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Von Peter Helmes
Ist das noch normal?
Kann es sein, daß ich zu doof (oder zu alt) bin, Folgendes zu verstehen: Obwohl es nach der politischen Korrektheit keine Besonderheit mehr sein sollte, daß kunterbunt heiraten darf, wer wen wann will, verwundert es mich doch sehr, daß die weltweit zu den führenden Nachrichtenagenturen zählende dpa eigens eine besondere Meldung herausgibt über einen Vorgang, der angeblich heute „normal“ ist:
„ARD-Talkerin hat “Ja” gesagt – Anne Will und Miriam Meckel haben geheiratet
Jetzt ist es amtlich: Die ARD-Talkerin Anne Will und ihre Partnerin Miriam Meckel haben sich am vergangenen Wochenende das Jawort gegeben.
“Ja, wir haben geheiratet”, bestätigte das Paar über Wills Management. Einem Bericht der “Bunten” zufolge fand die Trauung am Freitag in Düsseldorf statt. Die “Bunte” hatte am Samstag zuerst über die Hochzeit berichtet.
Zur Feier trug Will ein schlichtes, weißes Etuikleid und hielt einen Brautstrauß aus roten, pastell- und cremefarbenen Rosen. Das ist auf Bildern zu sehen, die die “Bild”-Zeitung am Montag veröffentlichte.” (Quelle: 22.08.2016, 13:41 Uhr | dpa)
Und dann erfahren der geneigte und auch der ungeneigte Leser noch allerhand Nebensächlichkeiten über die Zahl der Hochzeitsgäste, das Berufsleben der beiden Damen usw.
Mediale Maßstäbe verschoben
Ich faß es nicht: „Nachrichten“ sollen das sein, liebe Nachrichtenagentur dpa? Bei der BILD wundere ich mich über nichts, aber dpa?
Mal in Kurzform: Frau Will heiratet Frau Meckel. So etwas ist inzwischen in unserer Republik (leider) schon eine Selbstverständlichkeit. Aber ist das, journalistisch betrachtet, wirklich eine „Nachricht“?
In meiner Nachbarschaft hat vor zwei Wochen Luise S. die langjährige Freundin Maria M. geheiratet – „ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß“. Die Bräutigamin trug nämlich ebenfalls, wie vermeldete Frau Will, einen Brautstrauß. Das alles hat aber niemanden interessiert – sieht man einmal davon ab, daß eine solche „Heirat“ unter christlichen Gesichtspunkten eher fragwürdig ist.
Aber bei „meinem“ Brautpaar – Frau S. und Frau M. – war keine BILD, keine dpa-„Nachricht“, also schlicht keinerlei Aufhebens.
Das gibt mir zu denken: Wenn heute eine solche Heirat Alltag sein sollte, wieso berichtet dpa darüber? Oder ist es doch kein „alltäglicher“ Vorgang? Ist die Heirat zwischen zwei Lesben doch eher die Ausnahme?
Ich beginne zu verstehen. Danke, liebe dpa, Ihr habt mir meinen Glauben zurückgegebben, daß hierzulande die natürliche Ehe immer noch die Norm ist. Alles andere sind dann wohl nur Ausnahmen von der Norm. Jetzt bin ich beruhigt.