PEGIDA: Grassiert in den deutschen Redaktionsstuben das „HIVDV-Virus“*?

PedigaVon Thomas Böhm*)

Wenn man sich die aktuelle Berichterstattung zur PEGIDA-Bewegung mal genauer betrachtet, kann einem angst und bange werden. Um unsere deutschen Journalisten scheint es oberhalb der Gürtellinie schlecht bestellt zu sein. Diese neue Bürgerbewegung scheint die an sich schon überforderten Medienmacher dermaßen zu stressen, dass nun eine Krankheit ausgebrochen ist, die bislang in den linken und rechten Schreibtischschubladen geschlummert hat, nun aber als hochgradig ansteckender „HIVDV-Virus“(*) durch die Redaktionsräume flattert. Die Symptome dieser gefährlichen Krankheit konnte man in einem aktuellen Beitrag von n-tv über die gestrige PEGIDA-Demo deutlich erkennen, und sie wurden auch in den anderen Medien in den verschiedensten Varianten der schockierten Öffentlichkeit präsentiert:

Muezzin gegen Kirchenglocken

Die Teilnehmer, auffallend wenige im Alter zwischen 30 und 60 Jahren, reisen inzwischen aus ganz Sachsen an. Wer sich nicht an das Verbot hält, mit Journalisten zu reden, erweist sich als unzugänglich für rationale Argumente. Viele befürchten, dass ihre Enkeltöchter eine Burka tragen müssen und die Rufe des Muezzins bald die Kirchenglocken übertönen werden. Jeder erzählt Schauergeschichten von kriminellen Ausländern, die er gehört, aber nicht selbst erfahren hat. Das Statistische Landesamt lüge, wenn es einen Ausländeranteil von lediglich 2,5 Prozent in Sachsen feststellt.

Krude Betroffenheitslogik

Würden wir ernsthaft dieser „Betroffenheits”-Logik folgen, könnten wir auch feststellen:

Die Amerikaner hätten überhaupt kein Recht gehabt, in Hitler-Deutschland einzumarschieren, schließlich war die Wehrmacht vorher auch nicht über den Mississippi gerudert.

Die Friedensbewegung hätte überhaupt nicht entstehen dürfen, schließlich ist nach 1949 kein feindlicher Panzer über die deutsche Autobahn gerollt.

Die Bundeswehr hätte weder im Kosovo noch in Afghanistan etwas zu suchen gehabt, schließlich hat kein Jugoslawe oder Afghane jemals Berlin erobern wollen.

Die AKWs in Deutschland hätten niemals abgeschaltet werden dürfen, schließlich gab es noch keinen Tsunami in Deutschland.

Und um mit einem sehr aktuellen Beispiel zu enden: Niemand hätte ernsthaft ein Bundesverdienstkreuz für Tugce fordern dürfen, schließlich ist ja niemand außer das bedauernswerte Opfer selbst an diesem Tag von einem bekannten serbischen Intensivtäter tot geprügelt worden.

Man ist angesichts dieser verdrehten Sichtweise wirklich verzweifelt. Immerhin: Ich darf heute auf die Straße gehen, um alleine vor mich hin zu demonstrieren. Schließlich fühle ich mich von diesem unerträglichen Schwachsinn als Journalist persönlich betroffen!

(* HIVDV = Hilfe, ich verliere den Verstand)

*) Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „JournalistenWatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo

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