsbewusstsein doch ziemlich ab.

Gut gelaunt verließ er seine Wohnung, verriegelte die Tür und stellte die Alarmanlage scharf. Man musste höllisch aufpassen. In letzter Zeit trieb sich merkwürdiges Gesindel herum, die Zahl der Einbrüche hatte merklich zugenommen.

„Flüchtlinge können schon zu einem Problem werden, wenn man sie frei rumlaufen lässt“,murmelte er beim Rausgehen. Das kannte er noch aus früheren Zeiten. Draußen vor der Tür zog sich Gregor Gysi seinen Mantelkragen hoch. Es war doch recht kalt. Bis zu minus 5 Grad, hatte der Wetterfrosch verkündet. Gut, dass er seinem Chauffeur befohlen hatte, den Dienstwagen vorzuheizen.

Ab nach Sibirien

Gregor Gysi freute sich wie jeden Tag auf seinen schicken Dienstwagen. Und er fand, er hatte ihn sich redlich verdient, hatte seine Fraktion im Bundestag doch einen Antrag auf Bewilligung von Mittelklassewagen für jeden Flüchtling gestellt. Natürlich mit Automatik-Getriebe, damit die Armen hier in Deutschland kohlemäßig schneller in die Gänge kommen könnten.

Doch als der schwere Mercedes endlich am Bordstein hielt, stieg ein Mann aus, den Gregor Gysi noch nie vorher gesehen hatte, obwohl er ihn mit seiner Mütze und dem Kinnbart entfernt an Ernst Thälmann erinnerte. Es handelte sich, wie auch sonst, um Zorn den Ge-Rechten, der Gysis Chauffeur im Fuhrpark des Bundestages abgefangen und mit seiner Flachzange außer Gefecht gesetzt hatte.

Gysi aber war das egal, Hauptsache es ging schnell und warm Richtung Checkpoint Charlie, wo heute der erste Gedenkstein gesetzt werden sollte. Frau Kipping hatte versprochen, den Spaten mitzubringen, nachdem sie damit in ihrem Keller ein paar Leichen aus der Zeit der SED verbuddelt hatte.

Nach zehn Minuten hatte der Dienstwagen Checkpoint Charlie erreicht. Doch statt zu anzuhalten, drückte Zorn der Ge-Rechte mächtig aufs Gas und bremste erst zwei Wochen später wieder, als er Sibirien erreicht hatte. Seinen Fahrgast hatte er vorsichtshalber mit der Flachzange betäubt, er wollte während der langen Fahrt keine unnütze Diskussion zulassen, wusste er doch, wie überzeugend Gregor Gysi agitieren konnte.

„Alles halb so wild“

Als der linke Politiker aufwachte und aus dem Wagen schaute, traute er seinen Augen nicht. Schnee, nichts als Schnee, ein paar vom ewigen Wind zerfetzte Tannen und Birken, ein unendlich langer und hoher Zaun und ein eisernes Tor, über dem ein verrostetes Schild hing. „Alles halb so wild – Herzlich willkommen im Gulag 2.0“ stand darauf.

Zorn zerrte Gysi aus dem Wagen, schleppte ihn zum Tor und öffnete es mit seiner Flachzange. „Was soll der Scheiß?“, brüllte der Entführte und zitterte am ganzen Leib. Das Thermometer musste mindestens 60 Grad Minus anzeigen, die Angstschweißperlen auf Gregors Stirn verwandelten sich in Eiskristalle, so schnell konnte er gar nicht schwitzen.

„Das wird Dein neues Zuhause – vorerst“, sagte Zorn und zog seinen Gast über den Hof hinter sich her. Einen wirklich einladenden Eindruck machte die Anlage nicht gerade. Die Baracken waren in einem ruinösen Zustand, der bitterböse Ostwind fegte um die unverputzten Mauern herum. Gysi musste kotzen.

„Warum tust Du das, was soll das alles, was habe ich verbrochen?“, wimmerte der Abgeordnete und spuckte noch ein paar Reste seiner Borschtsch-Suppe aus. „Du hast in letzter Zeit zu viel Blödsinn geredet. Deshalb schenke ich Dir jetzt einen vierwöchigen Aufenthalt in diesem Schweigekloster. Ich habe es extra für Dich wieder herrichten lassen.“

„Der Kalte Krieg ist längst vorbei“

Angstvoll schaute sich Gysi um, konnte aber beim besten Willen keine Einrichtung entdecken. Überall nur kahle Wände und Betonboden. Lediglich in einer Ecke stand ein alter Ofen. Kalt, wie alles hier im Lager. „Da ist unsere Parteizentrale aber wirklich besser eingerichtet“, beschwerte er sich und zeigte auf den Ofen. „Und womit soll ich hier heizen, damit ich nicht erfriere? Der Kalte Krieg ist doch längst vorbei!“

Zorn grinste nur hämisch, ließ Gregor kurz mal mit seinem Schicksal alleine und ging zum Wagen. Nach zwanzig Minuten kehrte er mit einem großen Sack zurück und schüttete den vor den Füßen seines Gastes aus. „Hier ist Dein Heizmaterial. Du hast die freie Wahl. Erfrieren oder verbrennen. Ein Streichholz gibt es kostenlos dazu.“

Als Gregor die Bücher sah, die sich nun vor ihm ausgebreitet hatten, wurde ihm erneut übel. Sicherlich, die Auswahl war riesig, aber doch nicht für einen wie ihn. Er konnte doch nicht einfach so die Bücher von Lenin, Marx und Mao in den Ofen schieben. Zorn musste sie aus seiner Bibliothek entwendet haben, sie waren ihm alle persönlich gewidmet, von Parteigenossen als Geschenke überreicht worden.

Genüsslich las Zorn ihm einige Buchtitel vor: „Was tun“, „Marxismus und Revisionismus“, „Lieber weniger, aber besser“ von Lenin, „Das Kapital“, „Manifest der kommunistischen Partei“ von Marx und Engels und die „Ausgewählten Werke“ von Mao. „Viele, viele tausend Seiten, die müssten eigentlich reichen, um Dich die nächsten Wochen warm zu halten“, fügte er hinzu.

„In der Hölle ist es warm“

„Nein, nein, nein, das kann ich nicht. Ich kann mich und meine Geschichte doch nicht selbst verraten“, brüllte Gregor Gysi und weinte in die Bücher hinein. Aber das war noch nicht alles. Zorn hatte noch etwas in petto und zückte aus seiner Hosentasche ein weiteres schönes Buch.

„Das hier ist der Koran. Eine ganz besonders heiße Angelegenheit. Wenn alle Deine Ideologien zu Asche verbrannt sind, kannst Du ihn noch in die Glut werfen. Du wirst sehen, dieses Buch wird ein Feuer entfachen, dass die ganze Welt in Flammen setzt.“ „Ich verbrenne doch nicht den Koran, ich bin doch nicht lebensmüde!“, schrie Gregor völlig außer sich.

Doch Zorn hörte das nicht mehr. Er ließ Gregor Gysi alleine im Gulag. Und wenn dieser sich nicht von all diesen Büchern loseisen konnte, soll ihn der Teufel holen. In der Hölle ist es schließlich warm und kuschelig.

*) Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und regelmäßiger Kommentator bei conservo. Seine Sonntagssatiren zu „Zorn dem Ge-Rechten“ genießen inzwischen in der Szene Kultstatus.

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