(www.conservo.wordpress.com)
Von Wolfgang Thüne *)
Wir dürfen die Schöpfung nicht negieren
Liebe Cartell- und Bundesbrüder!
„Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören“.
Diese Mahnung aus den Paulus-Briefen möge Richtschur meiner Festrede sein. Eine Festrede soll Optimismus und Zuversicht ausstrahlen in einer Zeit, die zutiefst pessimistisch geprägt ist und die wie vom Fließband unnötige Ängste produziert.
Singen wir noch aus voller Brust? „Großer Gott wir loben dich, Herr wir preisen deine Werke“! Preisen wir noch ehrlich seine Werke? Glauben wir es noch aus tiefstem Herzen, wenn wir bekennen: „Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“? Bekennen wir unseren Glauben offen und öffentlich, oder sind wir nicht vielfach bereits Gefangene des atheistischen „Zeitgeistes“, der dem Pessimismus frönt und permanent Ängste schürt, um seine Macht über uns zu festigen?
Wir leben in einer Zeit der Massenproduktion von irrealen, virtuellen und halluzinierten Ängsten. Ein Weltuntergangs-Szenario jagt das andere. Wie am Fließband werden soziale Phobien produziert. An erster Stelle der Weltpolitik rangiert die Warnung vor der globalen „Klimakatastrophe“. Wir maßen uns an, das „Weltklima“ zu schützen, ja den „Klimawandel“ zu stoppen. Ist die Angst begründet oder ein Hirngespinst von „Experten“, ein ideologisches Phantasieprodukt?
Ein flüchtiger Blick in die Erdgeschichte könnte beruhigen und uns unsere Schuldgefühle als „Klimakiller“ nehmen. „Klimawandel“ mit dem steten Auf und Ab der Temperaturen hat es gegeben, lange bevor der Mensch die „irdische Bühne“ betrat, in ziemlich unregelmäßigen Abständen und Intensitäten. Der frühe Mensch musste sich diesem natürlichen Wechsel von Warm- und Kaltzeiten stellen, sich der Natur fügen und anpassen. Er tat dies mit Bravour und hat sich in den vergangenen 500.000 Jahren mit seinen vier Eiszeiten höher und höher entwickelt. Er hat sich vom Neandertaler als „homo sapiens“ zu dem modernen „homo sapiens sapiens“ entwickelt.
Es war nicht der Mensch, der die Weichsel-Eiszeit vor 11.700 Jahren abrupt beendete. Es war die Natur, doch die Ursache liegt bis heute im Dunkeln. Der mit Verstand ausgestattete Mensch nutzte die Gunst der Stunde und machte vor etwa 10.000 Jahren einen evolutionären Quantensprung. Er vollzog den Übergang vom Jäger und Sammler zum Ackerbauern und Viehzüchter. Rückwirkend spricht man von der „Neolithischen Revolution“. Sie vollzog sich etwa 8.000 V. Chr. in der ersten Wärmeperiode des Holozän. Der Mensch wurde von einem Natur- zu einem Kulturwesen. Die Agrikultur war sein erstes großes Werk.
Nur in seiner Psyche hat der Mensch sich nicht geändert. Er ist bei seiner Geburt ein absolut hilfloses, deswegen extrem ängstliches und egoistisches Wesen, das auch zu Gewalt neigt. Der Mensch ist ohne Eltern, ohne Mitmenschen nicht denkbar. Er ist ein soziales Wesen, ein „Herdentier“. Die Weltgeschichte ist eine Geschichte von Kriegen. Es begann mit dem Brudermord von Kain an Abel! 1911 schrieb Gustave Le Bon, der Entdecker des Phänomens „Masse“: „Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären versucht, stets ihr Opfer“.
Solch eine Täuschung ist die 1986 verkündete „Warnung vor der drohenden Klimakatastrophe“. Solch eine Katastrophe kann es prinzipiell nicht geben, weil das Klima eine vom Wetter abgeleitete statistische Größe ist. Klima ist kein „Ding“ wie das Wetter, sondern nach Immanuel Kant ein „Ding an sich“, ein Abstraktum. Ein Klimawert ist ein Mittelwert, der kein Unheil, keinen Schaden anrichten kann. Dies kann einzig und allein das Wetter, das sich einer Kontrolle oder Lenkung durch den Menschen entzieht. Das Wettergeschehen ist so komplex, dass es sich nur bedingt und für kurze Zeit einigermaßen genau vorhersagen lässt. Wetterkatastrophen kann es auf der Erde jederzeit geben. Eine „Klimakatastrophe“ ist prinzipiell unmöglich. „Klima“ ist eine vom Menschen für seinen Eigenbedarf konstruierte, statistisch berechnete Kunstgröße. „Klima“ ist ein Mittelwert von allem Wetter, das sich über einem Ort über 30 Jahre hinweg ereignet hat. Die Vielfalt des Wetters bedingt die Vielfalt des „Klimas“, wie schon ein Blick auf eine Klimakarte zeigt. Pro Halbkugel lassen sich von Nord nach Süd vier Klimazonen ausmachen, die kalte Zone, die gemäßigte Zone, die subtropische Zone, die tropische Zone. Es gibt überall auf der Welt Wetter, aber kein „Weltwetter“ oder „Weltklima“, dessen „Weltmitteltemperatur“ sich per Thermostat regulieren ließe. Die „Globaltemperatur“ ist ein Spielwert, kein messbarer realer Wert! Zudem ist jeder „Klimawert“ ein historischer Wert, der sich erst dann berechnen lässt, wenn das Wetter gewesen ist.
„Klima“ ist kein dynamischer Naturvorgang wie das Wetter, das praktisch täglich neue Überraschungen bringt. Wetter müssen wir ertragen. Weil es nie unseren Wünschen entspricht, meckern und schimpfen wir ständig. Doch unser Unmut über das Wetter ändert nichts am Wetter. Was die Floskel „Klimaschutz“ betrifft, so wusste schon Le Bon: „Je bestimmter eine Behauptung ist, je freier sie von Belegen und Beweisen ist, desto mehr Ehrfurcht erweckt sie“. Vor lauter Ehrfurcht versagt unser gesunder Menschenverstand, unsere Logik, auf die wir so stolz sind. Es ist ganz simpel: Solange wir das Wetter nicht schützen können, ist „Klimaschutz“ nichts als ein irrealer, utopischer Wunschtraum.
Ich mache einen Sprung zu unseren Prinzipien. Das wichtigste im Alltagsleben einer aktiven Verbindung ist die ‚amicitia’. Freundschaft bedeutet, dass wir uns in unserer Verschiedenheit wie Ungleichheit akzeptieren und tolerieren; dass wir aufrichtig, ehrlich und offen miteinander umgehen, uns gegenseitig geistig bereichern und eine Lebensgemeinschaft bilden. Dies ist die Basis, um die beiden weiteren Prinzipien, die ‚religio’ und die ‚scientia’, zu leben und miteinander in Einklang zu bringen. Beide gelten ja wie Feuer und Wasser, die sich beide ausschließen. Zumindest wird dies propagiert; denn dereinst wurde die Parole in die Welt gesetzt, den Glauben durch Wissen zu ersetzen. Glauben und Wissen sind keine Gegner, sie ergänzen sich.
Beginnen wir mit der naturphilosophischen Schöpfungsgeschichte, die als Glaube abgetan wird, aber in Wahrheit das Wissen der Zeit um 550 v. Chr., noch vor Heraklit mit seinem „Panta rhei“ („Alles fließt“), widergibt. Heraklit betonte, dass die Struktur der Realität nicht als statisch, sondern als prozesshaft aufgefasst werden muss. Er nahm die Evolutionstheorie von Darwin vorweg und bezeichnete den Gedanken an Stabilität als irreführend. Auch die Genesis ist keineswegs statisch, sondern sieht die Entstehung der Erde als Prozess. So schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war öd und leer, bevor Gott den Befahl gab „Es werde Licht“! Das Licht der Sonne, ihre Energie ist Voraussetzung für alles Leben, alle Bewegungen auf der Erde und in der Atmosphäre. Doch das Licht muss gleichmäßig verteilt werden, so dass Gott Tag und Nacht schuf. Er setzte die Erdkugel in Rotation. Zu dieser Erkenntnis war Aristarch von Samos (um 320 v. Chr.) gekommen, bevor sich das „ptolomäische Weltbild“ um 150 n. Chr. durchsetzte mit der ruhenden Scheibe der Erde als Mittelpunkt der Welt.
Nach der Trennung von Kontinenten und Meeren schuf ER die „grünen Pflanzen“.
Bereits in vorsokratischer Zeit ahnte man, dass das Grün, das Chlorophyll, als Pigment für die Photosynthese essentiell ist. Einzig die grünen Pflanzen können aus dem CO2 aus der Luft und dem H2O aus dem Boden mit Hilfe des Sonnenlichts Traubenzucker herstellen und Sauerstoff freisetzen. Die Uratmosphäre bestand aus Stickstoff, Kohlenstoffdioxid, Wasserdampf mit kleineren Anteilen von Methan und Ammoniak. Es war eine reine „Treibhausatmosphäre“! Trotzdem kühlte sich die Erde ab, bis der Kondensationspunkt unterschritten wurde, der Wasserdampf sich verflüssigte und sich in einer Art „Sintflut“ die Meere bildeten. Im Wasser löste sich das CO2. Dann tauchten Blaualgen auf mit der Befähigung zur Photosynthese. Grüne Pflanzen besiedelten die Kontinente, aus der reduzierenden entwickelte sich eine oxidierende Atmosphäre. Die grünen Pflanzen sind die Primär-Produzenten! Sie produzieren Nahrung für Tier und Mensch und geben Sauerstoff ab, damit die Nahrung verbrannt und die darin gespeicherte Sonnenenergie als Lebensenergie freigesetzt werden kann. Damit war der Weg frei für Gott, die Tiere als Konsumenten zu schaffen und zum Schluss, als er sein Werk für gut befunden hatte, den Menschen. Wer aus Angst vor dem klimatischen Weltuntergang das CO2 mit 0,04 % aus der Atmosphäre eliminieren will, vernichtet die Nahrungsgrundlage und damit alles Leben auf der Erde.
Nun die biologische Entstehungsgeschichte, die Evolutionstheorie. Sie wurde von Charles Darwin 1859 (The Origin of Species) entwickelt und beruhte auf dem Konzept des Artenwandels von Jean-Baptiste de Lamarck von 1809. Durch Mutation, Selektion, Anpassung entstand durch Zufall der „nackte Affe“, der Mensch. Dass der Mensch nackt war, steht auch in der Genesis, weswegen nach anfänglichem Schock aber reiflicher Überlegung Papst Johannes Paul II. am 23. Oktober 1986 die Evolutionstheorie seitens der römisch-katholischen Kirche mit dem christlichen Glauben für vereinbar erklärte. Als Gott nach dem Sündenfall Adam und Eva, die beide nackt waren, des Paradieses verwies, hatte er Mitleid mit diesen Geschöpfen und hängte ihnen Felle um. Ohne diesen Schutz hätten sie weder die Hitze des Tages noch die Kälte der Nacht überlebt.
Die physikalische Entstehungsgeschichte beginnt mit einem „Urknall“, einer gigantischen Entropie-Explosion, die aus einer „Urkraft“ geboren wurde. Diese „Urkraft“ verursachte vor knapp 14 Milliarden Jahren eine unvorstellbar gewaltige Explosion, die Materie und Strahlung, Raum und Zeit gebar. Dieser als „Singularität“ bezeichnete Vorgang, der zum Zeitpunkt „Null“ Masse und Energie des Universums auf einen „Punkt“ konzentrierte, ist mit den uns gebräuchlichen physikalischen Gesetzmäßigkeiten nicht zu erfassen. Die klassische Urknall-Theorie, die auf Einsteins Relativitätstheorie beruht, betrug der Abstand zweier beliebiger Galaxien am Anfang exakt Null. Doch die später entdeckten Quanteneffekte verbieten, dass die Galaxien auf einen infinitesimalen Punkt komprimiert werden. Quantenmodelle lassen die Existenz eines Universums vor dem „Urknall“ zu. Noch sind „Urknall“ und „Urkraft“ nicht geklärt, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Auch die vermutete Entdeckung des Higgs-Teilchens 2012 in Genf beim CERN, das dem Proton seine Masse geben soll, bringt keine Lösung. Man nennt es „Gottesteilchen“ und ist damit wieder bei „Gott“.
Also auch das Wissen beruht immer noch auf Glauben. Beide gehen konform in der Annahme, die Entstehung und Geschichte der Erde als einen Prozess beständigen Werdens und Wandelns zu sehen.
Und doch führen der Glaube an „Gott“ oder der Glaube an das „Nichts“ zu völlig anderen Weltanschauungen. Ich jedenfalls glaube nicht, dass alles Geschehen, alles Leben auf Erden nichts ist als eine Summation von „Zufällen“, eine Verkettung von unzähligen, unwahrscheinlichen Winzigkeiten. Dieses rein materialistische Denken hat uns erst in den Relativismus, dann in den Nihilismus geführt. Durch seine gedankliche Orientierung am Nichts führte der Nihilismus zu der Überzeugung, dass alles Seiende im Prinzip sinnlos ist. Deshalb seien alle Werte und Ziele abzulehnen. Dem Individuum ist alles erlaubt und niemand dürfe es hindern, seine Neigungen und Triebe auszuleben. Die bindungslosen egoistischen Individuen führen einen darwinistischen „Kampf ums Dasein“, bei dem der Stärkste sich durchsetzt. Hierauf baut der Sozialdarwinismus.
Der Nihilismus führt zur Entwertung oder Umwertung aller Werte, zu Anarchismus und zu Pessimismus. Letzteren beschrieb Nietzsche in seinem Werk „Jenseits von Gut und Böse“. Weitere Stufen des Nihilismus führen zum Amoralismus und zum Genderismus. Jeder soll sein biologisches Geschlecht aufheben und ein beliebiges Geschlecht annehmen können. Doch Nietzsche war unzufrieden und suchte eine Perspektive jenseits des Nihilismus, um den fatalen Pessimismus zu überwinden. Eine Sinn-Stiftung könne nur durch neue Werte gefunden werden, die nicht aus dem Verstand entwickelt, sondern durch willentliche Bejahung der Welt erreicht werden. Er war wieder zurück zu einem „Glauben an Gott“. Nietzsche sagte: „Wer das Große nicht mehr in Gott findet, findet es überhaupt nicht und muss es entweder leugnen oder selbst schaffen“.
Der Mensch hat sich für das „selbst schaffen“ entschieden, aber bei all seiner intellektuellen Überheblichkeit kann er nicht „Übermensch“ sein, zugleich „Überwinder Gottes“ und „Besieger des Nichts“. Er ist Geschöpf und kann dieser Rolle nicht entrinnen. Aber noch scheint es, dass der Mensch sich rettungslos in Utopien verrannt hat und die „Quadratur des Kreises“ erzwingen will. Er will unbedingt Schöpfer sein und den Status quo einzementieren. Er will den „Klimawandel“ stoppen und hat willkürlich ohne Beweis das „Kohlendioxid“ zum gefährlichen „Umweltgift“ und „Klimakiller“ abgestempelt. Er träumt von einer CO2-freien Atmosphäre und merkt nicht, dass er an dem „grünen“ Ast sägt, auf dem er in blindem Stolz thront. Die Politik verspricht und die Kirchen glauben an globale „Klimagerechtigkeit“, trotz des allgemeinen Wissens um die Unmöglichkeit einer globalen Wettergleichheit auf einer sich drehenden Erdkugel.
Wer die Schöpfung negiert, negiert uns „Geschöpfe“, macht uns zu seelenloser Materie.
Dies geht soweit, dass der Philosoph Luciano Floridi den Menschen in der Süddeutschen Zeitung vom 29. April 2016 „einen Ausrutscher“, ja einen „Fehler“ nennt und mit einem „Toast“ vergleicht: „Wir Menschen sind genau richtig getoastet. Das Tier ist wie ein Toastbrot, das nicht im Toaster war und der verrückte Mensch ist wie ein verbrannter Toast“. War der Mensch zulange im Toaster, der nicht blind dem „Zeitgeist“ folgt und den Mut hat, seinen eigenen Verstand zu benutzen? Sollen wir solange getoastet werden, bis wir die richtige „Schwarmintelligenz“ oder „Schwarmdummheit“ haben?
Liebe Cartell- und Bundesbrüder, eine Festrede muss kurz sein! Jetzt wisst ihr wenigstens, warum ich die „Treibhaus“-Hypothese ablehne und die Warnung vor der „Klimakatastrophe“ verwerfe. Dies tue ich aus Ehrfurcht vor der Schöpfung. Ich streite für eine ideologiefreie Wissenschaft, für eine Forschung, die frei von Dogmen ist und Kritik an diesen nicht unter Strafandrohung stellt. Ich jedenfalls wünsche mir keine Welt, in der wir Menschen von „Big Brother“ überwacht und solange „getoastet“ werden, bis wir wie Computer funktionieren, bloß nicht anecken und bedingungslos politischen Befehlen gehorchen.
Mit diesem Wunsch wünsche ich der Merowingia und dem gesamten Cartellverband ein kräftiges vivat, crescat, floreat. Ad multos annos!
(Festvortrag, gehalten bei K.D.St.V. Merowingia im CV, Festkommers, am 4. Juni 2016)
*) Wolfgang Thüne (www.derwettermann.de) ist Diplom-Meteorologe und Dr. phil. Er war 16 Jahre lang „Wetterfrosch“ des ZDF und ist regelmäßiger Kommentator auf conservo.
www.conservo.wordpress.com 5. Juni 2016