Deutschlandfunk: Linksradikale, Hooligans und Legida in einen Topf
Von Peter Helmes
So einfach funktioniert Medienmanipulation
Am 12. Januar berichtete auch der Deutschlandfunk (DLF) aus Leipzig. Eigentlich hätten es zwei Berichte sein müssen; denn es gab eine friedliche Legidakundgebung, aber auch eine böse Randale mit Linksautonomen und Hooligans in einem anderen Stadtteil. Interessant ist, wie der DLF die beiden Geschehnisse miteinander verknüpfte:
Der Deutschlandfunk berichtete unter zwei Überschriften:
- Überschrift: „Legida-Kundgebung“ (etwas kleiner geschrieben)
- Überschrift: „Ausschreitungen rechter Hooligans in Leipzig“ (größere Buchstaben)
- Satz des dann folgenden DLF-Textes:
Was will uns das sagen?
Der unbefangene (und schnelle) Leser erfaßt „Legida-Kundgebung“ und „Rechtsextreme“, hinzu noch den obligatorischen Hinweis auf die „Fremdenfeindlichkeit“ der Legida sowie die Begriffe „Hooligans“ und „randaliert“.
Da sieht man´s ja wieder, denkt der gemeine Leser: Legida, Hooligans usw. ist eine gemeinsame Mischpoke und randaliert…
Was hätte den DLF gehindert, sauberer zu berichten bzw. wenigstens sauberer zu titeln? In Wirklichkeit hatte nämlich die Legida-Demo im Herzen Leipzigs – auch räumlich – absolut nichts zu tun mit der Hooligan-Randale, die im Stadtteile Connewitz stattfand. Verschämt findet sich zwar das Attribut „friedlich“, aber das soll wohl nach Meinung des DLF lediglich ein Placebo sein.
Die Botschaft war klar und erreichte gewiß die DLF-Hörer/Leser: Hooligans und Legida sind rechtsradikale Randalierer!
Wenn Sie sich den Link genauer anschauen, den der DLF über seine Meldung gesetzt hat, wird die Perfidie besonders klar: „deutschlandfunk.de/legida-kundgebung-ausschreitungen-rechter-hooligans…“ Hier wurde im Link nicht einmal der Anschein erweckt, als daß es um zwei verschiedene Veranstaltungen gegangen sei, sondern „legida“ und „rechte hooligans“ miteinander verbunden, ohne Punkt und Komma.
So einfach funktioniert Medienmanipulation – wohl wissend, daß viele Leser sich nicht die Zeit nehmen, den ganzen Beitrag zu verfolgen. Hier die Originalfassung:
„…Mithilfe der Dresdner Pegida und des Chemnitzer Ablegers Cegida, die ihre Anhänger zur Teilnahme an der Leipziger Demonstration aufgerufen hatten, brachte Legida nach Schätzungen der Gruppe “Durchgezählt” bis zu 3400 Anhänger auf die Straße – weit mehr als in den vergangenen Monaten. An verschiedenen Gegenkundgebungen – unter anderem hatte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) zu einer Lichterkette aufgerufen – beteiligten sich in etwa genauso viele Menschen (…)
… Die Polizei brachte die Lage unter Kontrolle, kesselte die Krawallmacher ein und nahm von 211 Verdächtigen die Personalien auf. Viele von ihnen seien bereits als “rechtsmotiviert und/oder Gewalttäter Sport” – also Hooligans – aktenkundig, sagte ein Sprecher. Die Taten “erfüllten in Gänze den Tatbestand des schweren Landfriedensbruchs”.
Als die Verdächtigen zur Polizeidirektion gebracht werden sollten, sei ein Bus von Linksautonomen attackiert und erheblich beschädigt worden. 57 Straftaten wegen Verstoßes gegen das Versammlungs-, Waffen-, Sprengstoff- und Betäubungsmittelgesetz seien festgestellt worden. Fünf Polizisten wurden den Angaben zufolge bei dem Einsatz verletzt. (siehe: http://www.deutschlandfunk.de/legida-kundgebung-ausschreitungen-rechter-hooligans-in.1818.de.html?dram:article_id=342201)
Haben Sie die erneute Manipulation gemerkt? Da spricht der Text zwar ganz deutlich von Legida bzw. Cegida, berichtet brav, diese hätten 3.400 Demonstranten auf die Beine gebracht, und es habe Gegenkundgebungen gegeben – doch dann geht der Text unvermittelt über auf einen ganz anderen Schauplatz, nämlich den der Hooligans und Linksautonomen, kilometerweit entfernt.
Der Deutschlandfunk ist als eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt zu besonderer Neutralität verpflichtet – aber nicht zu besonderer Manipulation.
16.01.2016