Von Bernd Stichler
Meine persönliche Feststellung im Nordwesten: Der hiesige Kreisvorsitzende ( 64 ) und (westdeutscher ) Studienrat ist seinem Herrn gefolgt und hat die AfD verlassen. Er hatte zumindest noch Kenntnis davon , daß es mal eine DDR gab. Mir persönlich klagte er sein Leid darüber , daß es mitunter sehr schwer sei, bei Diskussionen mit der Linken deren Argumente zu knacken. Das glaube ich ihm aufs Wort. Innerlich musste ich schmunzeln, weil mir sofort klar wurde , daß es tatsächlich einen Unterschied macht , wo man seine Bildung erhalten hat und wo man seine Lebenserfahrungen gemacht hat , wenn man denn überhaupt welche gemacht hat. Der Nachfolger (46) und Geschäftsmann und hat von gesamtdeutscher Politik absolut keine Ahnung. Woher sollten denn beide Herren wirkliche Lebenserfahrung haben ?
Wohlbehütet aufgewachsen im Schoße der westlichen Wohlstandsgesellschaft , mit demokratischen Rechten ausgestattet und militärisch beschützt vom Atlantischen Bündnis. Als ich diesem Nachfolger meine Unterstützung anbot, spürte ich sofort , daß er mich für einen Spinner hielt , weil er ja von Deutschland absolut nichts weiß. Er faselte was von …wollen nicht in der Vergangenheit leben ….u.s.w. Dabei weiß er ja nicht mal , was die Vergangenheit war. Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht bewältigen und wird die Zukunft nicht meistern. Die Kenntnis der Vergangenheit ist unverzichtbares Grundwissen. Wenn er 1969 geboren wurde, dann war er 1989 also 20 Jahre alt und hat wohl mehr zufällig etwas von den Ereignissen in der DDR mitbekommen und mangels Interesses wohl auch nicht verstanden. Sein gleichaltriger Landsmann-Ost hingegen hatte als 20Jähriger schon bereits einiges an politischem Wissen und an Lebenserfahrung sammeln können, das brachte der sozialistische Alltag automatisch mit sich, und die Funk-und Fernsehwellen des Westens machten ja vor der Mauer nicht halt. Fazit: Der 20 Jährige Michel-Ost war dem 20 Jährigen Michel West an gesamtdeutscher politischer Kenntnis und an Lebenserfahrung deutlich überlegen ! Aber Michel-West tut sich schwer , diese Tatsache zu akzeptieren. Dabei kann man das an einem ganz bezeichnenden Beispiel verdeutlichen : Seit 1990 sind inzwischen 25 Jahre vergangen , also genügend Zeit , auch die neuen Bundesländer mit kulturellen Bereicherern zu überschwemmen. Das ist aber aufgrund des Widerstandes von Michel-Ost nicht passiert . Also ist Michel-Ost der politisch Klügere und Entschlossenere . Ich kann durchaus verstehen daß Michel-West , dem die Ostverwandtschaft 40 Jahre lang die Füße geküsst hat für ein Westpaket jetzt Schwierigkeiten hat zu verdauen , daß er eben nicht mehr der Größte ist . Nun hat die AfD ein ganz bestimmtes Problem in der Form , daß sie mal in die Situation kommen könnte , innerparteilich oder sogar parlamentarisch eine Entscheidung treffen zu müssen , die vornehmlich Belange der neuen Bundesländer betrifft. Aber da wir ja Gesamtdeutschland sind muss eine politische Partei auch in der Lage sein , jedes in Deutschland anfallende Thema behandeln zu können !Und hier kann man keinesfalls ausschließen daß sich – auch in der AfD – westdeutsche Überheblichkeit dem Osten gegenüber und deutschlandpolitische Ahnungslosigkeit summieren und bei den betreffenden westdeutschen AfD-Mandatsträgern und Parlamentariern eine falsche Entscheidung auslösen . Es gibt hier einen ganz gravierenden Unterschied zwischen Michel-West und Michel-Ost. Aufgrund der permanenten Unterdrückung von 1945 bis 1989 hatte Michel-Ost ständig Augen und Ohren nach Westen gerichtet und war über bundesdeutsche Politik besser informiert als als der bundesdeutsche Wohlstandsmichel. Michel-Ost hatte also ständig gesamtdeutsche Polit-Kenntnisse. Anders dagegen Michel-West. Das Wissen darüber, daß er einen immens besseren Lebensstandard hatte und in einem ( damals noch ) freiheitlichen Staat lebte , machte ihn gegenüber seinen ostdeutschen Landsleuten überheblich und herablassend. Dazu kam die bundesdeutsche Wohlstandsverblödung die es mit sich brachte , daß Michel-West sich nichtmal mehr für bundesdeutsche Politik interessierte sondern nur noch für eigene materielle Belange. ( Ausnahmen bestätigen die Regel ! ) Michel-West dachte nicht mehr selbst sondern übernahm ohne eigene Überlegung aus purer Wohlstandsbequemlichkeit kritiklos die Verlautbarungen der Medien. Dadurch verlor er mehr und mehr die kritische Beobachtungsgabe , die ihm heute völlig fehlt. Bis heute ist es Michel-West noch nicht vollständig gelungen , seine nun mehr durch nichts begründete Überheblichkeit den Neubundesbürgern gegenüber zu überwinden. Und DAS könnte eventuell zu politischen Fehlentscheidungen innerhalb der AfD führen, weil eben der ahnungslose Michel-West zwar nicht die politischen Kenntnisse , aber die zahlenmäßige Mehrheit hat ! Vor diesem Hintergrund begrüße ich ausdrücklich den AfD-Bundesvorsitz von Frau Petry !