Schlechte Bedienung – oder: dumpfes AfD-Bushing

(www.conservo.wordpress.com)

Von Thomas Böhm *)

Thomas Böhm
Thomas Böhm

Diese Woche fing dort an, wo die letzte Woche aufgehört hatte: Mit AfD-Bashing. Dieses Mal haben sich Merkels mediale Sturmtruppen Alexander Gauland vorgeknöpft und glauben, ihn als Rechtsradikalen entlarven zu können.

Allen voran mal wieder die islamisierten Betschwestern des „Spiegels“. Die schlecht gelaunte Autorin Britta Kollenbroich behauptet, der AfD-Politiker würde sich mit seinen Sprüchen bei der NPD bedienen und diese dreist in seinen Reden zu Besten gehen.

Ganz besonders übel stößt ihr der Spruch „“Heute sind wir tolerant und morgen fremd im eigenen Land“ auf.

Mag ja sein, dass die NPD diesen Spruch benutzt, aber ob sie ihn auch erfunden hat, bleibt fraglich. Zumindest gab es bereits im Jahr 1992 die Hip-Hop-Gruppe Advanced Chemistry (AC) aus Heidelberg, die mit ihrer Single „Fremd im eigenen Land“ ihren ersten Erfolg feiern konnte. Vielleicht hat Gauland sich ja bei diesen Musikern bedient, vielleicht hat sich aber auch die NPD bei den Rappern bedient?

Und wenn es denn so wäre, auch die SPD bedient sich gerne bei der NPD. Wir lesen im Programm dieser Monster-Partei:

Seit vielen Jahren sind die sozialen Probleme in der Bundesrepublik unübersehbar. Stück für Stück wird der Sozialstaat ausgehöhlt, werden bewährte Standards herabgesetzt. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter. (https://npd.de/themen/)

Und was machen die Jusos vom Unterbezirk Odenwaldkreis? Sie kupfern diese NPD-Sätze einfach ab:

…Abschließend ist festzuhalten, ja der „Sozialstaat“ Deutschland existiert, sonst könnte man über die oben erwähnten Inhalte gar nicht diskutieren. Allerdings wird dieser „Sozialstaat“ mehr und mehr ausgehöhlt, dies rückgängig zu machen und einen Sozialstaat zu etablieren der die Definition „Sozial“ auch verdient hat, muss nach einer gewonnenen Bundestagswahl eine erhebliche Aufgabe der SPD sein. (http://www.jusos-odenwald.de/index.php?mod=content&page_id=8668&s=37268&menu=9)

Und selbst der Bundestag scheint Gefallen an solchen „bösen“ Sätzen zu haben:

SPD, Linke und Grüne sind sich einig: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft in Deutschland zu weit auseinander. Sie wollen eine stärkere Umverteilung des Reichtums. Das machten die Fraktionen in einer Aktuellen Stunde am Mittwoch, 27. Januar 2016, im Bundestag deutlich. Das Thema „Haltung der Bundesregierung zu aktuellen Armuts- und Reichtumsstudien“ war auf Verlangen der Linken auf die Tagesordnung gesetzt worden… (https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw04-aktuelle-stunde-armut-reichtum/403758)

Aber das alles interessiert die „Spiegel“-Tante nicht. Sie legt sogar noch eine Schippe drauf:

…Es ist nicht das erste Mal, dass Gauland sich in seinen Reden bei Rechten oder Rechtsradikalen bedient. Im Januar sagte er, es sei „Sache der Polen, zu entscheiden, wie viele Flüchtlinge sie in ihrem Volkskörper haben wollen“. Der Begriff „Volkskörper“ gilt als historisch belastet und wird in Deutschland vor allem in rechtsradikalen Kreisen benutzt… (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/alexander-gauland-von-der-afd-sie-sind-rechtsradikal-kommentar-a-1095948.html)

Zu diesem Begriff schreibt Wikipedia:

Die metaphorische Übertragung medizinischer Begriffe und Sprache auf die Bereiche Gesellschaft, Politik und Geschichte lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen.[1] Platon etwa versteht in Politeia und im Timaios den menschlichen Körper als ein Abbild des Staates. Aristoteles verwendet den Organismusvergleich zur Erklärung des gesellschaftlichen Aufbaus. Titus Livius erzählt im Zusammenhang mit der Sezession der Plebejer 494 v. Chr. die Fabel vom Bauch und den rebellischen Gliedern, die dem Bauch den Dienst verweigern und deshalb nicht mehr ernährt würden.

Aus dem von William Harvey entwickelten medizinischen Blutkreislaufmodell ging im 16. Jahrhundert eine Zirkulationsmetapher hervor, die in politischen Texten große Wirkung entfaltete. Bereits Thomas Hobbes griff im Leviathan das Zirkulationsmodell auf, während die Kreislaufmetapher im 18. Jahrhundert eine Konjunktur erlebte. Besondere Bedeutung gewannen Körpermetaphern dann in der französischen Revolution. Vor allem Vertreter des Dritten Standes griffen Metaphern des Blutkreislaufs und den medizinischen Vitalismus auf, um neue Ideale sozialer Gleichheit zu formulieren.

In dieser Form tauchte der Begriff des Volkskörpers auch in der deutschen Sprache auf. Das Deutsche Wörterbuch etwa führt den Begriff auf die Geschichte der französischen Revolution von Friedrich Christoph Dahlmann zurück, der vom „volk als lebende[m] organismus“ schreibt: „ein gesundes staatsprinzip … erfrischt zugleich den blutumlauf im ganzen volkskörper“… (https://de.wikipedia.org/wiki/Volksk%C3%B6rper)

Warum nur wird jeder Satz, jedes Wort, jede politische Phrase (denn um mehr handelt es sich gar nicht) die zwischen 1933 und 1945 gefallen ist, von den Journalisten so verteufelt? Wenn wir das alles aus dem Duden und dem deutschen Wortschatz streichen sollten, müssten wir uns wohl bald in der Zeichensprache verständigen.

Was kann eigentlich eine so schöne Sprache wie die deutsche dafür, dass sie abschnittsweise von Finsterlingen und Bösewichtern gesprochen und missbraucht wird. Warum befreien wir nicht einige Begriffe von ihrer dreckigen, braunen Kruste und verhelfen ihnen zu neuem Glanz?

Volkskörper hört sich doch fast so schön an wie Klangkörper oder Finanzamt für Körperschaften.

Und wenn sich jemand bei den anderen gerne bedient, sind es doch wohl die Journalisten selber. Gibt man bei Google die Stichwörter „Gauland“ und „Fremd im eigenen Land“ ein, so taucht mal wieder das ganze billige Angebot des Selbstbedienungsladens auf.

Ausnahmen bestätigen natürlich die Regeln. In der „Welt“ von heute erfahren wir, was passiert, wenn unsere Politiker und Journalisten zu häufig die Nazi-Keule schwingen:

Seit rund einem Jahr registrieren die Ermittlungsbehörden einen deutlichen Anstieg von Straftaten gegen Einrichtungen oder Mitglieder der AfD. Zwar gibt es dazu keine bundesweite Statistik. Die Partei selbst kommt auf mehr als 800 Fälle, für die Strafanzeigen gestellt wurden, wie der AfD-Landesvorsitzende Armin-Paul Hampel der „Welt“ sagte.

Erstellt allerdings hat Hampel diese Datensammlung in einem Büro mit problematischem Namen. „Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter“ heißt diese AfD-Einrichtung und bezieht sich damit fragwürdigerweise auf jene gleichnamige Einrichtung, in der die Bundesrepublik während der deutschen Teilung die Justizverbrechen und die Maueropfer des DDR-Regimes dokumentierte.

Doch obwohl der Name des AfD-Archivs anmaßend wirkt: Es muss erschrecken, was dort an Angriffen auf eine Partei gesammelt wurde, die noch nicht einmal vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Das Spektrum reicht von Morddrohungen über Brandanschläge bis zu schwerer Sachbeschädigung an Parteibüros.

Angegriffen werden auch Privathäuser von Funktionären wie Parteivize Alexander Gauland, dessen Haus mit Farbbeuteln beworfen wurde. Und immer wieder trifft es die Berliner EU-Abgeordnete Beatrix von Storch, die mittlerweile unter Personenschutz des Landeskriminalamts steht.

Dass die aggressive Antifa auch vor dem Privatleben der rechten Politiker nicht haltmacht, zeigt sich besonders deutlich, seit die persönlichen Daten der Teilnehmer des AfD-Bundesparteitags Anfang Mai in Stuttgart auf eine Internetseite von Linksradikalen gestellt wurden. Zahlreiche Parteimitglieder, so heißt es in der AfD, hätten seitdem Anrufe oder Briefe mit Drohungen und Beschimpfungen erhalten… (http://www.welt.de/politik/deutschland/article155979969/Erschreckendes-Ausmass-der-Gewalt-gegen-die-AfD.html)

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*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo
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  1. Juni 2016
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