10. Mai 1933: Bücherverbrennung und Gedankenverbrechen

Von altmod *)

Am Abend des 10. Mai 1933 begannen die Nazis mit der Aktion der Bücherverbrennungen, die dann bis zum August des Jahres andauerte. Die Initiatoren dieser „Unternehmung gegen den undeutschen Geist“ kamen aus dem nationalsozialistischen „Deutschen Studentenbund“. Das Unterfangen richtete sich gegen Autoren wie Thomas und Heinrich Mann, Kurt Tucholsky, Bert Brecht, Sigmund Freud und viele andere.Bücherverbrennung

Bücherverbrennung ist keine Erfindung der Nazis, besonders die Kirche bzw. religiöse Eiferer hatte sich damit bis hinein in die Neuzeit besonders hervorgetan.

In unserem Trend-Nachschlagewerk heißt es dazu:

„Die meist öffentlich durchgeführten Verbrennungen erfolgten wegen moralischer, politischer oder religiöser Einwände gegen den Inhalt der Schrift und kamen sowohl als staatlich inszenierte oder geduldete Maßnahme als auch als Mittel öffentlichen Protestes gegen staatliche Gewalt vor. Missliebige Bücher wurden u. a. als blasphemisch, häretisch, ketzerisch, unmoralisch, obszön, aufrührerisch und hochverräterisch sowohl symbolisch als auch tatsächlich verbrannt.“

Man wollte/will durch (symbolische) Vernichtung der Schriften nicht allein den Quell oder die Grundlage für missliebiges Denken und Handeln der Menschen auslöschen, die Schriften- und Bücherverbrennungen hatten immer schon einen warnenden Charakter: Warnung vor dem Gedankenverbrechen, was durch die Aneignung von „abweichenden“ Theoremen erfolgen kann.

Wer glaubt, in den Zeiten und dem Ordnungsrahmen unserer Freiheitlich-Demokratischen-Grundordnung gäbe es dergleichen nicht, sieht sich geirrt.

Die von einem „Aktionskünstler“ geplante reale Verbrennung von eingesammelten Büchern des Autors Thilo Sarrazin stieß zwar auf Widerstand in der politisch-korrekten bundesdeutschen Geisteswelt, gleichwohl sah sich Thilo Sarrazin einem Hexenprozess mit symbolischer Kremation durch die Qualitätsmedien und der Politik ausgesetzt. Eva Herman hatte Gleiches zu erdulden. Aktuell steht z.B. Akif Pirincci auf der Verfehmten-Liste.

Aber auch ein Durchnitts-Zeitgenosse, der vielleicht zu couragiert wagt, seine Meinung öffentlich – sprich im Internet oder in einem Druckwerk – kundzutun, lebt diesbezüglich gefährlich. Die Ausforscher von Gedankenverbrechen sitzen allerorten und finden Genuss daran, den Ausgeforschten öffentlich zu brandmarken und ins Abseits zu stellen. Diese Leute benötigen nicht mehr einen konkreten Scheiterhaufen, aber sie bedienen sich geistiger Brandbeschleuniger und durchaus auch der Methoden der Nazis von 1933-1945 – die sie ja heute wieder und noch entlarven möchten.

In Gedenken an den acht Jahrzehnte zurückliegenden Barbaren-Akt gegen unliebsames geistiges Gut erlaube ich mir, hier auszugsweise die Meinung des libertären Blogger-Kollegen Gerhard Breunig zur heutigen Situation wiederzugeben:

Eine stetig wachsende Gruppe von Meinungsideologen übernimmt derzeit ähnlich wie vor acht Jahrzehnten in Deutschland die Deutungshoheit über Recht und Gesetz. Unterstützt von gleichgeschalteten, willfährigen Medien nimmt sich diese Gruppe das Recht heraus, jeden Widerstand gegen die selbst formulierten Dogmen ihrer Ideologie mit der alt bewährten Nazikeule nieder zu prügeln. Betroffen sind davon aber gerade nicht die Unverbesserlichen und ewig Gestrigen, sondern in großer Zahl unbescholtene, rechtschaffene Bürger, die nichts weiter tun als eine eigene, noch nicht gleichgeschaltete Meinung zu haben.

Immer wieder finden sich Einzelpersonen oder Gruppen zusammen, die außer einer rechten und einer linken Schublade nichts mehr im Kopf haben. In bewährter Blockwartmentalität späht man Menschen aus und denunziert sie dann im Internet. Das klar geformte Weltbild des Schubladendenkens lässt bei diesen Menschen keine anderen Reaktionen mehr zu, wenn es gilt, die selbst definierten Gegner als Nazis zu bekämpfen. Die Auswahlkriterien sind dabei beliebig und die Hürden für eine öffentliche Zwangsverurteilung wurden der Einfachheit halber besonders niedrig gehalten. Laut gruppeneigener Definition ist man bereits ein Nazi, wenn man als Vater oder Mutter Kampagnen gegen Kindesmisshandlungen unterstützt oder wenn man sich gegen den Euro ausspricht. Mit Äußerungen zur Multi-Kulti-Gesellschaft, gegen die EU oder gegen die unmittelbar bevorstehende Klimakatastrophe sollte man ebenfalls sehr vorsichtig sein, will man nicht als »Verdachtsfall« behandelt werden. Eine dieser »menschenfeindlichen Gesinnungen« reicht bereits aus, um in das Mahlwerk der selbsternannten Gesinnungsjäger zu geraten. Was das genau für eine menschenfeindliche Gesinnung ist, entscheidet natürlich die »Jagdgesellschaft«. Nur eines scheint immer eindeutiger. Die Keule schlägt schneller zu, als Sie glauben.

Heinrich Heine zählte auch zu den durch die Nazis verfehmden Schriftstellern, er wird in diesem Zusammenhang oft zitiert:

„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“

Das Zitat stammt aus seinem Drama Almansor, in dem es um die Verbrennung eines Korans im von den Spaniern eroberten Granada geht.

Was würde Heine zu unseren neuzeitlichen „Scheiterhaufen“ äußern?

*) „altmod“ ist Blogger (altmod.de) und häufig auf „conservo“ vertreten

www.conservo.wordpress.com

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