Unterstützt Ungarn – mit Herz, Verstand und Tat!

von Peter Helmes

Viktor Orbán
Viktor Orbán

In meinem beruflichen Leben führte mich mein Weg häufig nach Ungarn, auch in der Zeit des Warschauer Paktes. Als Generalsekretär der Internationalen Jg. Christdemokraten und Konservativen, also auch als Vertreter der Jungen Union Deutschlands, war ich ständiger Teilnehmer der sog. „Balaton-Konferenz“, einer Begegnungsmöglichkeit zwischen dem kommunistischen Weltjugendverband WFDY und den Vertretern westlicher Jugendverbände, was darüber hinaus zu weiteren Besuchen dieses schönen Landes mit einzigartigen Menschen führte.

Natürlich ging es bei diesen Treffen auch um „große Politik“. Im kleineren Kreis ging es jedoch um den Versuch, die „inneren“ Grenzen zu überwinden und den Jugendaustausch zu fördern. Kein leicht erreichbares Ziel angesichts diverser gegenseitiger „Unvereinbarkeitsbeschlüsse“. So durfte ich in der Bundesrepublik Deutschland an keinen politischen Treffen z. B. mit der sozialistischen Jugend vom SDAJ treffen. Für Sozialisten und Kommunisten war ich wiederum der Feind schlechthin.

Bei den Balatontreffen saßen wir aber alle gleichberechtigt und friedlich nebeneinander. Ich war auf „Feinde“ eingestellt, traf aber zwar Gegner, jedoch auch viele nette, ehrliche Menschen, mit denen man beim Bier oder einem Glas Wein (oft nach Mitternacht) offen reden konnte. Gastgeber war jeweils der kommunistische Jugendverband Ungarns.

Sehr früh habe ich die zuweilen feinen Unterschiede zwischen den kommunistischen Verbänden herausfinden können. Die Ungarn waren allen voran freiheitsliebend, gastfreundlich und herzlich. Offen frei reden konnten sie nur „zwischen den Zeilen“. Oder über einen Umweg: Ich lernte etliche von ihnen auch privat kennen. Sie luden mich ein zu sich nachhause. Dort, ganz unter uns, galt das freie Wort – meines genauso wie ihres. (Und ich bin nie enttäuscht worden. „Experten“ wissen schon, was ich meine.)

Mir war sehr bald klar, daß sich die Ungarn nie unterkriegen lassen werden, von keiner Macht der Welt. Sie unterschieden sich von ihren Schwestergruppierungen insbesondere durch eine viel weniger ausgeprägte ideologische Verbohrtheit; sie waren offener, auch offener für Kritik und zu Selbstkritik fähig. Und so fand ich es nur logisch, daß sie den Freiheitskampf der Mitteldeutschen schon unterstützten, als wir hier im Westen noch von „Wandel durch Annäherung“ träumten.

Ungarns Hilfe schon vergessen?

Haben wir schon vergessen, was die Ungarn für uns getan haben? Haben wir es ihnen gedankt? Nein, wir schimpfen heute über „Ungarn“ und ihren Ministerpräsidenten Orbán, als sei er ein Kriegstreiber.

Der Mann tut erstens seine Pflicht für sein Land, nämlich es vor Schaden zu bewahren.

Zweitens schützt Orbán die Außengrenzen Europas. Wo wir vor lauter Willkommensgedusel wegschauen, schreitet er zur Tat und wacht über seine Grenzen. Daß er damit einen EU-Beschluß umsetzt, wird verschwiegen oder mit Häme kommentiert.

Drittens zeigt Orbán, was von einem führungsstarken Politiker erwartet werden darf: Bewahrung der nationalen Identität – ohne die Tür für wirklich Verfolgte geschlossen zu halten. Was also gibt es Orbán vorzuwerfen?

Viertens: Orbán ist Chef der ungarischen Schwesterpartei von CDU und CSU, Mitglied der EVP (europäischer Zusammenschluß christlich-demokratischer Parteien in EU und im Europaparlament). Keine Mutter würde eine Tochter so behandeln, so kalt abfahren lassen, wie „Mutti“ dies mit ihrer ungarischen Schwester zuläßt. Wir sollten uns schämen. Sie haben die Türken überlebt, sie haben die sowjetische Besatzung überlebt, und so werden sie auch dies überleben!

Gegen den „moralischen Imperialismus“!

Horst Seehofer, der Vorsitzende der zweiten Schwesterpartei CSU, scheint gerade noch so die Kurve zu kriegen und hat Orbán zur Klausur der CSU eingeladen. Dafür gebührt ihm Respekt und Dank – auch wenn CDU-Granden in die Tischplatte beißen. Ungarn braucht jetzt unsere Unterstützung – und zwar nicht nur in ihrem Sinne, sondern auch in unserem Sinne der Bewahrung unserer deutschen Identität. Wir haben allen Grund, Ungarn zu helfen.

Orbán hat den Begriff des „moralischen Imperialismus“ geprägt hat. Mit diesem Begriff hat er Freunde verblüfft und Feinde verschreckt. Danke, Viktor Orbán! Und Hochachtung vor einem Volk und dessen Regierung, die offensichtlich den Mut und den gesunden Menschenverstand noch nicht an der Garderobe des Zeitgeistes abgegeben haben.

Ich kann die Ungarn sehr gut verstehen. Sie wissen, was Fremdherrschaft bedeutet, und haben wohl auch aus der Erfahrung ihrer teils schmerzhaften Geschichte gelernt, sich nicht zu ergeben und Widerstand zu leisten. Und sie scheinen zu wissen, daß Multikulti letztlich eine Nation im Kern erstickt. Warum lernen wir nicht von Ungarn und Orbán?!

  1. Sept. 2015, Peter Helmes

Lesen Sie bitte den zu Herzen gehenden Brief einer Deutschen (mit ungarischem Blut), den sie heute auf „pi-news“ veröffentlicht hat:

„Unterstützt Ungarn!

Ich bin zwar nur zu einem Viertel Ungarin wie Heinrich Heine, aber dieses Viertel Ungarin bringt mein Blut in Wallung, wenn ich in der Presse mit der täglichen Hetze gegen Ungarn konfrontiert werde. Ein Land hat sich dazu entschlossen, wie es einer souveränen Nation entspricht, seine Grenzen in einer extremen Situation zu verteidigen. Tausende strömen in das Land ohne Rücksicht auf internationale Vereinbarungen, Grenzkontrollen und Zollbestimmungen. Was ist das? Das ist nichts anderes als eine Invasion, ein kriegerischer Akt, auch wenn man es noch so sehr mit Flüchtlingsbewegungen zu etikettieren und schönzureden versucht.

(Von „Schweinegulasch“, pi-news 24.09.2015)

Die Völker Osteuropas, die historisch immer in einer gewissen Grenzsituation standen, haben dies viel eher begriffen als die Deutschen, für die der 30-jährige Krieg zu lange zurückliegt, und die die Nachkriegszeit mit einem gigantischen Schuldgefühl zugekleistert und ihre Erfahrungen daraus komplett verdrängt haben. Aufgrund dieser Verdrängung sind die Deutschen oft nicht mehr in der Lage, ihre eigene Geschichte und geschichtliche Situationen im Allgemeinen objektiv zu betrachten und zu bewerten.

In den ungarischen Schulen ist das Buch „Sterne von Eger“ von Géza Gárdonyi Pflichtlektüre. Es behandelt das Leben zweier Kinder während der türkischen Besatzungszeit. Aus dieser Zeit resultiert auch das Bewußtsein der Ungarn, daß die Konfrontation mit dem Islam nicht über Sozialpädagogen geregelt werden kann, sondern daß er eine Existenzfrage Europas darstellt. Es gibt keinerlei vergleichbare Herangehensweise im westlichen Europa, ja, um der wachsenden Heerschar türkischer Schüler nicht auf die Füße zu treten, werden die Türkenkriege, in denen die Freiheit Europas verteidigt wurde, oft sogar aus dem Lehrplan gestrichen. Wenn es soweit kommt, wissen wir, wir haben verloren! Wir haben uns selber dazu entschieden, diesen Kampf um unsere Kultur und unsere Freiheit letztendlich aufzugeben. Aber nicht die Ungarn. Und zwar deswegen, weil sie, anders als die Deutschen, am eigenen Leib erfahren haben, wie sich das Leben unter der islamischen Knute anfühlt. Und auch wenn es Jahrhunderte zurückliegt, es wird als kollektive Erinnerung und als transgenerationales Trauma weitergegeben, und es ist präsent. Ich zitiere jetzt aus dem Buch „Geschichte Ungarns“ bzw. „Hungary, a short History“ des britischen Historikers C.A. Macartney, der Professor für internationale Beziehungen an der Universität Edinburgh war:

„4. Das geteilte Ungarn

Die Schlacht bei Mohács war das Vorspiel zur unglücklichsten Periode Ungarns: Die zwei Jahrhunderte der Teilung, in denen die Türken über das Kernland herrschten und es fast in eine Wüste verwandelten. [..] Bis heute sind in Ungarn die schweren Wunden aus jener unglücklichen Zeit nicht ganz vernarbt. [..] Der dem ottomanischen Reich einverleibte Teil hatte am meisten zu leiden. In jedem Feldzug waren schon Dörfer niedergebrannt, Städte verwüstet und große Scharen Gefangener in die Sklaverei geführt worden, ein Schicksal, gegen das die Untertanen des Sultans auch im Frieden nicht gefeit waren.

Unglücklicherweise schätzte man ungarische Sklaven in Anatolien ganz besonders hoch und zahlte hohe Preise für sie. [..]

Nach Beendigung der Feldzüge wurde das eroberte Gebiet zunächst in vier und dann in fünf Paschaliks aufgeteilt. Alle früheren Besitzurkunden wurden für null und nichtig erklärt. Vier Fünftel des Landes gingen als meist kleine Lehen an türkische Beamten und Soldaten, die als neue Grundherren an die Stelle des alten Adels traten und dem Land viel größere Lasten auferlegten als die alten [..] die Belehnten preßten, solange sie das Land innehatten, möglichst hohe Gewinne heraus. [..]

Die türkische Herrschaft war ganz unschöpferisch. Die einzigen von ihnen hinterlassenen Baudenkmäler sind einige Bäder und Minarette in den größeren Städten. Die von den Türken zerstörten Gebäude wurden nicht wieder aufgebaut.

Die ernstesten Folgeerscheinungen für das ungarische Volk waren die durch die Kriege verursachte Entvölkerung durch Sklavenhandel, die Flüchtlingsströme und die sich ausbreitende Pest. [..] Dieses früher reichste Gebiet Ungarns [im heutigen Süden Ungarns bei Pécs, Anmerkung sg] hatte die Verwüstungen der ersten Kämpfe über sich ergehen lassen, und seine Bevölkerung war praktisch ausgerottet worden. [..] Mit den Menschen verschwand auch das, was sie aufgebaut hatten. Die Mauern aus Lehm verfielen, die aus dauerhafterem Material errichteten Gebäude standen als verlassene Ruinen da, fruchtbare Felder versumpften und wurden von Gestrüpp überwuchert…“

Ich habe hier jetzt keineswegs absichtlich die schrecklichsten Passagen herausgesucht. Es handelt sich einfach um eine ganz normale Begegnung mit einer Kriegerkultur, die das Erobern und Ausbeuten der indigenen Bevölkerung lebt, aber nicht den Aufbau einer politisch und wirtschaftlich funktionierenden Zivilisation. Und wie verheerend die Zerstörungen gewesen sein müssen, kann man an der Bausubstanz ablesen, bzw. an deren komplettem Fehlen. Es existieren nämlich kaum noch Gebäude aus der Zeit vor der türkischen Besatzung. Die Verluste an Menschenleben lassen sich über die Kirchenbücher nachvollziehen, und es ist gruselig festzustellen (auch bei wikipedia nachzulesen), daß oft 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung ermordet und verschleppt worden sind. In der Folge der Verschleppung und Ausrottung der ungarischen Bevölkerung in vielen Gebieten des ungarischen Reiches kam es im Übrigen zur Ansiedlung von Donauschwaben durch Kaiserin Maria-Theresia, die das Land mit deutschem Fleiß und deutscher Tüchtigkeit (früher waren die Deutschen jedenfalls so) wieder aufbauten. Es kam aber auch zu den ersten Einwanderungsbewegungen von Rumänen aus der Walachei, die dann letztendlich zum Verlust Transsilvaniens (ungarisch Erdély) an Rumänien führte.

Eine geschichtliche Entwicklung, der man in Deutschland größere Beachtung schenken sollte. Es geht nämlich darum, auf welche Weise man ein Land verliert, dadurch, daß irgendwann einmal eine Volksgruppe einwandert, erst als billige Arbeitskraft (von den ungarischen Großgrundbesitzern) instrumentalisiert wird und es dann in der Folge zu seinem eigenen machen kann. Da bietet die Geschichte Transsilvaniens einige durchaus aufschlußreiche Hinweise.

Daß die Ungarn die Freiheit hochhalten, haben sie auch während des Ungarn-Aufstandes bewiesen. 1956 hat die Welt mit ihnen gezittert. 1989 haben sie eine entscheidende Rolle dabei gespielt, den Deutschen im Osten die Freiheit zu geben und Deutschland die Wiedervereinigung zu ermöglichen. Deswegen ist es ein Gebot des Anstandes, nicht gegen Ungarn zu hetzen. Kritisch darf man alles betrachten, aber was unsere Presse sich leistet, oft Journalisten, die über geringe politische oder geschichtliche Kenntnisse verfügen, ist nicht hinnehmbar.

Helft Ungarn! Kauft wenigstens eine Pick-Salami oder fahrt in den Ferien dorthin. Die Ungarn sind nicht perfekt, und manches ist ein bißchen vorsintflutlich und funktioniert noch nicht auf unserem Niveau, aber sie sind in der Regel lieb und geben sich Mühe. Drückt ein Auge zu und helft diesem wunderbaren, tapferen kleinen Volk, das immer auch für uns und unsere Freiheit gekämpft hat!

(Original: http://www.pi-news.net/2015/09/unterstuetzt-ungarn/#more-483553)

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