Von Thomas Böhm *)
Es lässt tief blicken, wenn Medien im Nachhinein ihr heuchlerisches Tun rechtfertigen müssen, weil ihnen die Leser scharenweise den Stinkefinger zeigen. In diesem Fall sind es gleich zwei Blätter aus dem Hause „Springer“, die jetzt um Verständnis bitten:
In der „Bild“ (bild.de 7.9.15) stand Folgendes:
…Das Foto des kleinen Ailan (3) aus Kobane ist zum Symbol geworden für die Flüchtlingskrise, die Europa spaltet. Es ist das Zeugnis einer Tragödie. Aber kann das schreckliche Schicksal des Kindes auch etwas Gutes bewirken? Kann das eindringliche Foto sogar die Welt verbessern?…
…Lösen kann das Foto des kleinen Ailan sicher nicht die Syrien-Frage, sicher nicht den 50 Prozent der Deutschen, die sich laut einer Studie der R+V Versicherung vor einer Überforderung von Bürgern und Behörden durch Asylbewerber fürchten, alle Ängste nehmen, sicher nicht die Frage nach Verteilungsquoten klären. Aber offenbar konnte es den Panzer aus Sorge und Egoismus vieler Menschen, auch wichtiger Entscheidungsträger, durchbrechen…
Niemand stellt sich die Frage, warum ausgerechnet jetzt dieses Bild publiziert wird, wo doch die Stimmung so aufgeheizt ist. Sind vorher keine Kinder ertrunken? Gab es vorher keine guten Fotografen vor Ort?
Unerträglich aber wird diese Heuchelei, wenn wir wissen, dass die Mörder des IS fast täglich unschuldige Kinder ermorden, ja sogar in die Luft sprengen, oder enthaupten.
Hier haben wir vergeblich auf entsprechende Fotos in den Medien gewartet, obwohl diese sicherlich angeboten wurden. In den sozialen Medien wurden diese grausamen Bilder veröffentlicht – und lösten entsprechend heftige Diskussionen aus.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass sämtliche Staatsmedien fast ausschließlich nur noch so genannte Flüchtlingskinder statt die hereinströmenden Männermassen zeigen. Wenn hier keine Manipulation betrieben wird, wann dann?
Vergeblich warten wir auf die notwendige Kritik gegenüber denjenigen, die diese toten Flüchtlingskinder zu verantworten haben. Es sind die islamischen Terroristen, die geldgierigen Schleuser und die Politiker, die mit ihren Lockangeboten, die der kleine Mann bezahlen muss, noch weitere Millionen arme Menschen ins Land holen und die Schleuser damit indirekt unterstützen.
Auch in der „BZ“ ist das Gejammer groß:
Berlin hatte sich gewehrt – gegen „Berlin wehrt sich“. …Wir lernen: Es geht! Wir müssen den Hass im Internet nicht hinnehmen! Gemeinsam sind wir stärker als Neonazis, Mitläufer und Provokateure.
Facebook ist zu einem asozialen Netzwerk geworden, weil es keine nachvollziehbaren Regeln gibt. Ein küchenbegeisterter User, der sich „Teufelskoch“ nannte, wurde gesperrt – wegen Satanismus. Doch auf Tausenden Seiten wird gegen Ausländer gehetzt, werden Menschen verunglimpft, wird politische Propaganda betrieben.
Facebook muss lernen: Wer so ein mächtiges Instrument in die Welt setzt, der hat eine Verantwortung, nicht nur für Geschäftsmodelle und Algorithmen, sondern auch für die Inhalte.
Sehr europäisch gedacht? Ja. Denn auf unser Wertesystem können wir – bei allen Erschütterungen – sehr stolz sein. Es ist geprägt von der Barmherzigkeit der abrahamitischen Religionen und der Aufklärung. Es ist nicht technokratisch. Es ist menschlich…
(http://www.bz-berlin.de/berlin/marzahn-hellersdorf/wir-muessen-den-hass-im-internet-nicht-hinnehmen)
Natürlich sind einige Kommentare in den sozialen Netzwerken unerträglich, genauso wie einige Kommentare in der „BZ“.
In Zeiten, in der der Journalismus immer mehr als „Volkserziehungsmaßnahme“ missbraucht wird und nicht mehr seinen Pflichten, der Weitergabe von Informationen, nachkommt, kann man sich natürlich auch die Frage stellen: Kann man den Verleger anrufen, um gedruckte Beiträge in der „Bild“ oder der „BZ“ nachträglich zu löschen?
Und zurückgefragt: Sollte ein Verlag nicht auch Verantwortung für die Inhalte seiner Zeitung übernehmen und nicht nur, wie im Fall des Axel-Springer-Konzern, das Betriebsergebnis im Auge haben?
Gibt es in diesem Verlag etwa keine skrupellosen Leute, die gerne auch mal berufliche Existenzen vernichten, nur um den Profit zu erhöhen? Oder geht es dabei etwa auch nur um Inhalte?
Und was meint der Autor mit „Mitläufer“ und „Provokateure“? Asylkritiker? Will er diese, wie es kürzlich Frau Merkel getan hat, in die Nähe des NSU rücken, damit der Bürger endlich sein Maul hält, brav weiterarbeitet und für alles aufkommt, was die unverantwortliche Regierung da austüftelt?
Wann schalten die werten Herren endlich vom Gefühlsmodus wieder in den Denkmodus? Warum rechnen sie nicht einmal und fragen bei der Regierung nach:
Wie kann es sein, dass plötzlich 10 Milliarden Euro für so genannte Flüchtlinge übrig sind (nächstes Jahr kommen dann noch einmal 20 Milliarden dazu)? Warum hat man nicht jeder deutschen Frau, die ein Kind zur Welt gebracht hat 10.000 Euro als Startkapital geschenkt? Das wäre billiger gekommen und man müsste nicht über fehlende Fachkräfte jammern, die sich letztendlich sowieso überwiegend als ewig Hilfsbedürftige entpuppen werden.
Lassen Sie mich zum Schluss auf einen geschätzten Autoren beziehen, der beweist, dass nicht alle Journalisten im Springer-Verlag zu Handlangern der Regierungs-Propaganda geworden sind. Clemens Wergin schreibt in der „Welt“:
…Die Anpassungsleistungen, die Einwanderer unserer Gesellschaft abverlangen, wurden in den vergangenen Jahrzehnten überwiegend von der Unterschicht erbracht, die mit den Neuankömmlingen um Jobs und Wohnraum konkurrierte, und nicht von der Mittel- und Oberschicht. Die lebt nämlich weiter in ihren weitgehend „weißen“ Wohnvierteln, wo man höchstens mal einem gänzlich akkulturierten iranischen Arzt, europäischen Akademiker oder neureichen Russen begegnet.
Ihre Kinder gehen nicht in öffentliche Schulen mit 80 Prozent Ausländeranteil im Berliner Wedding oder in Neukölln. Und wenn in der Vergangenheit dann doch mal ein Flüchtlingsheim in einem Reichenviertel in Hamburg oder Düsseldorf gebaut werden sollte, dann schafften es die politisch gut vernetzten Wohlstandsbürger meist, das irgendwie abzuwenden. Da ist es einfach zu sagen, die da unten sollen sich mal nicht so aufregen über die Flüchtlinge…
Wen er da wohl damit im Hause Springer gemeint hat…
*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo