Linke italienische Regierung feiert den Kriegsbeginn gegen Österreich!

Oder: „Wenn zwei das Gleiche tun, ist es nicht dasselbe…“

ItalienVon Peter Helmes

Es ist schon ein unbegreiflicher Affront, den Italiens „leuchtender Stern“, Ministerpräsident und Edelsozialist Matteo Renzi, den Südtirolern zum Jahrestag des Beginns des 1. Weltkrieges zumutet. Von Fein- oder gar Mitgefühl keine Rede.

In jedem zivilisierten Land wird üblicherweise eines Kriegsbeginns eher mit gesenktem Haupt gedacht und erst – je nach Ausgang – das Kriegsende gefeiert oder beschämt erinnert. Nicht so in Italien, la grande nazione: Renzi läßt den Kriegsbeginn feiern – sichtbar mit öffentlich angeordneter Festbeflaggung!

Ein hinkender Vergleich, aber er sollte treffen: Was Renzi da veranlaßte, wäre in etwa so, als wenn wir in Deutschland Hitlers Kriegsbeginn 1939 „mit Pauken und Trompeten“ feierten. Undenkbar! Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Italien gedenkt weniger des Kriegsbeginns als viel eher der durch den Krieg ermöglichten „Landnahme“ Südtirols. Ob Österreichs Bundeskanzler Faymann darüber froh ist oder protestierte, ist dem Autor nicht bekannt.

Jedenfalls ist auch von Deutschlands Regierung – weder von der Bundeskanzlerin noch vom Bundesaußenminister – etwas dazu zu hören. Obwohl, ja warum nicht, man darf sich doch gerade unter Freunden die Meinung sagen. Ist aber derzeit wohl nicht opportun; denn G7 steht vor der Tür, haarscharf an der österreichischen Grenze, und da möchte man die 7 Getreuen – darunter Renzi – wohl nicht verprellen mit solch schnödem Protest. Und Südtirol ist doch wohl eine italienische Provinz, capito! (Oder: Non disturbare i miei circoli, per favore!)

(Quelle und weitere Informationen: dolomitengeistblog.wordpress.com/2015/05/21/eudssrlinke-italienische-regierung-feiert-den-kriegsbeginn-gegen-osterreich/)

„Breite Empörung über Anordnung zur Festbeflaggung

Die „Südtirol-News“ v. 21.5.15 melden u.a. „LH Kompatscher wehrt sich gegen Flaggenbefehl“ (LH = Landeshauptmann in Österreich, entspricht in Deutschland Ministerpräsident):

Bozen – Die Schützen und die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit wehren sich gegen eine Flaggenanordnung des Regierungskommissariats und zeigen sich empört. Die Rede ist von einem „eklatanten Fehlgriff zum Jahrestag des Kriegsausbruches“. Auch die SVP und die Freiheitlichen haben sich indes zu Wort gemeldet und den Flaggenerlass kritisiert.

Landeshauptmann Arno Kompatscher hat angekündigt, die Aufforderung nicht ausführen zu wollen. Er will vom Rechtsamt prüfen lassen, ob der Erlass wirklich bindend ist. Aber auch dann will er zivilen Ungehorsam leisten, heißt es Medienberichten zufolge.

An alle Gemeinden, den Landeshauptmann und den Landtagspräsidenten wurde nämlich die Anordnung verschickt, am 24. Mai an den öffentlichen Gebäuden die Fahne zu hissen, um damit den Kriegseintritt von Italien gegen Österreich vor 100 Jahren zu feiern.

„Am 24. Mai jährt sich zum 100. Mal der Tag, an dem Italien ohne Not dem ehemals Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg erklärt hat. Während alle anderen Völker in Europa die Tage des Kriegsausbruches meist mit einem demütigen Gedenken begehen, feiert Italien solche Tage – mit Festbeflaggung. Und feiert somit nicht nur die Eroberung Tirols, sondern den Tod von weit über einer halben Million eigener italienischer Soldaten, die sinnlos in einen Angriffskrieg gehetzt worden sind“, bemängelt der Schützenbund in einer Aussendung.

„Trauriger Tag für Tirol“

“Es ist und bleibt dieses Datum ein trauriger Tag für Tirol, wurde unsere Heimat infolge dieses Kriegseintritts drei Jahre später doch in fünf Teile zerrissen“, meint Landeskommandant Thaler in einer ersten Reaktion.

“Dementsprechend finden auch in vielen Ortschaften südlich und nördlich des Brenners in Zusammenarbeit mit den Ländern und den Gemeinden Gedenkveranstaltungen statt. Dass auf Anordnung des italienischen Ministerratspräsidiums der Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg nun plötzlich gefeiert werden soll, ist eine Frechheit, die wohl in der zivilisierten Welt ihresgleichen sucht“, ist Elmar Thaler empört.

Anstatt sich bei den Südtirolern für das Unrecht zu entschuldigen, feiere Italien einen Kriegseintritt, welcher auf beiden Seiten der Fronten viel Leid gebracht hat. „Man stelle sich vor, andere europäischen Länder würden ihre Angriffskriege mit dem Hissen der eigenen Staatsfahne feiern“, undenkbar, meint man am Sitz des Südtiroler Schützenbundes in Bozen.

Die Schützen fordern in einer Aussendung alle Verantwortlichen auf, „die Anordnung zurückzunehmen und keine italienische Flagge zu hissen. Das gebiete ganz einfach der Respekt vor den Gefallenen – und wohl auch der Respekt vor dem eigenen Volk.“

„Was für ein Staat ist Italien?“

Giuseppe Garibaldi
Giuseppe Garibaldi

Sven Knoll von der Süd-Tiroler Freiheit sieht den Sachverhalt ähnlich. Es sei inakzeptabel, den Krieg gegen das eigene Vaterland Österreich zu glorifizieren: „Der 100. Jahrestag des Kriegseintritts ist für Südtirol kein Freudentag, sondern ein Trauertag“, so Knoll. „Was für ein Staat ist Italien, der einen mörderischen Krieg feiert und Süd-Tirol zwingt, die Fahne des Besatzers zu hissen? Die Fahnenanordnung des italienischen Regierungskommissariates lässt jeden Respekt vor der Geschichte Südtirols vermissen und zeugt von einer imperialistischen Geisteshaltung, der es sich mit Vehemenz zu widersetzen gilt“, meint Knoll weiter.

“Müssen wir am Sonntag auch noch ’24 maggio’ singen?”

„Dem italienischen Ministerratspräsidium muss man wegen der Anordnung, am 24. Mai, anlässlich des Kriegseintritts Italiens gegen Österreich/Ungarn vor 100 Jahren, die öffentlichen Gebäude feierlich zu beflaggen, zumindest ein seltsames Verständnis von Frieden und Verständigung vorwerfen, wenn nicht ein gestörtes Verhältnis. Dies auch noch von den Südtiroler Bürgermeistern zu verlangen, grenzt an Provokation, denn in letzter Konsequenz bewirkte der Bündniswechsel – basierend auf dem Londoner Geheimvertrag vom April 1915 – die Abtrennung Südtirols vom Vaterland. Statt dieses geschichtliche Ereignis im Geiste von Frieden und Verständigung zu begehen, rührt Italien in alten Wunden. Fehlt nur noch, dass wir am Sonntag auch noch ‚La canzone del Piave‘ singen müssen. Die Südtiroler Bürgermeister sollten sich diesen Geßler-Hut nicht gefallen lassen und zivilen Ungehorsam an den Tag legen. Darf man sich erwarten, dass der Landeshauptmann die Rücknahme dieser Maßnahme fordert?“, schreibt der freiheitliche Fraktionssprecher im Landtag, Pius Leitner, in einer Aussendung.

Zumindest die älteren, noch lebenden Südtiroler, welche die Zeit des Faschismus am eigenen Leib erfahren hätten, müssten angesichts einer solchen Maßnahme wie der Zwangsbeflaggung am 24. Mai eine Gänsehaut bekommen. Bekanntlich hätten sie in der Schule das Lied vom „24 maggio“ auswendig lernen und singen müssen, ein Lied gegen die eigenen Gefühle und gegen das Vaterland. Dieses Lied „La canzone del Piave“ sei vom 8. September 1943 bis zum 12. Oktober 1946 sogar zur Italienischen Nationalhymne geworden, bevor sie mit dem „Il Canto degli Italiani“ (Mameli-Hymne) ersetzt worden sei.

SVP zu Beflaggung zum Kriegseintritt: „Unangemessen und unpassend!“

Bozen – Als „unangemessen und unpassend“ kritisiert der Obmann der Südtiroler Volkspartei Philipp Achammer die jüngste Anordnung des Ministerratspräsidiums, mit welcher anlässlich des 100. Jahrestages des Eintritts Italiens in den Ersten Weltkrieg am kommenden Sonntag eine Beflaggung aller öffentlichen Gebäude angeordnet wird. „Aufgrund der vielen tausenden Gefallenen dieses grausamen Krieges wäre vielmehr ein Trauerflor angebracht.“ (Die SVP ist die Schwesterpartei der CDU/CSU in Südtirol.)

„Für Südtirol ist diese Anordnung in besonderer Weise unangebracht“, betont Philipp Achammer, „da unser Land in mehrfacher Hinsicht Spielball und Opfer der Kriegsereignisse war. Der Erste Weltkrieg stellt für Südtirol einen ganz besonderen schmerzlichen Einschnitt dar.“

Selbst die Südtiroler Grünen zeigten sich empört und schlugen vor, die Fahnen auf Halbmast zu setzen.

Es bleibt traurige Tatsache, Sozialisten in aller Welt fordern Menschenrechte und Minderheitenschutz. In Südtirol trampeln sie drauf rum. Es geht ja schließlich gegen Deutschtümelei. Povera Italia! (Peter Helmes)

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