(www.conservo.wordpress.com) Von Herbert Gassen *)
Aufregung in Regierungskreisen der Bundesrepublik Deutschland
Die AfD-Jugend pflegt Beziehungen zu der Russischen Föderation: Ist die Russische Föderation der Feind Deutschlands? Welche Argumente sprechen gegen Gespräche mit Repräsentanten Russlands?
In 1914 haben die engen dynastischen Verbindungen des deutschen Kaiserreiches mit dem Reich der Zaren nicht den Krieg gegeneinander zu verhindern vermocht. Am Ende versanken beide Nationen im Elend zweier sehr ähnlicher, aber dennoch kontroverser Ideologien.
Das Diktat von Versailles 1919 war ein Waffenstillstand. So sahen es seine Verfasser auch. Es führte über eine erfolglose Weimarer Republik als Versuch einer demokratisch gelenkten Nation zur Diktatur der Nationalsozialisten. Das 3. Reich und die UdSSR spielten bis zum 22.6.1941 ein Spiel der scheinbaren Gemeinsamkeit. Gemeinsam hatten sie 1939 Polen nach dessen vom Westen geschützten Provokationen überrannt und geteilt. Deutschland wurde deswegen allein verurteilt, während die Alliierten sich mit der Sowjetunion verbündeten, um Deutschland zu vernichten.
Der Russlandfeldzug wurde zu einer der blutigsten, brutalsten Schlachten der Weltgeschichte. Unter den Opfern von Millionen von Soldaten und Zivilisten beider Seiten endete das kriegerische Morden in 1945.
Die einstigen siegreichen Verbündeten standen sich dann im sog. Kalten Krieg mit den schrecklichsten Waffen gegenüber. Deutschland war geteilt. Es war in einen westlichen und östlichen Bereich gespalten und durch eine Todesmauer getrennt.
Es waren dann die Bürger der DDR, die in einer friedlichen Revolution die Diktatur des Kommunismus abschüttelten und die direkte Konfrontation der beiden Machtblöcke auflösten. Sie wollten frei sein, selbstbestimmt auf demokratischer Basis in der Einheit eines Volkes und in Frieden mit allen Völkern dieser Welt leben.
Die UdSSR hätte mit der Roten Armee auf dem Territorium der DDR die Möglichkeit gehabt, diese Revolution brutal niederzuschlagen, aber dazu gab Gorbatschow keinen Befehl. Vergessen wir niemals: Es waren die vom Westen auf ewig verurteilten Deutschen, die den Weg zu Frieden und Wohlstand geöffnet hatten.
Die beiden Teile Deutschlands wurden unter großen Verlusten ihres ehemaligen Staatsgebiets vereint. Die Völker Europas hatten eine große Chance, auf den Visionen de Gaulles und Adenauer einerseits und der Gorbatschows andererseits eine gemeinsame erfolgreiche, friedliche Zukunft zu gestalten. Die politische Entwicklung unter der Dominanz der westlichen Weltmacht, die den Zerfall der Sowjetmacht ausnutzte, führte in das Chaos der Europäischen Union. Die Kapitalmacht verfolgte das Ziel der Globalisierung und löste die Souveränitäten der Mitgliedsstaaten zugunsten eines ihr hörigen Kommissariats auf. Sie wurden nach den Gesetzen der Finanzmanipulation entmündigt.
Nach dem Zerfall der ideologisch geprägten Union entwickelte sich langsam das Kernrussland zu einem mächtigen Staat, der allerdings über lange Zeit von der westlichen Welt geflissentlich übersehen wurde.
Nachdem das westliche Europa zu einem militärischen Brückenkopf der NATO eingerichtet war, sollte der Osten ebenfalls vereinnahmt werden. Die Mitgliedschaft der Ukraine in der EU war der Weg zu der nachfolgenden Aufnahme in die NATO. Als Reaktion auf dieses Spiel der militärischen Einkreisung reagierte Präsident Putin völlig konsequent: Er wehrte sich gegen jeden Versuch der Weltpolizei, Russand ihren Zielen zu unterwerfen. Die Einverleibung der einstmals russischen Krim war ein deutliches Zeichen, die Machtspiele nicht zu überziehen. Vergleiche mit Einvernahmen fremder Länder und Regionen insbesondere nach 1945 lassen diesen Akt zu einer völkerrechtliche Petitesse werden.
Die Deutschen sind vor der Geschichte niemals befugt, sich mit wem auch immer, gar militärisch gegen dieses Russland, d.h. gegen die russische Bevölkerung zu wenden. Die oberste Staatsraison der Bundesrepublik und ihrer Bürger muß der Aufbau einer engen menschlichen Beziehung zu den Russen sein. Es war Putin, der im Bundestag hierzu die Hand ausgestreckt hatte. Diese Regierung unter Merkel hat sie nicht angenommen, nicht annehmen dürfen. Heute bespricht sie sogar den Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der NATO gegen die Russische Föderation.
Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, Europa aus dem Zangengriff des Weltkapitalismus heraus zu holen: Eine äquivalente Beziehung zu Russland und den Vereinigten Staaten. Die Europäer müssen in diesem Verhältnis ihre politische Souveränität beweisen. Russland ist ein Teil unseres Europas, das nach den Visionen Generals de Gaulles vom Atlantik bis zum Ural reicht. Seine politische Gemeinsamkeit muß der Erhalt der individuellen Vaterländer mit ihren Kulturen, ihren Sprachen und dem Willen zu einer positiven Zukunft sein.
Das Verständnis für einander nach all den geschichtlichen Erfahrungen muß die Basis für eine Zukunft sein, in der die Jugend beider Völker in Freundschaft miteinander leben kann. Es gibt viele Möglichkeiten, dieses Verhältnis zu stabilisieren.
Die Alternative für Deutschland will im Sinne ihrer Mitglieder und Sympathisanten die Strukturen eines ineffektiven, destruktiven Establishments aufbrechen. Es ist folgerichtig, wenn ihre Jugend in Freiheit und gegenseitiger Wertschätzung die Nähe zu den russischen Menschen sucht. Es ist ein folgenschwerer Fehler der Politik der etablierten Parteien, dies bis heute nicht in ihre Programme aufgenommen zu haben.
*) Herbert Gassen ist Dipl.Volkswirt, Bankkaufmann und regelmäßig Kolumnist auf conservo
- April 2016