Von Thomas Böhm *)
Scheinbar unversöhnlich stehen sich Linke und Rechte gegenüber und bezichtigen sich wechselseitig als „Nazis“, weil den Deutschen auch nach über 70 Jahren kein Besserer einfällt, wenn es darum geht, den Andersdenkenden in Grund und Boden zu beleidigen.
Man fühlt sich dabei wie in einem unendlichen Ping-Pong-Spiel, in dem geschmettert und abgewehrt wird, ohne das jemals ein Sieger von Kampfplatz kriecht.
Das ist für die Spieler auf Dauer nervig und für die Zuschauer langweilig, weil so kein Ergebnis erzielt wird. Auf diesem politischen Spielfeld gibt es keinen echten Dialog, nach dem Schlagabtausch bleibt man unter Seinesgleichen, redet sich den Mund fusselig oder schreibt sich, wie in unserem Fall, die Finger wund.
Doch manchmal geschehen anscheinend Wunder, gibt es erstaunliche Ähnlichkeiten in der linken und rechten Denkweise – besonders gerne wenn es gegen den Kapitalismus und die bösen Amerikaner geht.
Hier zwei Beispiele. Jürgen Elsässer schreibt auf seinem Blog:
Flüchtlinge als Waffe
Viele Flüchtlinge verlassen aus Not und Verzweiflung ihr Land. Aber wenn sich Zigtausende gleichzeitig auf den Weg machen, sind oft strategisch denkende Hintermänner am Werk, die mittels Völkerwanderung ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen.
Neben der Instrumentalisierung von Flüchtlingen für die Interessen von Einzelstaaten gibt es Überlegungen der globalen Eliten, Migrationsbewegungen zu stimulieren, um dadurch eine Durchmischung der Völker durchzusetzen. So berichtete der britische Daily Express am 11. Oktober 2008 von einem „Geheimplan, 50 Millionen Afrikaner in die EU zu lassen“. Dies bezog sich auf eine Studie der EU-Statistikbehörde Eurostat, wonach die Mitgliedstaaten bis zum Jahre 2050 insgesamt 56 Millionen Migranten bräuchten, um den Bevölkerungsschwund auszugleichen.
Wörtlich heißt es darin: „Illegale Migranten dürfen nicht als Kriminelle behandelt werden.“ Ein Reporter des Daily Express hat ein vom britischen Staat finanziertes „Job Center“ in Mali besucht, in dem schon damals Arbeitskräfte angeworben wurden. Ein früher Advokat der Völkervermischung war der österreichische Adelige und Freimaurer Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi, der schon in den 1920er Jahren von einer „eurasisch-negroiden Zukunftsrasse“ träumte, die „äußerlich der altägyptischen ähnlich“ ist. Der Graf inspirierte Winston Churchill mit seiner Idee der „Vereinigten Staaten von Europa“ und wurde unter anderem mit dem Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet. Die von ihm 1922 gegründete Paneuropa-Union existiert als Elitennetzwerk bis heute, deutscher Präsident ist der CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt.
Auch von zionistischer Seite gab es Druck. „Europa muss multikulturell sein“, war ein Aufruf von Israel Singer in der Welt vom 30. Januar 2005 überschrieben. Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses brach überraschenderweise sogar eine Lanze für den Islam. „Der ,neue Antisemitismus‘ der muslimischen Einwanderer ist eine Randerscheinung.“
(https://www.compact-online.de/fluechtlinge-als-waffe/)
Die „Rote Fahne“ schreibt auf ihrem Blog:
Wie der WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der seit 2012 in London in der Botschaft von Ecuador politisches Asyl gefunden hat (in der EU gibt es demnach kein politisches Asyl), berichtet, belegen vorliegende diplomatische Depeschen einmal mehr die imperialistische Geostrategie.
So betreiben USA/NATO ganz bewusst eine „strategische Entvölkerung“ u.a. Syriens, um Flüchtlingsströme nach Europa zu generieren.
„Die Situation (Flüchtlingskrise) ist das Resultat der US-amerikanischen, britischen und französischen Politik im Nahen Osten in Zusammenarbeit mit ihren regionalen Verbündeten wie Katar, Türkei, Jordanien, Saudi Arabien und Israel“, lautet die Einschätzung des Publizisten Assange.
Zudem weist er daraufhin, dass von WikiLeaks veröffentlichte Dokumente belegen, dass die USA bereits seit 2006 auf den Sturz der syrischen Regierung hinarbeiten.
„Die USA versuchten mit subversiven Operationen die syrische Regierung zu provozieren, durch das Anheizen von Konflikten zwischen Sunniten und Schiiten, dem Versuch ausländische Investitionen zu unterbinden und die geheime Finanzierung zahlreicher NGOs in Syrien“, erläutert der WikiLeaks-Gründer.
„Natürlich zieht auch die CIA daraus Vorteile. Sie kreiert ein Problem, für das sie dann ein noch grösseres Budget verlangen kann, um es dann anschliessend zu lösen. Ähnlich zeigt sich die Situation bei Söldner-Firmen, Waffen-Herstellern und –Händlern. Wenn es keine Probleme gibt, werden ihre Budgets gekürzt, also fabrizieren sie Probleme“, so Assange.
(http://rotefahne.eu/2015/10/wikileaks-depeschen-belegen-fluechtlingskrise-ist-geostrategische-waffe/)
Ebenso interessant ist in diesem Zusammenhang die Aussage einer neuen Bürgerbewegung aus Nordthüringen:
In der heutigen Zeit bedient die Politik lediglich die Interessen der Großkonzerne sowie der Bankenlobby!
Dadurch werden die Reichen immer Reicher, die Armen immer ärmer und die Mittelschicht wird es wohl bald nicht mehr geben!
Wir fordern das die Staatsmacht wieder vom Volk ausgeht, die Wirtschaft dem Volk dient und die Politik wieder im Interesse des Volkes handelt!…
Wir haben viele eigene Probleme in unserem Land für die eine Lösung gefunden werden muss und es gibt auch Unmengen von Menschen die auf der Flucht sind und denen vorrübergehend geholfen werden muss!
Da die Ressourcen begrenzt sind fordern wir die konsequente Abschiebung von Wirtschaftsflüchtlingen und abgelehnten Asylanten sowie eine Beschleunigung des Asylverfahrens!
Wir fordern eine gerechte Verteilung Finanzieller Zuwendungen für das Deutsche Volk! Arbeit und Familie müssen wieder unter einen Hut zu bekommen sein!
Wir haben viele eigene Probleme in unserem Land, für die eine Lösung gefunden werden muss. Und es gibt auch Unmengen von Menschen, die auf der Flucht sind und denen vorübergehend geholfen werden muss!
Da die Ressourcen begrenzt, sind fordern wir:
Die konsequente Rückführung von Wirtschaftsflüchtlingen.
Die konsequente Abschiebung von kriminellen Asylanten.
Die konsequente Abschiebung abgelehnter Asylanten insbesondere aus den Balkanländern.
Die Beschleunigung des Asylverfahrens.
Die Abschaffung des Klagerechts für abgelehnte Asylbewerber.
Die Asylverfahren afrikanischer Migranten müssen in Nordafrika oder deren Herkunftsländern entschieden werden.
Die Einwanderung per Schiff über das Mittelmeer muss nach australischem Vorbild unterbunden werden.
Die Einwanderung muss generell nach z. B. kanadischem Vorbild gesteuert werden.
(http://volksbewegung-nordth.de/#1443713444075-17ce5c89-925b)
Zeigen sich hier Linke als Asylkritiker oder Rechte als die wahren Antikapitalisten? Wahrlich ein merkwürdiges Gemisch an Gedankengut, das sich dieser Tage zusammenbraut. Oder ist Jürgen Elsässer etwa ein russisches, kommunistisches U-Boot, dass uns alle in den atlantischen Tiefseegraben ziehen will und die Rote Fahne in Wirklichkeit ein Propaganda-Blatt der Neuen Rechten?
Wohl eher nicht.
Vielleicht zeigt es uns auch nur, wie wenig „hilfreich“ dieses alte Links-Rechts-Schema ist, wenn es darum geht, politische Positionen festzustecken.
Vielleicht befinden wir uns alle in einem politischen Karussell, das sich im Zuge der Asylkrise immer schneller dreht.
Also einsteigen, die Fahrt beginnt.
*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo
http://www.conservo.wordpress.com
1.11.2015