Von Thomas Böhm *)
Merkels Busenfreundin Anne Will
Es kommt nicht von ungefähr, dass unsere Kaiserin Angela es vorzieht, fast ausschließlich von ihrer „Busenfreundin“ Anne Will zärtlich umgarnt zu werden. Die Moderatorin ist ihr hörig, die Fragen sind vorher abgesprochen und so weich wie Butter in der Sonne.
Die „Bild“ versteckt diese Anbiederung an den Interviewpartner in einen Nebensatz: „Diese Hartnäckigkeit imponiert Merkel. „Sie haben es mir aber wenigstens nicht leicht gemacht“, raunt sie Anne Will am Ende noch mit einem Lächeln zu. Ein Kompliment von der Kanzlerin.“
Somit zeigte sich das Staatsfernsehen gestern Abend mal wieder in Höchstform und bot der Kanzlerin das Podest für ihre Durchhalteparolen und ihren sturen Kurs, der Deutschland schon einmal in den Abgrund gezogen hat:
Nein, sie wackelt nicht: „Ich bin zutiefst überzeugt, dass der Weg, den ich eingeschlagen habe, der Richtige ist“, sagt Kanzlerin Angela Merkel (61, CDU) gleich mehrfach im Gespräch mit „Anne Will“…
„Den Weg, den ICH eingeschlagen habe“ – So kann nur eine Alleinherrscherin reden, die den Bürger als Fußmatte betrachtet, auf der sie ihren Schmutz ablegen kann.
Und weil das Staatsfernsehen für die groß angelegte Propagandaschau wohl noch nicht reicht, schmiert die „Bild“ ihr ebenfalls pflichtschuldigst Honig um den Bart: „Meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit besteht darin, dass dieses Europa einen gemeinsamen Weg findet.“ Sätze, die stehen bleiben. Oder auch: „Man ist nicht Politiker dafür, dass man die Welt beschreibt und katastrophal findet.“
Bei solchen Journalisten, die rückgratlos um Angela Merkel herumschmieren, muss man sich eigentlich nicht wundern, dass die Unheilbare von der Realität überhaupt nichts mehr mitbekommt und vergewaltigte Frauen als Kollateralschäden auf ihrem Weg in die mutwillige Zerstörung unseres Landes betrachtet.
Hier einige weitere Kommentare (wird ständig aktualisiert), die zwischen Speichelleckereien und „verhaltenen“, aber bitte schön keineswegs „vernichtenden“ Kritiken schwanken:
Würde eine angeschlagene Kanzlerin angesichts dessen jetzt die Notbremse ziehen und bei „Anne Will“ vielleicht sogar einen Kurswechsel verkünden? Wer das erwartet hatte, der hatte sich gründlich geirrt. Im Gegenteil: Hochkonzentriert und engagiert nahm Merkel zur Kritik an ihrer Politik Stellung, verbreitete Optimismus – und rückte dabei keinen Millimeter von ihrem Kurs ab. Eher noch fügte sie ihrem sprichwörtlich gewordenen Mantra „Wir schaffen das“ noch ein weiteres hinzu: „Ich schaffe das, wenn Ihr nur fest genug an mich glaubt.“
Bei „Anne Will“ präsentierte sich die Kanzlerin, der in der Euro-Krise noch mancher vorgeworfen hatte, es mit der europäischen Solidarität nicht allzu ernst zu meinen, als weitsichtige Leitfigur des Kontinents, die in ihrer größten Bewährungsprobe zugleich die eigentliche Mission ihrer Kanzlerschaft gefunden hat: die Lordsiegelbewahrerin der europäischen Einigungsidee zu sein. (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bei-anne-will-praesentierte-sich-angela-merkel-praesidial-wie-lange-nicht-mehr-14096404.html?GEPC=s2)
Was haben wir nicht alles getan für die Wähler, fügt sie leicht enerviert hinzu – sie zählt auf: Meister-Bafög, Krankenhausreform, Mütterrente und, und, und. Sie sagt sogar „Wir haben die Rente mit 63 eingeführt.“ Wunderbar! „Eingeführt“?! Merkel hat zähneknirschend die Rente mit 67 zurückgenommen, weil manche nicht das Rückgrat und den Mumm hatten zu sagen: Das Rentenalter müsste sogar noch später beginnen, sonst ist die Altersversorgung nicht mehr finanzierbar. Dank der Flüchtlingskrise ist sogar diese Rücknahme plötzlich eine Wohltat, die Sigmar Gabriel bitte bedenken solle, bevor er die Wähler noch weiter verunsichert…
Alles Memmen. Alle. Sie haben die Wahl zwischen moderner Humanität und finster-entschlossen auftretender Feigheit, und sie wählen die Feigheit.
Nur ich, Angela Merkel, nicht…
Aber diese Wortwahl, die Merkel da benutzte. „Glauben“? „Berge versetzen“? Jetzt, wo die Silvesternacht von Köln bei vielen nun wirklich Zweifel daran geweckt hat, dass man das alles rechtzeitig schaffen werde, mit der Zahlenreduzierung und der Integration und der Globalisierung?
Die Kölner Nacht war „verheerend“, sagt Merkel. Mit Multikulti komme man nicht weit, das sei wieder einmal zu sehen gewesen. Integration braucht Regeln. Aber wo hat man das schon einmal gehört – glauben, Berge versetzen, Gipfel, die Welt als Willensakt? Mao Tse-tung? Das Gedicht „Wiederaufstieg am Jinggang-Berg“? „Nichts ist schwer in der Welt/ wenn man beschließt, den Gipfel zu stürmen“ – war es das? Zieht Größenwahn im Kanzleramt ein?
Merkels Kritiker werden es nach der Sendung wohl noch mehr so sehen. Angela Merkel hat oft „Ich“ gesagt in dieser Sendung – „ich“ bemühe mich um die Türkei, „ich“ versuche Fluchtursachen einzudämmen, ich… (irgendwann schwenkt sie dann zum „wir“ um): Das ist doch Hybris. (http://www.welt.de/politik/deutschland/article152748126/Merkel-setzt-auf-den-Glauben-der-Berge-versetzt.html)
Sie glaubt an eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise. Die Grenzen wird sie nicht schließen, nicht heute und auch nicht nach den Landtagswahlen im März. Weil das „logisch“ und „nachhaltig“ und „das Beste für Europa“ ist. Sie wischt die Weigerungen der anderen EU-Länder, ihr zu folgen und Flüchtlinge aufzunehmen, weg. Sie sieht Annäherungen in Europa, obwohl die Nachbarn schon Schlagbäume hochziehen. Und sie prophezeit in dieser, manchem so aussichtslos erscheinenden, Situation sogar: „Es wird sich eine Lösung ergeben, in ein oder zwei Jahren“.
Sie will verändern und dabei nichts versprechen, was sie nicht halten kann, den Leuten „kein X für ein U vormachen“. Und folgerichtig auch nicht darüber spekulieren, wann es wie viele Flüchtlinge weniger sein werden, die an die Türen Europas und Deutschlands anklopfen. So viel Vertrauen braucht diese Kanzlerin. (http://www.tagesspiegel.de/politik/angela-merkel-in-ard-talkshow-von-anne-will-ich-sehe-nichts-was-mich-zum-umsteuern-bewegen-koennte/13028562.html)
Merkel aber beharrt darauf, sie sei doch vorangekommen mit ihrer Politik, zählt Beispiele und Erfolge auf. Und irgendwann sagt sie den bemerkenswerten Satz über jene Nacht im vergangen September, die vieles änderte: „Die Grenzen waren auf, ich habe sie nur nicht zugemacht.“
Leider zieht der Satz vorbei, Will hakt nicht nach. Aber sie gibt der Kanzlerin immerhin die Möglichkeit, noch zu sagen: „Das ist eine Zeit, eine Herausforderung, die ich mir nicht ausgesucht habe.“ Aber die Zeit hat sich eine Politikerin ausgesucht, die ein weiteres Mal klar gemacht hat, dass sie nicht umsteuern wird. Mit allen Konsequenzen. (http://www.ksta.de/politik/angela-merkel-bleibt-bei-sote-ihrem-kurs,15187246,33888336.html#plx20295340)
Vielleicht erschließt es sich nicht auf den ersten Blick. Die Kanzlerin, die einst den Satz gesagt hat, sie wolle Deutschland dienen, zeigt Nationalfarben. Schwarze Hose, roter Blazer mit goldenem Kragen –so ist sie für die Talkshow „Anne Will“ gekleidet. Zu Beginn wirkt sie müde, lehnt tief im Stuhl. Das Publikum reagiert verhalten. „Sie können ruhig klatschen“, ermuntert Frau Will ihre Gäste. Später muss die Moderatorin diesen Applaus nicht mehr einfordern. Die Kanzlerin erhält Zuspruch.
Manches mag nach Durchhalteparole klingen, aber einige sympathische Eindrücke bleiben. Nach dem Plan B gefragt, sagt Angela Merkel ohne Zögern: „Nein, den habe ich nicht.“ Und: „Ich bin manchmal auch verzweifelt.“ Aber dann suche und finde sie neue Lösungen, sagt die Kanzlerin. Und lächelt. Und man möchte nicht tauschen mit ihr in diesen Tagen. Und man möchte ihr glauben. (http://www.focus.de/kultur/kino_tv/focus-fernsehclub/tv-kolumne-anne-will-kanzlerin-merkel-gesteht-ich-bin-manchmal-auch-verzweifelt_id_5317895.html)
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Passage aus der „Bild“, die uns zeigt, warum Angela Merkel Deutschland in ein Versuchslabor verwandelt hat: „…Ohnehin sind Besuche im Studio von Anne Will in Berlin Adlershof für Angela Merkel immer auch ein nostalgischer Tripp in die eigene Vergangenheit: Die Adresse Am Studio 20B liegt nur wenige Meter von dem Labor entfernt, in dem sie bis zur Wende arbeitete. Und auch Merkels Ehemann Joachim Sauer (66) forscht noch heute dort…“ (http://www.bild.de/politik/inland/talkshow/angela-merkel-zu-gast-bei-anne-will-44736786.bild.html)
Das Stimmvieh als Versuchskaninchen. Jetzt wissen wir, wie die Kanzlerin über uns denkt!
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*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo
http://www.conservo.wordpress.com
29.02.2016