Von Thomas Böhm *
Typisch Axel-Springer-Verlag. Auf der einen Seite übernehmen die völlig verunsicherten, verwirrten und total überforderten Redakteure die Forderungen von Pegida und den „rechten Hetzbloggern“, recherchieren in den sozialen Netzen und sondern hier und da sogar vernünftige Kommentare ab, und auf der anderen Seite treten sie weiterhin auf jeden besorgten Bürger ein, der es wagt, ebenfalls seine Meinung zu äußern.
So als ob die Journalisten das Exklusivrecht auf freie Meinungsäußerung hätten. In der „Welt“ ist nun wieder so ein rückwärtsgewandter Beitrag erschienen:
„Ein Weltbild kann so einfach sein. Zum ersten Jahrestag des Leipziger Pegida-Ablegers Legida wurde es am Montagabend lauthals umrissen. Für alle Übel dieser Welt gibt es für Legida drei Ursachen: Flüchtlinge, als angebliche Volksverräter agierende Politiker und die „Lügenpresse“ als vorgebliche Helfershelfer der Politik.
Pegida um Chef Lutz Bachmann hatte die übliche Demonstration durch Dresden diesmal ausfallen lassen und zur Teilnahme in Leipzig aufgerufen. Deshalb war auch Bachmann selbst nach Leipzig gekommen, statt der sonst üblichen mehreren hundert Teilnehmer waren es dieses Mal etwa zwischen 1500 und 2000 Demonstranten.
Bachmann überließ die Rolle des Scharfmachers und Einpeitschers allerdings Tatjana Festerling. Das frühere AfD-Mitglied, das bei der Oberbürgermeisterwahl in Dresden im vergangenen Juni im ersten Wahlgang für Pegida etwa jede zehnte Stimme erhielt, hatte eine Rede vorbereitet und abgelesen, die das besagte einfache Weltbild in neue Untiefen katapultierte.
Sie stellte ernsthaft die These auf, dass der Münchner Hauptbahnhof zu Silvester nicht wegen einer Terrorgefahr geschlossen worden sei. Nein, es habe daran gelegen, dass Flüchtlinge dort Frauen hätten sexuell belästigen wollen. „Zog dort eine Horde afroarabischer Sexterroristen auf, vor der man sich nur zu schützen wusste, indem man den Bahnhof schließt?“, fragte sie allen Ernstes. Damit spielte die 51-Jährige auf die Übergriffe am Kölner Dom zu Silvester an, die sie wörtlich als „Sex-Dschihad“ bezeichnete.
Festerling stufte die Kölner Ausschreitungen als „flächendeckenden Terroranschlag“ ein und sprach dabei von „paramilitärischen Terrorgruppen, die zu Tausenden im Land verteilt“ seien. „Wieviel fehlt denn noch, dass aus der Kölner Domplatte eine Kölner Schlachtplatte wird?“, orakelte Festerling.
Und wer ist Schuld daran? Im Weltbild Festerlings und der Legida-Anhänger alle „Politiker, die die afroarabischen Sexterroristen ins Land geholt haben“. Festerling ruft also „Volksverräter“ – und die Masse skandiert es nach. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), die im Oktober am Tag vor der Wahl von einem mutmaßlichen Rechtsextremisten schwer verletzt worden war, wurde von Festerling gar als „erbärmliches Kölner Funkemariechen“ klassifiziert…“ (http://www.welt.de/politik/deutschland/article150890971/Hunderte-Rechtsradikale-randalieren-in-Leipzig.html)
Klare Kante, klare Worte. Das ist man von Tatjana Festerling gewohnt und damit kommen Weicheier und Stromschwimmer eben nicht klar. Gut aber, dass auch die „Welt“ Leser hat, die sich nicht mehr als „Rechtsradikale“ bezeichnen und verarschen lassen wollen.
Hier eine Auswahl der Kommentare:
Wenn ich die Stimmung in Deutschland beschreiben müsste, würde ich sagen,“ Deutschland am Vorabend der Revolution“ (costa jan • vor 4 Stunden)
Liegt am Verlust jeglicher Vernunft.
Jeder Tag ist wie im Advent: Immer eine neue Überraschung, leider nichts Positives (Jan van Leyden jan • vor 4 Stunden)
Ausgangspunkt: Die kapitalen Gesetzesbrüche am 04.September 2015. Wird in die Geschichtsbücher eingehen. (Peter Frey Jan van Leyden • vor 3 Stunden)
Ab dem 04. September 2015 – bis heute. Und was in die Geschichtsbücher eingeht, ist davon abhängig, wer sie schreibt.›(Mephisto Peter Frey • vor 3 Stunden)
Oder von denen, die Artikel seit mehr als 10 Jahren speichern und auf der ganzen Welt über ein Netzwerk verteilen… (Dauer_Gast jan • vor 4 Stunden)
In Deutschland gibt es keine Revolutionen. Mit der Alterung der Gesellschaft sind die Chancen dahingehend eher noch gesunken. (Julia_1 jan • vor 3 Stunden)
Damals hat es auch in Leipzig angefangen. Ich glaube an die Heldenstadt! (Heinz Rosenstrauch • vor 4 Stunden
Hört, hört! Ein Zug von Rechtsextremisten in Connewitz ist also schuld daran das sich Linksextremisten mit der Polizei eine Strassenschlacht liefern. Und auch das der Autor sich hier lieber anonym gibt hat so seinen Reiz, nicht wahr „nt“? Einen Brandanschlag auf Bahngebäude erwähnt man nebenbei am Schluss dieses Schriebs. Ich kann so langsam verstehen wieso man das böse L-Wort verwendet. (gute Besserung! • vor 4 Stunden)
Der Journalist wurde also „an den Armen gepackt, beschimpft und abgeführt, von EINEM Legida-Anhänger. Mannomann,was ein Terror, ich bin entsetzt. Ich hoffe, er konnte die Erste Hilfe schon wieder verlassen.
Einem Journalisten der Jungen Freiheit, der als solcher erkannt wird, würde bei einer Antifa-Demo dort bestimmt freundlich einen Ingwer-Tee gereicht kriegen. (Karl da Bagger • vor 4 Stunden)
Meine Meinung: Alle drei Punkte sind richtig, erwiesen und haben nichts mit Vorurteilen zu tun. (Plauzius • vor 4 Stunden)
Gemäß TV waren sogar über 3000 Legidianer vorort! (Julia_1 Plauzius • vor 3 Stunden)
Leipzig kann Demo. Die schaffen das. (Lisa Kienapfel Plauzius • vor 2 Stunden)
und ein paar Tausend haben den Livestream gesehen (dobermann • vor 3 Stunden
Vielleicht sollte die gute Frau mal einen Arzt aufsuchen…
Weitere Leserkommentare finden Sie hier: www.journalistenwatch.com
*) Thomas Böhm ist Herausgeber der Medienplattform “Journalistenwatch” und ständiger Kolumnist auf conservo.
14.02.2016