Von Peter Helmes
Von Hause aus christlich erzogen, falle ich nicht leicht über einen Geistlichen her, auch nicht über einen evangelikalen. Aber hier wurde meine Toleranzgrenze bei weitem überschritten. Polemisch ausgedrückt: Dieser Prediger hat einen an der Waffel. Theologisch ausgedrückt: Der verdreht die christliche Botschaft ins Absurde – und das ist noch sehr höflich gesagt.
http://www.youtube.com/watch?v=Zs7uKNDQ4sk
Keine Frohbotschaft?
Der TV-Pastor Wolfgang Wegert von der evangelikalen Freikirche „Missionswerk Arche“ und bekannt aus der Sendung „Die Fernsehkanzel“ hat in seiner Predigt vom 19. April d. J. seine „christliche“ Ansicht von unschuldigen Opfern kundgetan. Wobei mir das Wort „christlich“ nur so herausgerutscht ist.
Wie oft muß man es solchen Miesmännern (und –Frauen) noch ins Hirn meißeln: Die christliche Botschaft ist eine Frohbotschaft – und eben keine Trauer- und Buße-Verkündigung! Gott hat den Menschen nicht geschaffen, damit er fürderhin in Sack und Asche herumlaufe. Wie kann ein solcher Mann bloß Pastor werden?! Er jagt die Menschen aus der Kirche.
So predigte er: “Denn wenn Menschen sterben, ob im Altersheim oder bei einem Flugzeugabsturz, sterben sie, weil sie schuldig sind. – EVENTUELL MUSS DAS AUS DER SENDUNG NOCH RAUSGESTRICHEN WERDEN…”
„Menschen sterben, weil sie schuldig sind…“
„Aber es bleibt wahr“, verkündet der Meister weiter. „Wenn Menschen sterben, ob im Altersheim oder bei einem Flugzeugabsturz, sterben sie, weil sie schuldig sind. Denn auf Grund unserer Sünde haben wir alle den Tod verdient. Ohne Aufschub. Unsere Frage sollte nicht lauten “Warum mussten diese sterben?”, sondern sie müsste lauten “Warum dürfen wir noch leben?”.
Weil wir böse wären, faselt Wegert weiter, müßte die Sintflut heute noch über diese Welt kommen. Und Gott würde nichts Ungerechtes tun, sondern handeln, was gerecht sei. Daß die Sintflut noch nicht gekommen sei, gehe auf einen Bund zurück, den Gott mit Noah geschlossen habe. Daß die Sintflut heute noch nicht gekommen sei, gehe auf Gottes Langmut und Geduld zurück, aber schließlich werde er mit allen Generationen so verfahren wie mit Noahs Generation. (Die besagte Predigt ist hier zu hören (ab 26:42): arche-gemeinde.de/predigten/?mid=1132)
(Quelle für die Wiegert-Meldung: blasphemieblog2.wordpress.com/2015/04/22/tv-pastor-wegert-germanwings-opfer-haben-den-tod-verdient/?utm_source=twitterfeed&utm_medium=facebook)
Aha, das also soll „christliche Botschaft“ sein? Nein, so wie Wegert sie faßt, wäre die Botschaft wohl eher eine Verunglimpfung (nach § 189 StGB) des Andenkens Verstorbener. Klingt verdammt danach. Kann der Pastor nicht denken? Das hat jedenfalls mit der urchristlichen Botschaft der Nächstenliebe nichts, aber auch gar nichts gemein.
Ich muß jetzt aufpassen, daß ich mich nicht der üblen Nachrede befleißige. Aber der Mann treibt es – und mich – auf die Spitze. Noch ´ne Kostprobe – zu den Opfern der Sintflut (ab Minute 25:12):
Praktisch jeder wäre – wörtlich: “…ein juristisch festgestellter Gesetzesbrecher, Lügner, Verleumder, Betrüger, Ehebrecher, Vergewaltiger, Ungerechter, Götzendiener…”
Das hat doch nichts mehr mit der christlichen Leitkultur, dem christlichen Menschenbild zu tun. „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib“ (1.Mose 1:27 nach der Lutherbibel 1912).
Nein, der Mann ist irre. Zumindest spricht er wirr. Und von Mitleid keine Spur. Wäre das christlich, würde ich mich schämen, Christ zu sein. Wegert sollte aufhören zu predigen. Aber ich will dann doch über meinen Schatten springen – echt christlich: Decken wir den Mantel der christlichen Nächstenliebe über ihn! Möge er auf ewig schweigen!
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