Von Floydmasika
Das jährlich von Bundesministerien und Allianz AG veranstaltete Berliner Demografieforum ging gestern Abend zu Ende. Im Vordergrund steht die Frage, wie man die europäischen Geburtenraten auf Ersetzungsniveau anheben kann. Hierzu stellten Vertreter der Bundesregierung ihre (durchaus beachtlichen) Bemühungen und gewisse Erfolge dar. Von 1,41 auf 1,47 Kinder pro Frau sei die Geburtenrate zuletzt auch dank kodifizierter Rechte auf Ersetzung von Einkommensverlusten und Wiedereingliederung in den Beruf gestiegen, und es gelte, zum Kinderwunsch von 2,3 pro Frau weiter aufzuschließen. So die positivste Botschaft des Forums.
Zugleich herrscht ein offenbar unhinterfragbarer Konsens, demzufolge die Masseneinwanderung aus den armen, geburtenstarken Ländern des Orients und Afrikas nicht nur aus humanitären Gründen akzeptiert werden muss, sondern auch eine Chance zur Ersetzung der fehlenden Europäer darstellt. Merkels Politik der offenen Grenzen wird allgemein als wegweisend gefeiert, das geflügelte Wort “Wir schaffen das” als inspirierende, visionäre (aber womöglich verfrühte) Botschaft einer wahren europäischen Führungspersönlichkeit für Europa.
Michèle Delaunay (Frankreich) wäre Merkel gerne gefolgt, werde daran aber von erstarkten “extremen Rechten” (Front National) gehindert, erklärte die dem französischen Präsidenten nahestehende Sozialgesetzgeberin Michèle Delaunay, die Bürgermeisterin von Bordeaux werden will und dort schon erfolgreich Willkommenskultur deutscher Prägung inszeniert hat. Ferner arbeite sie an Programmen zur Beschäftigung von Rentnern in der Flüchtlingsbetreuung. Das sei auch politisch wichtig; denn aus frustrierten Rentnern, die sich mangels Zuständigkeit immer mehr auf das Meckern verlegen, speise sich “bei uns der Front National und bei Euch PEGIDA”. Die Vertreter der veranstaltenden Bundesministerien freuten sich über die Beliebtheit ihrer Politik in Europa, die leider auf EU-Gipfeln in letzter Zeit nicht immer so zu Ausdruck komme. Einen Rückschlag habe die gemeinsame Agenda auch durch die Ereignisse der Silversternacht erlitten. Diese hätten die politische Situation grundlegend verändert, (“game changer”), da sie die bis dahin absolut meinungsführende Helfergemeinde gespalten hätten.
Am letzten Nachmittag wurde auf mehreren Podien im Wesentlichen in diesem Sinne diskutiert. Selbst die afrikanischen “unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge”, von denen viele durch Kriminalität auffallen, wurden von Vertretern der Bundesregierung als Lösung für deutsche demografische Probleme begrüßt, und ein Beamter aus Manuela Schwesigs Familienministerium erzählte, sie seien im Schnitt hochmotiviert und gebildet, so dass deutsche Großstädte wie Hamburg München und Berlin sie besonders willkommen heißen, sich gar um sie reißen. Aus München haben wir sogar von zuständigen Stadtpolitikern der SPD ganz anderes gehört.
Ein Vertreter der ILO erklärte, dass sich das Wirtschaftswachstum der Welt verlangsame und immer mehr Menschen überall (in armen und reichen Ländern) in prekären Berufen arbeiten. Die Tendenzen des Bevölkerungswachstums und der Roboterisierung wurden indirekt angesprochen, aber ein Zusammenhang wurde nicht hergestellt. Vielmehr wurde der Eindruck erweckt, hier liege vor allem eine Regulierungsaufgabe für ein Forum aus Gewerkschaftlern, Bossen und Regierungen, als das die ILO sich versteht.
Ein chinesischer Diplomat, der über die Lockerung der Ein-Kind-Politik zu einer Zwei-Kind-Politik sprach, wurde Gegenstand apodiktisch-moralisierender Proteste. Es sei menschenrechtswidrig, überhaupt in das Fortpflanzungsverhalten mit Vorschriften eingreifen zu wollen, meinten die anderen Podiumsteilnehmer, für die Elsa Fornero (ehem. Sozialministerin der Regierung Monti) sprach. Gegen die afrikanische Vermehrungskatastrophe sprach hingegen niemand. Sie war der tabuisierte Elefant im Raum. Wie man mit bloßem “Nudging” (weichen Anreizen) auf Reproduktionsstrategien von proletarischen Unterschichten, die kaum an Folgen denken und schwer disziplinierbar sind, einwirken will, blieb das Geheimnis der anwesenden Menschenrechtsdogmatiker. In der Tat beschränkte sich ihr Beitrag auf das Rezitieren eines UNO-Dokumentes von 1967, welches die freie Wahl der Zahl der Kinder zu einem Menschenrecht erklärt. Afrika müsste mit seinen Geburtenraten von 4-8 Kindern pro Frau demnach vorbildlich sein. Dass von diesem Bevölkerungswachstum ein Migrationsdruck ausgeht, erwähnte allerdings auch der ILO-Vertreter.
Die geladenen Gäste zeigten auch sonst die Tendenz, deutschen Politikern besondere Ehrerbietungen zu machen. Z.B. wurde der anwesende Franz Müntefering als besonders weitsichtiger Architekt von Reformen gepriesen, die in Europa Modellcharakter hätten.
Die italienische ehemalige Sozialministerin Elsa Fornero, die unter der “technischen Regierung” von Mario Monti einst schmerzhafte Reformen auf den Weg brachte und unter der Last der Angriffe, die das auslöste, seinerzeit in Tränen ausbrach, beklagte, dass man in Italien gerne an die Zukunft der eigenen Kinder denkt und für diese spart, aber keinerlei derartiges Verantwortungsbewusstsein zeige, wenn es um die Zukunft der nächsten Generationen des Landes gehe. Diesen Generationen bürde man bedenkenlos Schulden und Lasten auf und halte dies für sozial. Man merkte Fornero, die während ihrer Regierungszeit schon mal durch Weinen auffiel und jetzt nicht mehr viel zu verlieren hat, die Ehrlichkeit ihrer Überzeugungen an. Es zeigte sich vielleicht auch eine gewisse liberal-konservative Gewissenhaftigkeit der europäistischen “technischen Regierung” von Mario Monti. Aber sehr weit reicht der Verantwortungssinn für die eigenen Nachkommen auch bei den Liberalkonservativen nicht. Denn gerade auch Fornero teilte ausdrücklich den Konsens der versammelten guten Europäer, wonach wir Europäer durch Flüchtlinge aus der Dritten Welt zu ersetzen sind und Merkels “Wir schaffen das” eine großartige wegweisende Vision ist. Der Große Austausch (Grand Remplacement) ist nicht eine Verschwörung, sondern der aus Denkfaulheit, Feigheit und Opportunismus geborene Grundkonsens des jährlichen Berliner Demografieforums schon seit vielen Jahren.
Dass kein Italiener je sein Haus einem wildfremden Bettler abtreten, sondern stattdessen an seine eigenen Kinder denken würde, fällt diesen Eliten nicht auf. Ebenfalls völlig fremd ist den Demografen der Gedanke, dass es Bevölkerungen mit unterschiedlichen Eigenschaften (Fähigkeiten, Einstellungen) gibt, die sich im großen und ganzen gesehen in der Schule oder im Sozialamt antrainieren lassen, sondern das Erlebnis jahrtausendelanger Evolution sind. Es herrscht ein dem Stand der Wissenschaft widersprechender frommer sozialkreationistischer Grundkonsens. Redner wie Heiner Rindermann oder Thilo Sarrazin sucht man auf dem Forum vergeblich. Solche werden offensichtlich schon im Vorfeld herausgefiltert. Ihre Standpunkte können in Deutschland womöglich nur kurz vor Eintritt ins Rentenalter auf der Straße artikuliert werden; denn Veranstalter, die ihnen Säle für Kongresse vermieten, bekommen es mit dem Breiten Bündnis zu tun.
Es gibt mittlerweile wieder ein Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung mit eigenem Demografieportal, welches Ende August in Mainz eine weitere Demografiekonferenz abhält. Aber auch hier gehört wohl zu den Zulassungsvoraussetzungen ein sozialkreationistisches Glaubensbekenntnis. Mitreden darf nur, wer glaubt, dass alle Bevölkerungsgruppen gleich sind oder zumindest von Sozialingenieuren der Bundesregierung mit etwas Geld in 1-2 Generationen so weit gleich gemacht werden können, dass sie die fehlenden Mitteleuropäer ersetzen können. Wir “Rechtspopulisten” sollten aber dennoch versuchen, uns auf Konferenzen dieser Art bemerkbar zu machen.
Anhang
Bemerkungen zum Tage
von Tanja Krienen:
- Dieser Victor Orban ist ja ein echtes rechtes Ungeheuer, er will doch glatt sein Volk fragen, ob es die Völkerwanderung islamischer Massen bejaht oder ablehnt. So geht das aber nicht!
- Ein gaaaanz schlimmer ist auch der Gauland, der sagte jetzt: “Wir können uns nicht von Kinderaugen erpressen lassen”. Nana, wir werden doch wohl nicht den Pfad der Tugend verlassen wollen. Wer dem Sozialkitsch nicht huldigt, darf zur Strafe nicht WDR gucken!
- Unbekannte haben auf dem Gelände einer Leipziger Moschee ein totes Schwein abgelegt. Auf das Tier hatte jemand “Mutti Merkel” geschrieben. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet. Weil der Staat schützt, was…ach, das schreibe ich jetzt besser nicht.
- Ministerpräsident Krätzmann zeigte sich jüngst angeekelt, als er mit einem AfD-Vertreter diskutieren sollte. Mein größter Einwand gegen die AfD ist, dass sie so wenige Leute haben, die ihren Ekel ausdrücken, mit einem Maoisten wie Krätze diskutieren zu müssen, der sich nur so weit distanzierte, wie es nötig war, um die Fortsetzung maoistisch-trotzkistischer “Anschauungen” unter dem Deckmantel einer pseudo-ökologischen Partei mit anderen Mitteln durchzuziehen. Wer spricht es noch aus, dass die ehemaligen Verfassungsfeinde die Macht errungen, um sie gegen die Verfassungstreuen einzusetzen?!
(Original: http://pegidabayern.com/2016/02/26/demografie/)
26.02.2016