(www.conservo.wordpress.com)
Von altmod **)
„Der Esel will Schläge haben…“
„Die Geistlichkeit war von jeher eine Stütze der königlichen Macht und musste es sein. Ihre goldene Zeit fiel immer in die Gefangenschaft des menschlichen Geistes, und wie jene sehen wir sie vom Blödsinn und von der Sinnlosigkeit ernten.“
(Friedrich Schiller)
„… diese herrlichen Beispiele unerschütterlicher Treue gegenüber den Fürsten, welche sich notwendig aus den hl. Vorschriften der christlichen Religion ergaben“.
(Papst Gregor XVI. (1831- 1846))
„Beten Sie dafür, dass Angela Merkel bei ihrem Kurs bleibt?“
„Ich bete für alle unsere Politiker. Seit der Zeit der ersten Christen gehört es dazu, dass wir für diejenigen beten, die uns regieren…“
(Kardinal Reinhard Marx 2015)
Die Zeiten der Kreuzzüge sind – scheinen – vorbei, die zahllosen Kriege und Vernichtungsaktionen gegen Ketzer sind, wenn nicht sieghaft beendet, so doch in einen wohl ewigwährenden Waffenstillstand gebracht. Das Phantom der Aufklärung muss nicht mehr bekämpft werden, man hat sich darin eingerichtet. Nietzsche hat recht bekommen: “Nihilist und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß … „ und „Gott ist tot“.
Und gleichwohl gibt sich öffentlich die christliche Geistlichkeit als Stütze der staatlichen Macht, in „unerschütterliche Treue gegenüber den Fürsten“ – im Kampf gegen das eigene Fußvolk.
Wie passt das alles zusammen, darf der Betrachter fragen? Will man wieder einmal zurück in die „goldene Zeit“ der Kirche mit der „Gefangenschaft des menschlichen Geistes“? Mit der deutschen allerhöchsten Pfaffheit: den katholischen Bischöfen, Kardinälen und deren protestantische Pendants?
So hat es sich ergeben: Wer in unserem Lande einer bestimmten politischen Partei anhängt, wer der staatlich verordneten Willkommenskultur gegenüber Fremden nicht nachkommt, darf sich nach dem Verständnis der obersten christlichen Hirten hierzulande nicht mehr für „christlich“ halten. Bischofsworte lassen hierzu die Ausstoßung aus der christlichen Allheit und Gemeinschaft anklingen.
Dereinst richteten sich die klerikalen Verdikte gegen feindlich gesinnte Völker, gegen Ungläubige, Heiden und Häretiker. Aber immer auch gegen verbockte Schäflein der eigenen Herde. Die Unbotmäßigkeit gegen die Obrigkeit wurde nicht erst seit Luthers „Wider die Bauern“ vom obersten Klerus bis in unsere Tage gegeißelt. Und da haben die deutschen Katholen-Kardinäle von ihrem Erz-Ketzer gerne Anleihen genommen: „Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein … “.
Also ermahnen sie den “Pöbel” an die von ihnen definierte Christenpflicht und geben ihnen zunächst nur leichte Schläge auf den Hinterkopf, auf dass sie sich besinnen. *)
Die Drohung mit dem Ausschluss aus der „Christlichkeit“, quasi die „Exkommunikation“, war seit jeher ein Gewaltmittel der kirchlichen Herrschaft. Und zu diesem Mittel haben die sich nur nach Bedarf als ultramontan gebenden deutschen Bischöfe gerne ohne Zögern gegriffen.
Beginnen wir mit den noch harmloseren Einwänden gegen eine gewisse Partei:
Der Fuldaer Bischof Algermissen hat in einem Hirtenbrief seine Schäfchen unzweideutig auf die „Willkommenskultur“ eingeschworen, fragte: „Teilen wir die Leidenschaft Gottes für sein Volk? Lassen wir uns das auch etwas kosten? Wie reden wir über „die Flüchtlinge“ oder „das Flüchtlingsproblem“ in unserem Freundes-, Kollegen-, Bekanntenkreis? Sehen wir nur die Gefahren und Bedenken, oder nehmen wir die Herausforderungen aktiv und konstruktiv an?“ (http://altmod.de/?p=5918)
“Kardinal Lehmann lehnt Dialog mit AfD wegen „Gerüchlein“” ab, schreibt die WELT. Der Kardinal hat wohl einen empfindlichen Riecher. Könnte er vielleicht dem Verfassungsschutz als Spürhund auf „Krypto-Nazis“ dienen? (http://www.welt.de/politik/deutschland/article155365801/Kardinal-Lehmann-lehnt-Dialog-mit-AfD-wegen-Geruechlein-ab.html)
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr verdunkelt die Kulisse des Doms, wenn die AfD in Erfurt „aufmarschiert“. (http://www.deutschlandfunk.de/der-dom-bleibt-dunkel-der-konflikt-zwischen-der-afd-und-den.886.de.html?dram:article_id=344488)
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick wird schon konkreter und hat ein Verbotsverfahren gegen die rechtspopulistische AfD in die Diskussion gebracht. „Besorgt“ äußerte sich Schick über die Demonstrationen der Initiative „Pegida“. Dort herrschten Rassismus, Nationalismus und diffuse Ängste: „Christen dürfen dort nicht mitmachen.“ (http://www.domradio.de/themen/kirche-und-politik/2016-03-07/erzbischof-schick-haelt-afd-verbot-fuer-moeglich)
Kardinal Marx: „Christen dürfen nicht den Hass wählen“ – die Adresse war eindeutig und gegen die AfD gerichtet. (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/kardinal-marx-im-gespraech-christen-duerfen-nicht-den-hass-waehlen-14121391.html)
Und wie sagte Marx nicht minder „diplomatisch“ und „seelsorgerisch“ bekümmert:
„Wir reden hier über die AfD, und jede Woche ersaufen die Leute im Mittelmeer!“ „Das sind die Prioritäten!“. (http://www.sueddeutsche.de/politik/die-bischoefe-und-die-afd-verirrte-schafe-am-rechten-rand-1.2871179)
Der Kölner Kardinal Woelki, der gerne auch ungefragt in politischen Postillen der Kölner Region seine „geistlichen“ Einsichten verbreitet, meint: „Wer ja zum Kirchturm sagt, der muss Ja sagen zum Minarett“. Als Replik auf die Bekenntnisse der AfD zu deren nicht nur figurativen Ferne zwischen Staat und Religion. (http://www.rp-online.de/politik/deutschland/koelner-kardinal-rainer-maria-woelki-rechnet-mit-der-afd-ab-aid-1.5928609)
Kardinal Woelki aus Köln gab auch schlussendlich dem Fronleichnamsfest einen neuen „Sinn“, indem er vor einem eingekauften Flüchtlingsboot predigte: „Die Menschen, die genau in diesem Boot hier den Weg über das Meer gesucht haben, wurden – ein Zufall, ein Segen – gefunden und gerettet. Dieses Boot ist uns zum Altar geworden. Der Altar ist immer ein Symbol für den Herrn selbst“ und: „Wer Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt, lässt Gott ertrinken – jeden Tag, tausendfach“.
Gegen wen richtet der Kardinal seine Botschaft?
An gewinnsüchtige Schlepper und Schleußer? An die eigentlichen Verursacher von Flucht und Migration durch geopolitisch motivierte Einmischungen im Nahen Osten und Afrika? An die „Gotteskrieger“ des „Islamischen Staats“ und deren machtpolitische Nutznießer am Bosporus?
Nein. Er will uns Hiesige ansprechen, die anscheinend verhärtet dem Elend zusehen, nicht aufstehen und hineilen, um die Ertrinkenden aus dem Meer zu ziehen und sie in ihr Haus einzuladen.
Der katholische Publizist Alexander Kissler schreibt treffend in einem Kommentar im CICERO: „Die Drohbotschaft ist zurück.“ (http://www.cicero.de/berliner-republik/kirche-und-fluechtlinge-die-drohbotschaft-ist-zurueck/60982)
Wenn man den von mir und ihm zitierten Äußerungen auf den Grund geht, hat Alexander Kissler recht mit der Ankündigung von der „Drohbotschaft“.
Was mache ich aber als gläubiger Katholik aus den Verlautbarungen meiner Hirten?
Ich fühle mich namentlich beschädigt. Nicht nur…
Mein hiesiger Diözesan-Bischof hat mich in seinem Sinne streng vermahnt, der Bischof meines vormaligen Heimat-Bistums Bamberg hat mich quasi exkommuniziert, weil ich angeblich falscher Ansicht zur Flüchtlingsfrage bin, als es die Obrigkeit und die offizielle klerikale Kompetenz gebieten. Ich muss an meinem bisherigen Selbstverständnis als Christ zweifeln, weil ich ein Minarett vielleicht als Bedrohungssymbol, Koran und Scharia unvereinbar mit meiner persönlichen rationalen wie religiös geprägten Weltsicht ansehe.
Ich versündige mich wohl gegen staatlich wie nun auch kirchlich Gebotenes.
Austreten aus dem kirchlichen Verein? Einreißen von Kirchentürmen und Minaretten?
Nein! Fällt mir schwarzes Schaf zunächst nicht ein.
Vielleicht ist es Zeit, sich auch in Deutschland für eine strikte Trennung von Staat, Religion bzw. Kirche(n) einzusetzen? All die im cis- und ultramontanen Einverständnis geschlossenen Konkordate aufzukündigen? Den sich stets anbiedernden Prälaten die reichlichen Pfründen aus der staatlich eingetriebenen Kirchensteuer zu entreißen?
Mit dem könnte ich als Katholik wohl leben. Möglicherweise würden dann nicht nur die amtlichen Protestanten ihre Anbiederung und politisches Mundwerk zurückschrauben.
So wahr uns Gott helfe!