Der meinen Lesern durch viele Kommentare bekannte streitbare Katholik Klaus Hildebrandt ruft die deutschen Bischöfe zu größerem Engagement in der politischen Auseinandersetzung auf. Hier sein Brief an die Deutsche Bischofskonferenz (und an den Ratsvorsitzenden der EKD):
Von Klaus Hildebrandt
Eminenzen, sehr geehrte Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz,
nach meiner Rückkehr aus Rom sende ich Ihnen heute nachträglich und von ganzem Herzen meine besten Osterwünsche. Das Fest der Auferstehung Christi von den Toten mit Papst Franziskus und vielen, vielen Tausenden begeisterten Christen aus aller Welt feiern zu dürfen, ist schon etwas Besonderes. Wer dies auch nur einmal erleben durfte, wird es wohl nie vergessen.
Sicherlich kennen die etwas Älteren unter Ihnen den fünfteiligen Film “Don Camillo und Peppone” aus den 50er Jahren, wo sich ein armer italienischer Pfarrer tapfer gegen einen kommunistischen Bürgermeister engagierte und diesem ständig – und ich meine aus gutem Grund und erfolgreich – Paroli bot. Wenn auch auf humorvolle und sogar lustige Weise, so macht der Film aus heutiger Sicht doch deutlich, wie sehr sich in nur 60 Jahren die deutsche Katholische Kirche von ihrem einstigen Engagement verabschiedete, von der EKD ganz zu schweigen. Von einem Gegengewicht zur heutigen Politik seitens unserer Bischöfe und Priester kann überhaupt nicht mehr die Rede sein, denn sie singen ein und dasselbe Lied, nur im Bass. Es gibt Ausnahmen.
Sie, verehrte Eminenzen, haben den Kampf mit der Politik nicht nur aufgegeben, sondern machen es ihr heute in vielen Bereichen sogar nach. An der üppigen Beamtenbesoldung nach Gruppe B kann es m.E. nicht liegen. Warum also schweigen Sie zu den zahlreichen Problemen dieser Welt? Homosexualität, PID, Abtreibung, “Pille danach”, Pädophilie, die offene Unterstützung des von Frau Merkel initiierten und geförderten Massenzuzugs von Muslimen, exorbitant zunehmende Kriminalität und Vergewaltigungen, zunehmende Verarmung der Bürger, Bevölkerungsschwund bis hin zur Tolerierung der gezielten Zerschlagung der traditionellen Familie durch Grüne und Linke sind allesamt Zeichen der Zeit und Indiz für den Niedergang unserer Gesellschaft. Worin also unterscheiden sich Kirche und Politik heute noch? Wozu brauchen wir noch Bischöfe? Wozu die Kirchensteuer?
Tausende Christen haben am vergangenen Sonntag anlässlich der Ostermesse in Rom für Sie gebetet. Diese Gläubigen taten das nicht zuletzt in der Erkenntnis, dass sich die Welt in keinem guten Zustand befindet und dringend der besseren Führung bedarf. Bitte kommen Sie Ihrer Verantwortung nach bevor es zu spät ist. Machen Sie von Ihrem grundgesetzlich garantierten Gestaltungsprivileg bzw. -Recht Gebrauch und tun Sie es Don Camillo gleich, denn er fürchtete sich nicht vor der Politik. Unsere Gesellschaft befindet sich im rasanten Umbruch und das sicherlich nicht zum Besseren. Bitte nutzen Sie die Gelegenheit und bringen sich ein.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Hildebrandt
- März 2016