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Von altmod *)
Lügen, Täuschen und den Wähler an der Nase herumführen. Das sind die obligatorischen Attribute für einen erfolgreichen demokratischen Politiker hierzulande. Oder übertreibe ich mal wieder?
„Wer tatsächlich ohne mühsamen Wissenserwerb oder wunder Hände Werk, das Drangsalieren seiner Neuronen und profane, ehrliche Arbeit durchs Leben marschieren möchte und der intelligenten Prämisse folgt: größtmöglicher Ertrag aus geringstmöglichem Einsatz, der wird Politiker.“, schreibt J.-L. Comte in seiner Persiflage „… und ich beschloss, Politiker zu werden!“*
Wir erinnern. Der solcherart talentierte Mr. Guttenberg stolperte bekanntlich über eine plagiierte Doktorarbeit. Heute wurde der geschönte Lebenslauf der SPD-Bundestagsabgeordneten Petra Hinz aus Essen offenkundig gemacht. Auf der offiziellen Netzseite des Deutschen Bundestages war jetzt zu lesen, sie habe 1984 Abitur gemacht und von 1984 bis 1994 Jura studiert und mit dem 1. und 2. Staatsexamen abgeschlossen. Nichts davon stimmt, wie sie jetzt zugeben musste und wie sie von ihren Anwälten verkünden ließ.
Man liest, sie habe auch eine Ausbildung als „Moderatorin für den Bereich Moderation und Kommunikation“ absolviert. Also eine Ausbildung für eine Medientätigkeit, für die sie sich schon durch das Weben ihre Lügengespinste qualifiziert hat. Ihre Stellungnahme zu ihren Schwindeleien, die jetzt von einer Anwaltskanzlei veröffentlicht wurde, liest sich in einzelnen Passagen fast „delikat“. Unter anderem heißt es da:
„In der Rückschau vermag Frau Hinz nicht zu erkennen, welche Gründe sie seinerzeit veranlasst haben, mit der falschen Angabe über ihren Schulabschluss den Grundstein zu legen für weitere unzutreffende Behauptungen über ihre juristische Ausbildung und Tätigkeit. Mitte der 1990er Jahre unternahm sie den Versuch, auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachzuholen und so zumindest einen Teil ihrer biografischen Falschangaben zu heilen. Aufgrund ihrer zeitlichen Beanspruchung als Mitglied im Rat der Stadt Essen und ihre ehrenamtlichen politischen Engagements musste sie diesen Versuch jedoch bereits nach etwa einem Jahr wieder aufgeben. … Das politische Engagement von Frau Hinz war und ist von Aufrichtigkeit und Integrität geprägt. Sie ist daher sehr bestürzt, nicht die Courage aufgebracht zu haben, für ihr Fehlverhalten geradezustehen.“
Das erinnert schon auch an den Freiherrn von … War es der Guttenberg? Oder war es der Münchhausen?
Die Offenlegung des Schwindels wurde wohl letztendlich durch einen anonymen „offenen Brief an die SPD“ eingeleitet. Dort wurden auch Vorwürfe hinsichtlich einer möglicherweise fragwürdigen Mitarbeiterführung in ihrem Bundestagsbüro gemacht. Studiert man weiter dazu die Netzseite dieser SPD-Defraudantin, gewinnt man in Einklang mit ihren oben zitierten Verlautbarungen den Eindruck eines doch recht selbstgerechten Frauenzimmers. Brav so! Ganz und gar in der Etikette unserer „Eliten“.
Nun nimmt wieder ein talentierter Volksvertreter – Pardon „Vertreterin“ – den Hut. Meine Trauer darüber hält sich in Grenzen.