Das Ende der Ostermärsche – tschüss, Ihr Zottel!

Von Peter Helmes

Wir Älteren erinnern uns noch gut an die Ostermärsche in den 1970er Jahren. 200.000, 300.000 und mehr Teilnehmer zogen eine tiefe Spur linksradikaler Forderungen durch Deutschland. Sie waren immer „gegen“. Gegen Gott und die Welt und überhaupt gegen alles (Westliche).Berlin, Ostermarsch, Heinrich-Heine-Straße

Mir als Alt-68er (von der Gegenseite) ist nie klargeworden, für was die Ostermarschierer sich die Hacken schiefliefen und krakeelten. „Frieden“? Dafür waren wir doch alle! Entwaffnung, Abrüstung? Mitten im Kalten Krieg? Moskau als Friedensmacht? Da blökte das Osterlamm. Klar, der Feind alles Guten war „der Westen“. Der Böse sitzt (auch heute noch für sie) in Washington, die Friedenstaube jedoch auf dem Kreml. So einfach ist der Osterhasen Welt.

Ein abgehalfterter Pazifismuß

Sie reden immer noch von einem Pazifismus, der aber längst obsolet ist. Und sie schweigen zu den Gräueltaten des IS, Boko Haram etc. Nein, sie schweigen gar nicht, sie haben die Schuldigen gefunden: Sie fordern, den – wörtlich – “von der EU, der NATO und den USA geführten Kriegen” die Unterstützung zu entziehen. Ja, da kommt Friede auf! Theatrum absurdum.

Damit lockt man als Veranstalter aber nur begrenzt Menschen hinter dem Ofen hervor, um Ostern zu „marschieren“.Es war zu lange Friedenszeit in Europa, als daß man heute noch Massen zur Teilnahme motivieren könnte.

Nun sitzen die Zottel in der Klemme. Sie würden ja gerne weiterhin ganz laut „Frieden!“ oder „Abrüstung!“ schreien. Aber wem gelte ihr Appell? Die „Weltfriedenslage“ ist so unübersichtlich wie lange nicht mehr. Krieg in der Ukraine, für den die eine Seite der anderen lautstark die Schuld zuschiebt. Die EU stößt an ihre Grenzen, Moskau ebenso. Des Weiteren gibt´s deutsche Waffenlieferungen in den Irak – also ausdrücklich in eine Krisenregion. Die SPD stellt den Wirtschaftsminister, der Rüstungsexporte seelenruhig absegnet. Von Menschenrechtsverletzungen und verheerenden Christenverfolgungen in der halben Welt ganz zu schweigen. Oder: Wie soll man gegen Atomkraft mobilisieren, wo der Ausstieg längst im Gange ist? Und viele Fragen mehr, die die Ostermarschierer nicht einmal stellen, geschweige beantworten (könnten).

Frustrierende Aufrufe

Ein Rezept gegen diese Friedensstörung haben die Ostermarschierer nicht. Sie greifen nur auf das alte, aus der Studentenrevolution stammende Mittel der Hilflosigkeit zurück: Aufrufe, Aufrufe, Vorwürfe. Mein Gott, wie werden Obama, Putin etc. in die Knie gehen, wenn sie von diesem Häuflein ultimativ aufgefordert werden, „Konflikte mit zivilen Mitteln auszutragen“!

Die Teilnehmerzahlen vom letzten Osterwochenende sind ein Hohn, eine Blamage: Zum Beispiel 80 (in Worten: achtzig) Teilnehmer in der Universitätsstadt Gießen oder in Fulda und, oha, fast 300 in Bremen. Stolz verweisen die Sprecher auf Berlin, wo fast eintausend Marschierer gezählt wurden. 1.000 in einer Millionenmetropole mit x Unis und Hochschulen! Die Veranstalter merken nicht einmal, wie sie sich selbst auf den Arm nehmen, wenn sie von „bundesweit zehntausend Teilnehmern“ sprechen. Niemand erklärt, wie diese Zahl zustande kommt, und niemand scheint sich dieser erbärmlichen Ziffer zu schämen.

Die Ursache des Niedergangs der „Friedensbewegung“ und ihrer Einflußlosigkeit steckt auch drinnen, innerhalb der Bewegung. Viele sind inzwischen verbürgerlicht, fett, saturiert – oder frustriert. Sie bleiben zuhause. Die anderen hatten schon in den letzten Jahren keinen besonders kämpferischen Geist gezeigt. Ihre „Märsche“ verkamen mehr und mehr zu Folklore-Veranstaltungen, bei denen die Friedenstauben auf den blauen Fahnen allein als Dekoration dienten. Der Bedeutungsverlust der (Salon-)Linken tritt immer mehr zutage. Sie sollten in Zukunft zuhause bleiben!

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