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Von Peter Helmes
Deutscher Schulunterricht in Japan vermittelt Multikulti als „deutsch“
Eine türkische Großfamilie steht exemplarisch für „die“ deutsche Familie, und Namen wie Ahmet, Murat und Emre erscheinen wie „typisch deutsche“ Namen. So geht es aus einem „Lehrbuch“ hervor, das das Goethe-Institut für den Deutsch-Unterricht in Japan verwendet.
Vom diesem Institut, dessen oberste Selbstauffassung eher im Bereich linken Ungeistes zu verordnen sein dürfte, sind wir ja schon einiges gewohnt, wie z. B. die Förderung des eher merkwürdigen „Schlepper- und Schleuser-Treffens“ in München im letzten Jahr. Und das bei den Veranstaltungen dieser deutschen „Kulturinstitution“ der Zeitgeist fröhliche Urständ´ feiert, pfeifen die Spatzen vom Dach. Doch das, was die Institutler in Japan von sich geben, schlägt dem (übervollen) Faß den Boden aus:
Info zu einem Lehrbuch des Goethe-Institutes Die (folgende) Seite aus einem Lehrbuch, das offensichtlich das Üben von Familien- und Verwandtschaftsverhältnissen in Deutschland zum Zweck hat, macht einfach fassungslos. Als ob es “typisch deutsch” wäre, wird da eine türkische Großfamilie vorgestellt, die offensichtlich im Ausland den Eindruck einer typisch deutschen Familie vorgaukeln soll. Echte deutsche Personen und Namen sucht man vergeblich. Hier die Seite 21 aus dem Lehrbuch:
Da darf man wohl fragen: Was soll das?
Ist das das Deutschlandbild, welches das Goethe-Institut seinen über 246.000 „Kunden“ in aller Welt vermitteln will?
Welcher Eindruck soll damit einem bzw. einer ausländischen Leser(in) von „deutschen“ Verhältnissen vermittelt werden? Das ist pure Indoktrinierung!
Daß eine türkische Großfamilie exemplarisch für Deutschland steht? Daß Deutsche keine vergleichbaren Familen- und Verwandtschafts-verhältnisse haben? Daß Namen wie Ahmet, Murat und Emre vielleicht „typisch deutsche“ Namen sind?
Wie ein Hohn klingt es da, daß das Goethe-Institut auf seiner Webseite den Anspruch vertritt, „die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland“ zu förden.
Die Verantwortlichen dieser Publikation wollen ganz offensichtlich nichts typisch Deutsches vermitteln, sondern eine besondere Form des Multikulturalismus. Das dürfte aber den Interessen der Studenten zuwiderlaufen. Hauptmotivation der meisten Deutschlerner im Ausland – und damit der zahlenden Kundschaft des Instituts – ist immer noch die Erlangung von Kenntnissen der reichen deutschen Geschichte, Kunst, Kultur, Tradition, Ingenieurwissenschaften über das Erlernen der Sprache. Alles das, was nach der heutigen Lesart in Deutschland „veraltet“ und „nationalistisch“ ist, hat auf Ausländer einen großen Reiz – übrigens auch in der Türkei.
Die Studenten lernen Deutsch, weil sie unter anderem von deutschen Burgen und Schlössern oder auch von so banalen Dingen wie Bier und Schweineschnitzel begeistert sind. Börek gehört mit Sicherheit nicht dazu.
Der derzeitige Leiter des Institutes in Ankara war vorher Institutsleiter in Tokio. Vielleicht hätte man ihn um Rat fragen können, da er gewiß ein wenig kompetenter bei der Gestaltung der Lehrbücher sein dürfte. Er bringt die nötige Auslandserfahrung mit und weiß, welche Hoffnungen und Erwartungen Studenten haben, die im Goethe-Institut Deutsch lernen wollen. Gerade in Japan – einem Land mit ausgeprägter Familientradition – wirkt man wohl wenig glaubwürdig, wenn man im Deutsch-Unterricht ein Deutschlandbild darbietet, in dem unser Land als Schmelztiegel vieler bunter Kulturen und Nationen, in denen die deutsche Kultur nur eine unter vielen ist, erscheint.
Ein solches Multikulti-Bild repräsentiert wohl eher die Zeitgeistverirrung in Deutschland. Im Ausland hat man noch ein anderes – bürgerlich-traditionelles – Bild von Deutschland. Man möge nur ´mal amerikanische oder asiatische Zeitungen durchblättern, die von der „deutschen Gemütlichkeit“ und Tradition schwärmen. Da verstört ein solcher Unterrichtsansatz wie beim Goethe-Institut.
Auch wenn man die Stellungnahme des Institutes zu dieser höchst bedenklichen „Deutschland-Lehre“ liest, kommt man nicht umhin, den Machern zu unterstellen, die deutsche Gesellschaft in ein gewollt schiefes Bild zu rücken. Mit der unterschwelligen Botschaft, ein solcher kulturelle Mischmasch wäre in Deutschland der Normalzustand, verprellt man eher die an deutscher Kultur interessierten Ausländer. (Oder ist das vielleicht gewollt?) Noch aber sind wir nicht in einem mutlikulturellen Schmelztiegel, in der die deutsche Identität verschwindet.
Zu der Klage über das mißlungene Deutschlandbild äußert sich das Goethe-Institut vollkommen „unschuldig“, das Lehrwerk sei für den internationalen Einsatz gedacht. Zielgruppe seien „heterogene Lerngruppen in Deutschland bzw. homogene Lerngruppen im Ausland“.
Dann präzisiert das Institut: „Alle Lehrwerke mit dieser Ausrichtung bemühen sich, den jeweiligen Erfahrungshintergrund der Lerner zu berücksichtigen. Die Lerner sollen auch dazu befähigt werden, ihren Lebenshintergrund auf Deutsch darzustellen, wenn sie sich mit Deutschen unterhalten. Insofern halt ich es für sehr sinnvoll, dass Lebensbeispiele von Lernern aus der Türkei oder anderen Ländern angeführt und versprachlicht werden…“
Die Stellungnahme des Goethe-Institutes schließt mit einem dreisten Ablenkungsmanöver: „Ein anderes wichtiges Ziel, und hier gebe ich Ihnen völlig Recht, ist natürlich, den Lernern deutschlandkundliche Informationen zu vermitteln. Wenn Sie im Lehrwerk eine Seite weiterblättern, finden Sie zum Beispiel Informationen über die deutsche Schriftstellerfamilie Mann.
Ich stimme Ihnen auch zu, dass die Lernenden sich für typisch Deutsches begeistern. Mit den erworbenen Sprachkenntnissen werden sie gegebenenfalls einmal in Deutschland leben und dann auch von ihrem Leben in ihrem Heimatland auf Deutsch erzählen. Diese ausgewogene Mischung unterstützt das Goethe-Institut…“
Das ist widersinnig und eine hanebüchene Argumentation, die an der Sache vorbeigeht. Man kann doch wohl kaum nachvollziehen, daß ein Schüler, der Deutsch lernt, mit Lehrbeispielen aus fremden Kulturkreisen die deutsche Sprache lernen soll.
Egal wo der Unterricht stattfindet oder wer daran teilnimmt, das Ziel ist doch, mit dem Lernen der deutschen Sprache auch die Kultur nahegebracht zu bekommen. Dazu gehören m. E. auch Familiengeschichten und deutsche Namen. Ich lerne z. B. japanisch, da lese ich von japanischen Familien mit japanischen Namen und nicht von türkischen, chinesischen oder sonstigen Völkern. Es geht doch um die Sprache, die man lernt, und nicht um die Nationalität derer, die lernen.
Wenn jemand Deutsch gelernt hat, kann er auch aus seinem Heimatland erzählen, ohne daß eine Geschichte aus diesem im Lehrbuch steht.
Dem Goethe-Institut ist etwas mehr Selbstbewußtsein für unsere eigene Kultur zu wünschen. Aber da habe ich wenig Hoffnung.
Nachwort Mir liegt der Originalschriftwechsel vor. Der Vorgang bestätigt auch meine Erfahrungen, die ich in meiner internationalen Arbeit gemacht habe.
Fazit: Es hat, außer Gutmenschen, wohl kein deutscher Steuerzahler Verständnis dafür, daß unter „deutsch“ fremde Kulturen vorgestellt werden – als sei es das Normalste der Welt, daß Deutschland aus Türken usw. bestünde. Denn, notabene, von „Deutschen“ ist in dieser Sicht des Goethe-Institutes nichts zu hören oder zu lesen. Also deutsche Steuergelder für nichtdeutschen Unterricht im Ausland? Ein Skandal!
Wo ist der Bundestagsabgeordnete, der wenigstens eine „Kleine Anfrage“ dazu stellt? Auf die Große Anfrage einer Fraktion darf man wohl nicht hoffen.
- April 2016