Hat die katholische Kirche die Orientierung verloren?
Vor gut einer Woche, am 21. August 2015, wurde die Marke von 500.000 Unterschriften zu einer Petition übersprungen, in der die Unterzeichner sich besorgt über die Angriffe auf die katholische Lehre über Ehe und Moral zeigen. Die Aktion wurde vor allem im Hinblick auf die Familiensynode im Oktober 2015 organisiert. (Mehr dazu hier: (https://www.conservo.blog/2015/08/22/konservative-familien-petition-an-papst-franz-knackt-500-000-marke/)
Hauptkritikpunkt in der Petition ist die Sorge, daß auch aus dem Inneren der Kirche der katholischen Lehre über Ehe und Familie widersprochen wird. So heißt es u. a.:
„…Tatsächlich konnten wir eine allgemeine Ratlosigkeit feststellen, aufgrund der Möglichkeit, daß im Schoße der Kirche eine Bresche aufgerissen wurde, die eine Duldung des Ehebruchs erlauben würde: Durch die Zulassung zur Eucharistie von geschiedenen – wiederverheirateten Paaren und die Annahme von homosexuellen Partnerschaften wird ein Zustand erzeugt, der kategorisch verurteilt werden muß, da er im Widerspruch zu den Geboten Gottes und den Gesetzen der Natur steht.“
Es sieht leider so aus, daß weite Teile der katholischen Kirche bzw. des Klerus die Orientierung verloren zu haben scheinen. Da werden plötzlich Traditionen, Überzeugungen und Werte über den Haufen geworden, als stehe die katholische Kirche unter einem Zwang, sich dem Zeitgeist anzupassen.
“Die Kirche ist keine philantropische Organisation. Es genügt nicht, zu sagen, daß wir alle respektieren und daß wir für alle das Gute wollen…“, warnte schon der (konservative) Glaubenspräfekt der katholischen Kirche, Kardinal Gerhard Müller am 28.03.2015, der – wen wundert´s? – unter Dauerbeschuß der „Progressiven“ in der katholischen Kirche (vor allem in Deutschland) steht.
Zwei küssende Lesbierinnen im Vatikan
Wie weit der Einfluß der „Moderne“ bereits in die höchsten Kreise der Kirche vorgedrungen ist, zeigt Folgendes: Am 2. Juli d. J. veröffentliche der deutschsprachige Zweig von Radio Vatikan („Die Stimme des Papstes und der Weltkirche“) ein Foto, das zwei küssende Lesbierinnen zeigt. Die Lehre der Kirche über die Homosexualität sei „in Bewegung“, erklärte der Artikel, den dieses Bild illustriert. Das zeigten insbesondere die letzte Synode und auch das Arbeitsdokument der kommenden Synode. Diese Entwicklung sei bedeutend, „auch wenn die Kirche betont, daß eine homosexuelle Partnerschaft von einer Ehe zu differenzieren bleibt…“
Das paßt alles zur katholischen Kirche in Deutschland. Das „Zentralkomitee der Deutschen Katholiken“ (ZdK), das am 9. Mai 2015 einstimmig (!) ein Dokument beschlossen hatte, in dem die „vorbehaltlose Akzeptanz“ des Zusammenlebens gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, die Segnung dieser Partnerschaften und die Segnung einer zweiten kirchlich nicht anerkannten Ehe gefordert werden.
„Diese Forderungen des ZdK widersprechen eindeutig der Lehre und Tradition der katholischen Kirche! Das ZdK ist noch immer das von der deutschen Bischofskonferenz kirchlich anerkannte Organ der Vertretung der deutschen Katholiken. Dies ist ein Hohn für alle kirchenloyalen und lehramtstreuen deutschen Katholiken.
Sie fragen sich, was muß noch passieren, bis die Deutsche Bischofskonferenz dem ZdK das Recht zur Vertretung der deutschen Katholiken aberkennt…“, äußerte daraufhin Prof. Dr. Hubert Gindert, der 1. Vorsitzende des „Forums Deutscher Katholiken“ (Quelle: „Christliches Forum“, 15.5.15, www.charismatismus.wordpress.com/2015/05/15/das-forum-deutscher-katholiken-widerspricht-entschieden-dem-vorstos-des-zdk/)
Afrika: „Angepaßte und dekadente Bischöfe der westlichen Welt“
Ganz anders ist die Glaubenshaltung z. B. in Afrika. Auf der Vollversammlung der diesjährigen nigerianischen Bischofskonferenz haben die Bischöfe in einer gemeinsamen Erklärung mit Klarheit und Entschlossenheit die natürliche Ehe und Familie sowie das Naturrecht verteidigt – ganz im Unterschied zu den „angepaßten und dekadenten Bischöfen der westlichen Welt“. Die Bischöfe warnen vor den negativen Folgen der Einführung der sogenannten „Homo-Ehe“. In Medien und in Schulbüchern würden Inhalte veröffentlicht, die in Nigeria und auf dem ganzen afrikanischen Kontinent verbreitet werden und schweren Schaden verursachen, so die Abschlußerklärung der nigerianischen Bischöfe (…)
Die Bischöfe warnen entschieden vor einer „Neudefinition“ von Ehe und Familie unter Einbeziehung von gleichgeschlechtlichen Verhältnissen. Wörtlich heißt es in der Erklärung: „Das ist eine schlimme, ungerechte und beklagenswerte Situation, die weitgehend auf einer verzerrten Wahrnehmung des Naturrechts, des göttlichen Willens und der menschlichen Natur beruht“ (…)
Die Bischöfe rufen die Politiker des Landes zum Widerstand gegen die Homopropaganda auf und gegen den Druck, der von westlichen Organisationen (wie der EU und der UNO) auf Afrika ausgeübt wird. Die Medien und die Pharmaindustrie werden aufgefordert, ihre Kunden vor Werbung in Medien und Foren zu bewahren, die Homopropaganda verbreiten. Die Eltern werden gebeten, die naturrechtliche Bedeutung der Ehe und Familie zu vermitteln und furchtlos und entschlossen die unveränderliche Wahrheit zu verteidigen…“ (Quelle: Auszüge aus dem vatikanischen Pressedienst Fides vom 23. Juli 2015, 08:38 Uhr)
Mein Gott, Papst! Franziskus wünscht Lesbierin „immer fruchtbarere Aktivität“
Angesichts des Schlingerkurses innerhalb der katholischen Kirche – der Zeitgeist ruft! – hätte man füglich ein klärendes Wort der „höchsten Instanz“, des „Heiligen Stuhls“, erwarten dürfen. Doch gläubige Katholiken sind entsetzt. Von Papst Franziskus kommt nichts als das Folgende, in dem er einer lesbischen Verlegerin „immer fruchtbarere Aktivität“ und die „Verbreitung …christlicher Werte“ wünscht. Das macht fassungslos – paßt aber in das verwirrende Bild, das uns Papst Franz immer wieder liefert. Hier die Meldung des „Civitas-Institutes“:
Päpstliche Segenswünsche für lesbische Verlegerin Samstag
„SUA SANTITA È GRATO PER IL DELICATO GESTO E PER I SENTIMENTI CHE LO HANNO SUGGERITO E AUSPICA UNA SEMPRE PIU’ PROFICUA ATTIVITA’ AL SERVIZIO DELLE GIOVANI GENERAZIONI E DELLA DIFFUSIONE DEGLI AUTENTICI VALORI UMANI E CRISTIANI.“ („Seine Heiligkeit ist für die feinfühlige Geste und für die Gefühle dankbar, welche Sie erweckt haben, und hofft auf eine immer fruchtbarere Aktivität im Dienste der jungen Generationen und der Verbreitung der authentischen menschlichen und christlichen Werte.”)
„Zwei Mamas oder zwei Papas – einfach toll!“
Dieser Brief des Staatssekretariats ist an eine gewisse Francesca Pardi gerichtet, die Kinderbücher veröffentlicht, welche nichts weiter sind als homosexuelle Propaganda. Wenn man sehr höflich ist, spricht man von “gleichgeschlechtlicher Elternschaft”. Nun haben wir aber keineswegs die Absicht, besonders höflich zu sein. Die von Francesca Pardi und ihrer „Frau“ Maria Silvia Fiengo (Sie haben in Barcelona „geheiratet“ und „haben“ vier Kinder.) veröffentlichten Kinderbücher sind abstoßender Schmutz; sie erklären den Kindern, daß es ganz einfach toll ist, zwei Papas oder zwei Mamas zu haben, daß das völlig natürlich sei, weil nämlich die Tiere das genauso halten. (Tatsächlich sieht man in ihren Büchern homosexuelle Tiere, die „ihre“ Jungen in Freude und Harmonie großziehen…)
Bei Gelegenheit des Family Day, jenem sehr erfolgreichen Familientag, der versucht, das von Gott geschaffene Modell der Familie zu verteidigen und der auch gegen das Projekt der “eingetragenen Lebensgemeinschaft” demonstrierte, hatte Francesca Pardi an den Papst geschrieben und ihm ihren Katalog geschickt (in dem auch eines jener Bücher beworben wird, das der Bürgermeister von Venedig aus den Schulbibliotheken hatte entfernen lassen. Man kann sich leicht im Internet darüber informieren), nebst Fotos ihrer Familie (sic) und einem langen Brief, in dem sie sich mit dieser Demo für alle gegen die eingetragene Lebensgemeinschaft anlegte und versicherte, es gebe „auch nicht einen Schatten der Gendertheorie“ in den Büchern, die sie verlegt, und daß sie diese Arbeit einzig „zum Wohle der Kinder“ unternommen habe, ferner, daß das Buch „Warum man zwei Mütter haben kann“ ganz einfach ihre persönliche Geschichte ist, weiter, daß „Warum man zwei Papas haben kann“ “die Geschichte einer Familie ist, die wir persönlich kennen“. „Das ist keine Ideologie, sondern nichts weiter als Nächstenliebe.“
Es folgt dann ein langes Pamphlet gegen jene, „die sich katholisch nennen und intolerant sind“. Darin sagt sie, daß „viele Menschen ihre Hoffnung in eine Kirche setzen, welche nicht integristisch und unmenschlich ist, wie wir sie zu anderen Zeiten kennengelernt haben.“
Und darauf antwortet der Papst das, was wir zu Beginn zitiert haben. Der Papst dankt und hofft, daß diese beiden Lesbierinnen weiterhin, und zwar verstärkt, homosexuelle Kinderbücher herausbringen, was er dann authentische menschliche und christliche Werte nennt. Und seinen apostolischen Segen fügt er auch noch bei, einen Segen für zwei Frauen, denen das gar nichts bedeutet. Nicht weiter als ein Blankoscheck, um ihr verderbliches Werk weiterzuführen.
Klar, daß Francesca Pardi triumphiert und noch einen draufsetzt – und mit ihr alle militanten Homosexualisten. Der Papst gibt ihnen recht, und er desavouiert den Bürgermeister von Venedig (der hat u. a. auch gesagt, daß es während seiner Zeit als Bürgermeister von Venedig keine „Gay pride-Parade“ dort geben werde). Und von überall her zeigt man nun mit dem Finger auf ihn, als ob er höchst spektakulär vom Papst verurteilt worden sei.
Das Ganze wirft ein noch unangenehmeres Licht auf den Vatikan, da dieser betont, daß dieser Brief rein privat sei, und daß der Segen, den er enthält, nur der Person gelte und nicht „eventuell der Lehre der Kirche über die der Gender-Theorie widersprechenden Aussagen, die sich in gar keiner Weise geändert hat, woran der Heilige Vater zum wiederholten Male erinnert hat.“ (…) „Ein Brief des Staatssekretariats will Verhalten und Lehren, die mit der Lehre des Evangeliums nicht übereinstimmen, nicht aufwerten. … Es wäre gänzlich unangebracht, diesen Brief zu instrumentalisieren…“
Es ist festzuhalten, daß mit dieser Heuchelei von Pater Ciro Benedetti, Vizedirektor des vatikanischen Pressebüros, die homosexuelle Propaganda noch nicht einmal angesprochen wird. Er reibt sich an der „Gender-Theorie” (von der Johannes Paul II. vor ziemlich langer Zeit sagte, sie sei eine entsetzliche Ideologie und nicht etwa eine Theorie), anscheinend ohne zu wissen, daß Francesca Pardi eindringlich versichert, keinerlei Werbung für die besagte „Theorie“ zu machen.
Wir haben verstanden
Das Wesentliche haben wir aber verstanden. Die Lehre ändert sich nicht. Der Papst kann die Verleger homosexueller Kinderbücher beglückwünschen und das dann „authentische menschliche und christliche Werte“ nennen, das hat gar keine Bedeutung, weil ja „die Lehre sich nicht ändert“. Es ist nicht ganz klar, ob das unter den klinischen Begriff der Schizophrenie fällt, und irgendwie ist das auch vollkommen egal. Sicher ist, daß dieser Papst, der nicht ein einziges Wort der Unterstützung für den beeindruckenden Family Day fand, sich ganz offen auf die Seite der Verderber gestellt hat, die ihn nun erwartetermaßen mit dithyrambischen Elogen feiern. Möchte ich an seiner Stelle sein? Na… lieber nicht.
Nun kann man mit einigem Recht einwenden, daß der Papst nicht die Zeit habe, jeden eingehenden Brief und jedes Schreiben, das den Vatikan verläßt, zu lesen. In diesem Fall aber greift das tiefer: Eigentlicher Autor des Briefes ist, wie versichert wird, P. Peter Brian Wells, ein Assessor, der anscheinend ein aufgehender Stern ist. In jeder Kanzlei würde ein solcher Brief, dessen Inhalt in solchem Widerspruch zur Politik dieser Kanzlei steht, den sofortigen Rauswurf seines Autors nach sich ziehen. Wird er nicht hinausgeworfen, so bedeutet das, daß man ihm nichts vorwirft.
Noch erschreckender ist, daß P. Peter Brian Wells Inhaber eines Zertifikats über theologische Studien am Institut Johannes Paul II. ist – im Fachbereich Familie und Ehe…
(Quelle: „JV“, 29. August 2015, 06:25 Uhr, http://www.civitas-institut.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2442:paepstliche-segenswuensche-fuer-lesbische-verlegerin-homosexueller-propaganda&catid=1:neuestes&Itemid=33)