Marc Jongen (AfD), der Garaus der politischen Artenvielfalt und das Ende der Toleranz

(www.conservo.wordpress.com)

Von Peter Helmes

Dr. phil. Marc Jongen (AfD) (Bild: metropolico.org)
Dr. phil. Marc Jongen (AfD) (Bild: metropolico.org)

Vernichtungsstrategie

Sich mit dem politischen Gegner auseinanderzusetzen, war schon immer schwieriger, als ihm mit Argumenten zu begegnen. Warum sollte man sich der Mühe unterziehen, einen fundierten Diskurs zu führen, wenn man sein Ziel viel leichter durch Existenzschädigung oder berufliche Vernichtung erreicht?

Ich hatte schon mehrfach Anlaß, über den „Chefideologen“ der AfD, Dr. Marc Jongen, zu berichten (obwohl ich nicht seiner Partei angehöre). Ohne ahnen zu können, was auf Jongen noch zukommen werde, schrieb ich u. a. am 13. Februar dieses Jahres: (…ein Intellektueller,) der nicht dem Klischee entsprechend links steht. Das geht per se schon ´mal gar nicht! „Der Intellektuelle steht links! Basta“! Und wenn jemand partout nicht links stehen will, muß er eben kaputtgemacht werden! So will es jedenfalls der Zeitgeist, der neue Gottseibeiuns aller Linkstoleranten und Schmalspurdenker. (Toleriert wird alles, was links ist – und nur das!)

Jongen arbeitet an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung, ist unbestritten ein profilierter Wissenschaftler – und ein exponierter dazu. Da bereitet es dann dem linken Ungeist wahre Kopfschmerzen, wenn ein solch profilierter Mann nicht den linken Göttern huldigt, sondern in der AfD eine starke, zu allem Übel auch noch programmatische Rolle spielt:

Programmkoordinator der AfD

Jongen ist führendes Mitglied der AfD. Er lehrt Philosophie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe und ist schon seit langem Programmkoordinator der Alternative für Deutschland (AfD) in Baden-Württemberg. (Jongen ist akademischer Mitarbeiter für Ästhetik und Philosophie. Davor war er Assistent von Peter Sloterdijk, bei dem er auch promoviert wurde.)

Das konnte ja nicht lange gutgehen. Und bald sammelten sich die Zeitgeistigen zum allgemeinen Niedermachen der Person Jongen. „AfD an der Hochschule? Geht gar nicht!, lautet die Parole – und schon wurden die Geschütze aufgefahren. Kurz, man verlangte seinen Rausschmiß aus der Hochschule. Bisher aber erfolglos.

„Akademisches Feigenblatt für Rechtsradikale“

Der Kunstkritiker Hanno Rauterberg z. B. fragte in der “Zeit”, wie eine Hochschule mit AfD-Mitgliedern umgehen soll. Denn als Hochschuldozent sorge Jongen für eine Nobilitierung rechter Positionen. (Jongen schrieb in einem Essay in “Cicero”, die Reaktion auf den “Amoklauf der Moderne” sei es, “zuweilen auch reaktionär” zu sein. Seinen Aufsatz nennt er ein Manifest.)

Auch wenn Jongen klarstellt, daß sein politisches Engagement keine Auswirkungen auf seine Lehrtätigkeit an der Hochschule hat, zeigten sich seine Kollegen besorgt. Beispielsweise Beat Wyss, Professor für Kunstgeschichte an der HfG und Monopol-Autor, der in der “Zeit” jammerte, Jongen mache politische Werbung für eine Splitterpartei mit Verbindungen in die Neonazi-Szene und sei damit ein “akademisches Feigenblatt” für Rechtsradikale.

Da durfte das Rektorat der Hochschule nicht lange stillhalten – ein offener Affront gegen die Freiheit der Wissenschaften und die Meinungsfreiheit! Lesen Sie den folgenden Artikel, und Sie erfahren, zu welchen „akademischen“ Gemeinheiten man greift, um einen unliebsamen Kollegen mundtot zu machen:

Ein Drachentöter der politischen Artenvielfalt im Bruchgraben der Demokratie

Von Burkhardt Brinkmann

Professor Siegfried Zielinski, seit dem 01.02.2016 Rektor der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (Wikipedia) schikaniert den dortigen Dozenten Dr. Marc Jongen für seine AfD-Mitgliedschaft und seine Aktivitäten für die Partei.

Unter dem Titel “ ‚Wer denkt, ist nicht wütend‘ (Theodor W. Adorno)“ hat er am 24.02.2016 „Eine Stellungnahme aus gegebenem Anlass“ verkündet, wonach „Marc Jongen in allen leitungsrelevanten Tätigkeiten durch einen jungen Kollegen ersetzt wird, der das uneingeschränkte Vertrauen des neuen Rektors genießt“.

Und dass die „mehrfach in der Öffentlichkeit diskutierten Buchreihen der HfG Karlsruhe – inklusive der im Fink-Verlag erschienenen Forschungsreihe – ….. derzeit neu konzipiert und gestaltet [werden und] das Herausgeberteam ….. neu zusammengesetzt [wird].“ Mit anderen Worten: Marc Jongen wird auch seiner Funktion als Herausgeber der Schriftenreihe „HfG Forschung“ enthoben.

Um sich den vollen Genuss von Zielinskis Text zu verschaffen, muss man ihn im Detail analysieren, was wir Absatz für Absatz tun wollen. Wir beginnen mit der

ÜBERSCHRIFT:

.1. Wer denkt, muss sich nicht auf eine Autorität berufen. Immerhin schließt die Berufung auf eine Autorität (vorliegend auf Theodor Wiesengrund Adorno) nicht denknotwendig aus, dass man seine Meinung auch rational begründen kann. Ob Professor Zielinski das leistet, wird sich im Folgenden zeigen.

.2. Marc Jongen sagt zur konkreten Legitimation von Wut: „Zorn und Protest sind für die AfD ….. kein Selbstzweck, sondern haben ein ganz konkretes Ziel: die verfassungsmäßige Ordnung wiederherzustellen, sodass die Sicherheit im Land und der soziale Frieden nicht weiter gefährdet werden“ (SZ 22.02.2016). Das ist richtig, und entlarvt zugleich Zielinski als einen Agenten des herrschenden Zustands und des herrschenden Regimes.

.3. Dumm für Zielinski ist auch, dass sich seine Vorarbeiter im Kampf gegen eine akademische Präsenz der AfD regelrecht in Wut gedacht haben. So sieht das auch Jörg Scheller (ein Absolvent der HfG) in seinem ZEIT-Aufsatz „Wenn die stolzen Geister denken“ vom 28.01.2016 (meine Hervorhebung): „Wer sich aber mit durchaus thymotischer Verve über die AfD und Jongen empört wie jüngst der Kunsthistoriker Beat Wyss oder der Architekturtheoretiker Stephan Trüby …..“. Bzw. nach der Zielinski-Logik hätten die ja gerade NICHT gedacht. Auf die Forderungen (dazu unten mehr) von Nichtdenkenden eine vorgeblich durchdachte Maßregelung aufzubauen, ist kein überzeugender Beweis von Intelligenz.

ABSATZ 1:

Kunsthochschulen haben die Aufgabe, werdenden Intellektuellen, Künstlerinnen und Künstlern sowie Gestalterinnen und Gestaltern einen optimalen, anregenden, ihr Wissen wie ihre Begabungen fördernden Freiraum zu organisieren. Das ist eine von Grund auf positive Herausforderung und Bestimmung. Eine Ideologie, die prinzipiell in der Verneinung eine Alternative sieht und aus der Perspektive der Verachtung handelt, bildet einen maximalen Gegensatz zu dieser Aufgabe.

.4. „An jeder Ecke steht ein semantischer Drogenhändler“ formulierte Peter Sloterdijk in seinem großen Interview mit dem Cicero vom 28.01.2016. Diese Beobachtung passt hervorragend zum propagandistischen Prozedere von Professor Zielinski, der vorgibt, für die Schaffung eines Freiraumes müsse er die Meinungsfreiheit unter Kuratel stellen. Die Methode kennt man z. B. von den Antifanten, die ihre Gewaltakte gegen die AfD selbstverständlich nur zur Sicherung der Freiheit durchführen. Die größten Kritiker der Elche …..

.5. „Wer nicht positiv denkt und handelt, hat bei uns nichts zu suchen.“ Was ist aber „positives Denken“ im konkreten politischen Kontext? Nichts anderes als Zustimmung zu und Mitmachen bei dem, was das gegenwärtig herrschende Regime (Merkel, die Große Koalition und letztlich, auf zentralen Politikfeldern, die Berliner Konsensparteien insgesamt) tut. Also insbesondere die Zustimmung zu einer europäischen Transferunion und zur Massenimmiggression kulturfremder Völkerscharen. „Positiv“ in diesem Sinne ist also der Trieb der Schafe, in der Herde zu marschieren. Siegfried Zielinski, Rektor der Karlsruher Hochschule für Gestaltung, fühlt sich offenbar als Herdenführer zur Verschafung seiner Hochschule verpflichtet.

.6. Bezüglich der „Ideologie“ stellt sich die Frage, ob Zielinski damit der AfD oder Dr. Marc Jongen eine solche unterstellt. Im Zusammenhang mit der Überschrift sowie die zeitliche Nähe zum Artikel „Der Wutdenker der AfD“ der Süddeutschen Zeitung (22.02.2016) könnte man zunächst vermuten, dass es um die (tatsächliche oder vermutete) Ideologie von Marc Jongen geht. Über dessen Position lesen wir beispielsweise in dem FAZ-Artikel „Der Parteiphilosoph der AfD“ vom 15.01.2016: „Jongen hat nichts gegen die Rauheit der AfD-Anhänger gerade im Osten Deutschlands, im Gegenteil. Er würde sich wünschen, dass es insgesamt rauer, aufgepeitschter zuginge. Denn die Bundesrepublik, da ist Jongen sicher, leidet an einer „thymotischen Unterversorgung“, einer Armut an Zorn und Wut. Thymos ist ein altgriechisches Wort, das in seiner Bedeutung zwischen Mut, Zorn und Empörung schwankt. Der Begriff spielt in Jongens Ausführungen über die Philosophie der AfD eine zentrale Rolle. Er nennt den Thymos eine der drei „Seelenfakultäten“ neben Logos und Eros, der Vernunft und der Lust.“

.7. Demgegenüber spricht die Kritik an einem Handeln „aus der Perspektive der Verachtung“ eher für die Annahme, dass irgendeine „Ideologie“ der AfD insgesamt gemeint ist. Zielinski unterstellt (wie alle Immiggressionsfanatiker) der AfD offenbar, dass ihre Positionierung gegen die rechtswidrige, eigenmächtige und demokratiefeindliche Aussetzung des Art. 16a Abs. 2 GG durch die Bundeskanzlerin eine Verachtung der gegenwärtig massenhaft in Deutschland einfallenden kulturfremden Ausländer beinhalte. Dies ist jedoch weder logisch zwingend noch tatsächlich bei der AfD der Fall.

Der Marxist Hartmut Krauss wirft in seinem Artikel „AfD, nationalistischer Kulturrelativismus und „Islampolitik“ “ der AfD sogar den Mangel an einer grundsätzlichen Ablehnung des Islam vor und kritisiert ihren „Kulturrelativismus“: „….. entgegen vielfacher illusionärer Verkennung und falsch projizierter Hoffnungen vertreten die „neurechten“ AfD-Vordenker gar keine wissenschaftlich fundierte menschenrechtlich orientierte (emanzipatorische) Islamkritik. Ihr Basiskonzept ist vielmehr eine ethnopluralistische, im Grunde unkritische Haltung gegenüber dem Islam aus dem Geist eines nationalistischen Kulturrelativismus. Dessen Credo lautet: „Wir haben eigentlich nichts gegen den Islam. Wir wollen ihn nur nicht hier in Deutschland“.“

Diese Beschreibung dürfte in der Tat der AfD-Position näher kommen. Man sollte meinen, dass Prof. Zielinski als stolzer Variantologie-Erfinder Sinn für solche Unterschiede hätte. Aber hier geht es eben nicht um Wissenschaft, sondern um politische Gleichschaltung des akademischen Diskurses. Da sind feinere Unterscheidungen nur hinderlich… (Den vollständigen Artikel finden Sie hier: http://journalistenwatch.com/cms/ein-drachentoeter-der-politischen-artenvielfalt-im-oberrheinischen-bruchgraben-der-demokratie/.)

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  1. März 2016
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