Von Thomas Böhm *)
Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich mich mit meinen Freunden jeden Samstagabend in unserer Stammkneipe zum Kartenspielen getroffen habe.
Wir tranken leckeres Bier und amüsierten uns köstlich. Der eine war ein strammer CDU-Mann, der andere bei den Kommunisten aktiv, zwei waren eher liberal eingestellt und der Rest der Truppe interessierte sich nicht für Politik.
Jedes Mal aber, bevor die Karten gemischt wurden, haben wir uns ein wenig über das alltägliche Geschehen, die letzten Schlagzeilen und den Tratsch im Treppenhaus unterhalten. Manchmal lautstark, wir haben gestritten und gezankt. So am Rande, um uns einzustimmen, eine eher nebensächliche Angelegenheit. Nach der nächsten Runde Bier war der Spuk schon vorbei. Schließlich gab es wichtigere Sachen im Leben als die Politik. Zum Beispiel die Freude am Biertrinken und die Freundschaft unter politisch unterschiedlich Gesinnten.
Doch diese Zeiten sind längst vorbei, Spätestens seit der Machtergreifung der Sozialisten in den 90er Jahren hat die politische Gesinnung in unserem alltäglichen Leben überhand genommen und fast alles andere, insbesondere aber die Toleranz und den Respekt gegenüber Andersdenkenden verdrängt.
Und viele Freundschaften zerstört.
Es spielt heutzutage keine Rolle mehr, ob jemand kein Fleisch mehr isst, ob er sich als Natur- und Tierfreund engagiert oder ob er mit der Freiwilligen Feuerwehr oder dem THW unterwegs ist. Es interessiert keinen mehr, ob jemand einen guten oder schlechten Charakter hat.
Wichtig für das Leben miteinander scheint nur noch das Kreuz an der richtigen Stelle zu sein. Die politische Gesinnung hat Dank der linken Meinungshoheit unüberwindbare Gräben durch unsere Gesellschaft gezogen. Ein falsches Wort, ein falsches „Like“ und aus Freundschaften werden Feindschaften.
Gut und Böse wird mit links und rechts verwechselt – mit Absicht, denn nichts macht den Linken mehr Spaß, als ihre Kritiker zu isolieren und über den gesellschaftlichen Rand zu kippen. Das sind sie ihrem großen Vorbild Stalin immer noch schuldig.
Inzwischen sind fast zwei Generationen herangewachsen, die von klein auf an politisch korrekt gedrillt wurden. Erzieher, Lehrer, Professoren und schließlich die vielen staatlichen Arbeitgeber haben als linke Zuchtmeister dafür gesorgt, dass es Freundschaften, Liebschaften und Ehen fast ausschließlich nur noch unter Gleichgesinnten gibt, dass sich die Großzügigkeit, das Mitleid und die Barmherzigkeit auf nichtdeutsche Kulturkreise beschränkt und da aufhört, wo die Parteimitgliedschaft sich außerhalb des roten Rahmens befindet.
Was für eine armselige Gesellschaft, die die Charaktereigenschaften eines Menschen auf einen so kleinen Nenner reduziert, wo doch jeder weiß, dass die politische Gesinnung nicht mehr ist als ein Pickel im Gehirn eines Menschen, als der Störfaktor zwischen Herz und Seele und austauschbar ist, wie ein Paar Socken.
Denn gute und böse Zeitgenossen findet man an jedem Rand und in der Mitte der Gesellschaft, gute und böse Menschen treiben parteipolitisch unabhängig ihr Unwesen.
Mit dem Aufstieg der AfD ist diese menschenfeindliche Spaltung noch um einiges größer geworden und hat fast alle gesellschaftlichen Bereiche erfasst. Egal ob Busfahrer, Bäcker oder Schankwirt – sie alle sind zur Zielscheibe linken Hasses geworden, nur weil sie sich nicht wie brave Untertanen unterordnen wollen. Ich spüre das am eigenen Leib.
Einige meiner ehemaligen Wanderkameraden wollen nicht mehr mit mir gemeinsam durch die Wälder streifen und Berge erklimmen, als ob ich als Freund der AfD ihnen den falschen Weg weisen würde.
Einige meiner früheren Freundinnen, mit denen ich nicht nur das Bett geteilt haben, gucken mich nicht mal mehr mit ihren entzückenden Hintern an, als ob ich als Freund der AfD ihnen unerlaubterweise die Kleider vom Leib reißen würde.
Einige meiner früheren Skatbrüder spielen nicht mehr mit mir, als ob ich als Freund der AfD mit gezinkten Karten triumphieren würde.
Ja, sogar aus der Hundegruppe auf „Facebook“ bin ich rausgeflogen, als ob ich meine alte Hündin auf politische Kontrahenten hetzen würde. Schnüffler durchforsten die sozialen Medien und stellen Streichlisten „zum Entfreunden bei Verdacht auf AfD-Sympathie“ zusammen.
Die linken Meinungshoheiten haben unserer Gesellschaft in einen Kriegsschauplatz verwandelt, in dem der Hass aufeinander regiert.
Das aber hat dieses Land so krank gemacht.
Hoffen wir, dass sich die Machtverhältnisse mal wieder ändern, die Atmosphäre entgiftet wird und wir unabhängig von der politischen Gesinnung wieder Freundschaften schließen, pflegen und halten dürfen.
Wenn die „Anderen“ es denn besser machen.
Hier zwei aktuelle Beispiele, wie bösartig das Geschwulst der politischen Gesinnung bereits in unserer Gesellschaft wuchert:
In die Nachbarwohnung ist ein bekennender Neonazi eingezogen. Meine Ehefrau und ich machen uns große Sorgen. Meine Frau ist außerdem migrantischer Herkunft. Welche Möglichkeiten haben wir, uns zu schützen, aber auch, unseren Nachbarn unter Umständen wieder loszuwerden? Sabine Kritter und das Team von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin (MBR) sind immer wieder mit derartigen Fragen konfrontiert.
Sabine Kritter (MBR):
„Erstes Anliegen sollte es sein, im Haus auf ein Klima des Hinsehens und Eingreifens hinzuwirken, in dem potenzielle Opfer rechtsextremer Bedrohungen oder Gewalt auf die Solidarisierung ihrer Nachbarn bauen können. Dazu gehört es zunächst einmal, alle Anwohner über die rechtsextreme Einstellung des neuen Mieters zu informieren. Vielleicht haben einige noch gar nicht realisiert, wer gerade neben ihnen eingezogen ist.
Genau beobachten
Um präzise Angaben über rechtsextreme Vorkommnisse und bedrohliche Situationen machen und entsprechende Schritte einschlagen zu können, ist es notwendig, genaue Beobachtungen anzustellen und sie möglichst umfassend – mit Datums- und Ortsangabe – schriftlich festzuhalten. Das hilft, gegenüber dem Vermieter, der Polizei und gegebenenfalls vor Gericht zu argumentieren. Relevante Punkte wären z.B.:
- Welche rechtsextremen Kleidungsmarken, Schriftzüge, Tattoos, Anhänger oder Aufnäher werden getragen?“ (http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/wenn-der-nachbar-neonazi-ist)
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*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo
http://www.conservo.wordpress.com
- März 2016