(www.conservo.wordpress.com)
Von Jörgen Bauer *)
Als ich am 17.Juli 2016 von dem Militärputsch in der Türkei hörte, musste ich sofort an den 20. Juli 1944 denken, als die Männer um Klaus Schenk Graf von Stauffenberg ihren missglückten Putsch gegen Adolf Hitler unternahmen.
So falsch kann ich damit nicht liegen, denn der Historiker Michael Wolffsohn stellte in der Türkei-Talkrunde mit Maybrit Illner, am 21.07.2017 im ZDF, dieselbe Gedankenverbindung her, weil zwischen Erdogan und dem “Führer” gewisse Parallelen bestehen.
Wie Adolf Hitler wurde Recep Tayyip Erdogan demokratisch gewählt. Ebenso wie Hitler verfügt Erdogan über eine überzeugte bis fanatische Anhängerschaft. So wie in Hitler sehen auch 53% der Türken in Erdogan ihren Heilsbringer, dem sie blind vertrauen. Das hohe Ansehen Erdogans liegt, genau wie bei Hitler, darin begründet, dass er dem Land Wohlstand bescherte.Und was Hitler und Erdogan weiter verbindet ist, dass beide Diktatoren sind, bzw. war, und ein Faible für den Islam haben bzw. hatte.
Hitler war, im Gegensatz zu Erdogan, sicher kein Islamist, aber er bewunderte den Islam wegen seiner Härte und Kampfentschlossenheit, demgegenüber er die Christen als Schwächlinge und Weicheier ansah.
Seit langem ist zu beobachten, dass Erdogan sein Land mehr und mehr in einen islamischen Staat umwandelt und rechtswidrig gegen demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien verstößt.
So wurden Demonstrationen schon bislang brutal niedergeschlagen, Journalisten, die unbequeme Tatsachen publizierten, als Terrorismusunterstützer hingestellt oder mit dem fadenscheinigen Vorwurf des “Geheimnisverrats” verurteilt – in diesem Fall ging es um Waffenlieferung an den IS – und Teile der Justiz entmachtet, die Licht in die gegen den Erdogan-Clan bestehenden Korruptionsvorwürfe bringen wollte.
Erdogan griff, nachdem er den Streit mit den Kurden wieder aktiviert hatte, kurdische Wohngebiete an, und ließ, um sie verfolgen zu können, den Abgeordneten einer pro-kurdischen Oppositionspartei wegen “Terrorismusunterstützung” die Immunität entziehen, um gegen sie vorgehen zu können. Erdogan strebt eine Verfassungsänderung an, die ihm, als Präsidenten, zu einer absoluten Machtfülle verhelfen soll.
Es geht ihm um einen Einparteienstaat mit Erdogan an der Spitze.
Anmerkung:
Die Bundesregierung betrachtet die Türkei und ihren Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nach einem Bericht des ARD-Hauptstadtstudios als aktive Unterstützer radikaler, bewaffneter Islamisten. Die Bundesregierung hält sich aber mit kritischen Äußerungen zurück, “weil man Konsequenzen befürchtet”. Vielleicht wollten Teile des Militärs, die sich dem kemalistischen Erbe verpflichtet sehen, jetzt die Reißleine ziehen, weil sie Schlimmes befürchten mussten, und wie im Fernsehen zu sehen war, gab es in der Türkei Menschen, die in Feierstimmung waren und den Putsch bejubelten, wobei in der Ferne ein Muezzin von einem Minarett plärrte, und viel Volk dem Aufruf Erdogans folgte, auf die Straße zu gehen, um für den Erhalt der Demokratie zu demonstrieren.
Was, betrachtet man die Machenschaften Erdogans, reiner Hohn ist. “Führer voran, wir folgen dir”, hätte dazu besser gepasst, denn Kennzeichen der Demokratie ist die Gewaltenteilung, die von Erdogan systematisch unterlaufen wird. Was für eine “Demokratie” soll also erhalten werden?
Der Putsch konnte keinen Erfolg haben. Aber vielleicht wird man später einmal sagen, dass der Putsch zeigte, dass es auch noch eine andere Türkei, als die des Recep Tayyip Erdogan gibt, so wie die Männer des 20. Juli 1944 das andere Deutschland zeigten.
Staatsfeind Nr. 1 ist der Prediger Fethullah Gülen, der eine andere Linie als Erdogan vertritt. Während Erdogan seit früher Jugend ein “überaus frommer” Muslim alten Schlages ist, will Gülen dem Islam durch Bildung und wirtschaftliche Macht weltweit zum Durchbruch verhelfen. Nach seinen Worten sollte man deshalb mehr Schulen und weniger Moscheen bauen. Sowohl Erdogan als auch Gülen sind Islamisten.
Gülen hat in der Türkei viele Anhänger. Diese sollten in den Staatsapparat, bis in die höchsten Ämter einsickern und auf ihre Stunde warten. Ob darin eine Aufforderung zum Putsch gesehen werden kann, ist allerdings fraglich.
Die Gülen-Bewegung umfasst zahlreiche Unternehmen. Viele Privat-Schulen und
Privat-Universitäten, Bildungsvereine, Radio- und Fernsehsender, Verlage und Tageszeitungen sind von ihm beeinflusst. Und damit ist jetzt Schluss. Jedenfalls in der
Türkei. Denn möglicherweise wurden die Putschisten vom Gedankengut Gülens beeinflusst.
Und diese Vermutung reicht aus um alle Gülen-Anhänger unter Generalverdacht zu stellen. Das gab es schon einmal als die Armenier vor 100 Jahren verdächtigt wurden mit den Russen kollaboriert zu haben, weil die türkische Armee im türkisch-russischen Krieg eine Niederlage erlitten hatte. Was dann zum Völkermord an den Armeniern führte.
Nach Erdogans eigenen Worten war der Putsch ein “Gottesgeschenk”. Warum, liegt auf der Hand. Jetzt kann er rücksichtslos, wie einst der Führer, gegen alle wirklichen oder auch nur vermeintlichen Gegner vorgehen, und in dem von ihm, mit dem Segen des Parlaments, verhängten Ausnahmezustand haben wir die Parallele zum Ermächtigungsgesetz, das einst Hitler zu unbeschränkter Macht verhalf.
Sowohl Hitler als auch Erdogan wurde durch ein jeweils devotes Parlament zu einer unbeschränkten Machtfülle verholfen, von der Erdogan reichlich Gebrauch machen wird, indem er die Türkei einer “gründlichen Reinigung” unterzieht und alle wirklichen oder auch nur vermeintlichen Gegner und Andersdenkende mundtot machen wird.
Da Despoten neben ihrer Machtgier schwache Persönlichkeiten sind, die oftmals unter Verfolgungswahn leiden (paranoide Persönlichkeiten) und damit überall Feinde sehen, wird man mit mancher “Überraschung” rechnen müssen. Vielleicht wird man bald, analog zum KZ, Internierungslager einrichten müssen, um die Menge der Gegner verwahren zu können, und vielleicht lässt sich Erdogan auch noch zum Alleinherrscher auf Lebenszeit ausrufen.
Auch diejenigen, die ihn jetzt bejubeln, können nicht sicher sein, ob Erdogan nicht auch noch unter ihnen eine “Säuberung” vornimmt. Das alles hat es schon gegeben.
Aus unseren Landen kennt man den Begriff des “geistigen Brandstifters”, woraus dann Schuldzuweisungen erfolgen. Danach trägt zum Beispiel derjenige an Übergriffen auf Flüchtlingsheime eine Mitschuld, der sich gegen einen unkontrollierten Flüchtlingszustrom ausspricht.
Während diese “Mitschuld” in einem freiheitlichen Staat juristisch bedeutungslos ist, ist das in totalitären Systemen anders. Hier ist bereits eine “falsche Gesinnung” ein Verbrechen, weil sie zum Widerstand ermuntern könnte. So war es im Stalinismus und so auch im Erdoganismus, der alle Andersdenkenden verfolgt und Gülen-Anhänger sogar aus dem Ausland ausgeliefert sehen möchte.
Über die hiesigen Moscheen-Vereine, die unter Aufsicht und Leitung der Erdogan’schen Religionsbehörde stehen, wird bei uns die Religionsfreiheit für politische Zwecke missbraucht. Über seine fanatischen Gefolgsleute, die wir auch bei uns im Land haben, will er bei uns Einfluss nehmen.
Erkennbar an randalierenden Türken, die gewaltsam gegen Gülen Anhänger vorgingen und Gülen-Anhänger als “Vaterlandsverräter” vom Besuch der Moscheen ausschließen. Viele bei uns lebende Türken, die keine Anhänger Erdogans sind, fühlen sich bedroht, haben Angst und trauen sich nicht in die Türkei zu reisen, weil sie damit rechnen müssen, dass sie von willfährigen Erdogan-Anhängern denunziert wurden.
Man erkennt aber noch etwas anderes und Altbekanntes, nämlich wie gefährlich grobe Verallgemeinerungen sind. Derzeit stehen alle Gülen-Anhänger unter Generalverdacht. Die “Sippenhaft” in Form eines Generalverdachts ist seit jeher weltweit verbreitet. Deshalb ist es wichtig zu differenzieren, und das kann Erdogan nicht.
Wie ist das alles zu bewerten?
Kaum war die Nachricht vom Putsch bei uns eingetroffen, fiel mir schon wieder die Bundeskanzlerin sehr unangenehm auf. In der mir von “Energiewende”, “Ukraine” und “Wir schaffen das” bekannten, schneidenden Stimme verurteilte sie den Putsch “auf das Schärfste”. In meinen Ohren klang das sehr devot, denn etwas “weniger Schärfe” hätte auch gereicht.
Bei Frau Merkel fällt auf, dass sie zwar gern, und wie es scheint, unüberlegt, vollmundige Sprüche ablässt, aber dann doch sehr kleinlaut wird, wenn es um klare Aussagen geht. Und um die hat sie sich bislang herumgedrückt.
Warum das so sein könnte, zeigt der Beitrag “Muslimische Umtriebe in der CDU” (KOPP online 29.07.2016), wo unter anderem folgendes berichtet wird:
Islamischen Bestrebungen wollte ganz offensichtlich die “Christlich-Demokratische Union Deutschlands” (CDU) nicht nachstehen und folgte dem Beispiel des Erdogan-Fans Remzi Aru. Seit Anfang Juli kann die CDU den konservativ-sunnitischen-muslimischen Arbeitskreis ihr Eigen nennen.
Anmerkung: Remzi Aru gründete eine neue Partei, weil die Türken bei uns “so schlecht behandelt werden”.
Islamische Erdogan-Sympathisanten gründeten mutmaßlich mit dem Segen der CDU den Arbeitskreis “Muslime in der Union – kurz MIDU – in Köln. Auf der Gründungsversammlung erschallten laut Allahu-akbar-Rufe.
Wie weiter zu lesen ist, betreibt die CDU schon seit geraumer Zeit die Öffnung für Muslime. In der MIDU sind ausschließlich stramme Erdogan-Anhänger. Wie sich das mit dem “C” vereinbaren lässt, weiß nur Angela Merkel.
Anmerkung:
Diese Nachricht konnte auch anderen Medien entnommen werden. Siehe Internet. In unserer Tageszeitung kam am 05.08.2016 ein Artikel, in dem sich der CDU-Politiker Thomas Strobl dahin dahingehend äußert, dass es in der CDU keine islamische Unterwanderung gibt. Auf die Frage, wie es dann zu obiger Nachricht kommt, habe ich bislang keine Antwort erhalten.
Angela Merkel muss sich bei Erdogan wegen der von ihr verursachten Flüchtlingsproblematik beliebt machen, auch wenn sich Erdogan hier als ein Falschspieler erweist, in dem er Fachkräfte an der Ausreise hindert und uns die Alten, Schwachen und Unqualifizierten überlässt. So sieht nun mal “echte Partnerschaft” à la Erdogan aus.
Allerdings kann sich Erdogan darauf berufen, dass, wer Gäste zu sich einlädt, diese nicht anderen aufs Auge drücken kann. Aufgrund der Einladung der Bundeskanzlerin wurde die Türkei zum Transitland, und die Türkei übernimmt die Kosten, für die eigentlich der deutsche Staat, oder besser: Die Bundeskanzlerin, aufkommen müsste.
Allerdings hat die Türkei bislang schon viel Geld von der EU erhalten. Knapp 5 Milliarden Euro an “Vorbeitrittshilfen” sind seit 2007 von Brüssel nach Ankara geflossen, wie die JUNGE FREIHEIT in ihrer Ausgabe vom 12.08.2016 berichtet.
Das zum Teil skandalöse Verhalten von Teilen der türkischstämmigen Bevölkerung in unserem Land belegt, dass diese Leute überhaupt nicht integriert sind und es auch nie sein werden. Aus diesem Grund muss eine weitere Zuwanderung aus diesem Kulturkreis, die hier ganz zweifellos nur in einer Parallelgesellschaft aufgehen kann, unterbunden bzw. äußerst streng kontrolliert werden.
Für die Türken und die Türkei spricht allerdings, dass es nach wie vor eine große Zahl von Türken gibt, die rechtsstaatlich denken und nicht vom Erdogan-Rausch erfasst sind. Man wird also die Spreu vom Weizen trennen müssen.
Zur Beruhigung trägt es allerdings nicht bei, wenn man erfährt, dass beim NATO-“Partner” Türkei 103 amerikanische Atom-Sprengköpfe lagern, die in falsche Hände geraten könnten.
Aber bei all seiner Willkürherrschaft ist Erdogan nicht allmächtig. Möglicherweise wird er, schneller als gedacht, ein solches Ende nehmen, wie es für Leute seines Schlags typisch ist. Den Boden dazu bereitet er durch die Spaltung der türkischen Gesellschaft, denn eigentlich müsste er der “Präsident aller Türken” sein und auf einen Ausgleich hinwirken.
Die Begeisterung seiner Anhänger dürfte schlagartig nachlassen, wenn es mit der Wirtschaft bergab geht, nachdem er seine Popularität seinem wirtschaftlichen Erfolg verdankt. Auch er ist auf Europa angewiesen, wenn nicht alles den Bach runtergehen soll.
Erdogan kann deshalb mit Entschlossenheit begegnet werden. Die gewaltaffine muslimische Mentalität kann nur von Stärke und Entschlossenheit überzeugt werden, nicht aber von moderaten Tönen, die als Schwäche angesehen werden. Nachdem Angela Merkel, trotz mitunter vollmundiger Aussagen, mit dem Rücken zur Wand steht, bleibt sie eine unsichere Kantonistin, bei der man nicht weiß, welchen Unsinn sie sich als nächstes einfallen lässt.
Im Übrigen scheinen Erdogan und seine Anhänger nicht die Klügsten zu sein. Als Muslim würde ich Gülens Taktik zur Verbreitung des Islams die größeren Chancen gegenüber Erdogans Holzhammermethoden, einräumen. Bei der Feindschaft Erdogans und seinem früheren Weggefährten Gülen dürfte es sich tatsächlich um Futterneid handeln. Wenn sich Islamisten entzweien, könnten allenfalls bedrängte Christen von einem “Gottesgeschenk” sprechen.
Was kann vom Wort Gottes dazu gesagt werden?
„Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall“ (Sprüche 16, Vers 8).
Derzeit hat Erdogan seine große Stunde. Er befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Macht bzw. steht kurz davor. Er ist damit kein Einzelfall. Die Geschichte ist voll von solchen Gestalten, die zu Macht und Einfluss gekommen sind und deshalb entweder bewundert oder gefürchtet wurden.
Eines war bislang aber auch immer gleich: Weil die Zeit nicht stehen bleibt und sich alles weiterentwickelt, kann es nach Erreichen der Gipfelhöhe zwangsläufig immer nur wieder bergab gehen. Einmal langsam und einmal schneller.
Ich erinnere mich noch an den Jubel und die Vorschusslorbeeren nach der Wahl Obamas zum US-Präsidenten. Mir war klar, dass innerhalb kurzer Zeit das Idealbild, das man sich von Obama gemacht hat, verblassen wird und stattdessen Kritik einsetzt, so wie es auch tatsächlich geschehen ist.
In einer echten Demokratie werden solche Dinge abgefedert und durch die Vielfalt an politischen Strömungen kompensiert. Es kommt deshalb zu keinen Aufständen oder Revolutionen. Man kann ja, zu gegebener Zeit, einen anderen zum Präsidenten wählen.
In einem absolutistischen System, das auf einen “einzigartigen Führer” zentriert ist, ist das anders. Hier kann nur ein tiefer Fall erfolgen, zu dem es kommt, wenn das Idol nicht mehr die Erwartungen erfüllt, die man in es gesetzt hat. Wegen seines unklugen Verhaltens, mit dem er das Land spaltet, statt zu versöhnen, schafft er sich jede Menge Gegner und vergällt Geschäftspartner und Investoren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Folgen spürbar werden.
Wenn sich das Idol dazu noch als “besonders berufen” und deshalb als “unersetzlich” ansieht, wird er zum Erhalt seiner Macht zu immer neuen Rechtsbrüchen Zuflucht nehmen, wobei im Untergrund gleichzeitig der Widerstand zunimmt, bis es dann zum großen Knall kommt.
Die ohnehin leicht zu beleidigenden und erregbaren Bürger in den islamischen Ländern des Nahen Ostens haben in den vergangenen Jahren so manchen autokratischen Machthaber “abgelöst”. Von daher tut Erdogan gut daran, sich nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen, weshalb man sich von ihm nicht einschüchtern lassen muss.
Es gibt für das Zusammenleben der Menschen unveränderliche Gesetzmäßigkeiten. Man tut deshalb gut daran, diese zu erkennen und sich danach auszurichten. Hier ist uns das Wort Gottes Hilfe und Wegweiser.