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Von Helmut Zott
Unverständlicherweise findet man einen fundamentalen Irrtum und eine geradezu fatale Verkennung des islamischen Glaubens bei einigen Islamkritikern, die in der Öffentlichkeit als Kenner der Materie in Erscheinung treten und als solche geachtet sind.
Seit Jahren verbreitet Alice Schwarzer den Unsinn, dass man zwischen dem Islam und dem Islamismus unterscheiden müsse. Sie schreibt:
„Mir geht es ausschließlich um den Missbrauch des Islam als politische Strategie. Denn eines ist klar: Das ist der Faschismus des 21. Jahrhunderts. Und diesmal im Weltmaßstab.“
Und an anderer Stelle:
„Denn der Islamismus – nicht der Islam! – ist der Faschismus des 21. Jahrhunderts und die größte Bedrohung nicht nur für Frauen, sondern auch für die ganze Demokratie.
Auch Bassam Tibi hat den Islam nicht verstanden, wenn er in „Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz“ auf Seite 112 schreibt:
„Der Islam ist eine spirituelle Religion, keine politische Angelegenheit. Im Gegensatz dazu ist der Islamismus als Spielart des religiösen Fundamentalismus eine totalitäre Ideologie mit rechtsradikalen Zügen.“
Bassam Tibi unterscheidet also zwischen Islam und Islamismus und hält in seinem Konzept des „Euro-Islam“ die Demokratie unsinnigerweise vereinbar mit dem Islam. Sein „Euro-Islam“ ist eine geistige Totgeburt (von der er inzwischen Abstand genommen hat / P.H.).
Zu diesen Islamverkennern gehört auch Udo Ulfkotte, der in seinem Buche „Der Krieg in unseren Städten” (2003) auf Seite 11 schreibt:
“Während der Islam eine Religion ist, ist der Islamismus eine Ideologie. Und nicht der Islam, sondern der Islamismus ist die Ursache der heutigen Gefahr.”
Ebenso verhält es sich mit Rolf Stolz, der den gleichen Sachverhalt in einem Artikel mit der Überschrift „Zehn Thesen zum Islamismus“ vorträgt, der in dem Buche „Gegen die feige Neutralität“, (herausgegeben von Prof. Dr. Armin Geus und Dr. Stefan Etzel) abgedruckt ist, wo er auf Seite 128 schreibt:
„Der Islamismus ist eine politisch-religiöse Bewegung, die Überlieferungen und Gegenwart der Religion Islam benutzt, ausbeutet und missbraucht. …“
Auch der Nachfolger von Papst Johannes Paul II. reiht sich in den Chor der Ignoranten ein, die den Islam nicht verstanden haben.
Noch bevor er zum Papst ernannt wurde, sagte Kardinal Joseph Aloisius Ratzinger in einem ausführlichen Gespräch mit dem Journalisten Peter Seewald, das 1996 als Buch mit dem Titel „Salz der Erde – Christentum und katholische Kirche an der Jahrtausendwende“ veröffentlicht wurde, Folgendes:
„Der Bombenterror extremistischer Muslime bringt den Islam heute immer wieder in Verruf, und auch in Europa wächst die Angst vor den mörderischen Fanatikern.“
Und weiter:
„Es gibt einen »noblen« Islam, den zum Beispiel der König von Marokko verkörpert, und es gibt eben den extremistischen, terroristischen Islam, den man aber auch wieder nicht mit dem Islam im ganzen identifizieren darf, da würde man ihm auf jeden Fall Unrecht tun.“
Der spätere Papst Benedikt XVI. unterscheidet also ebenfalls den „noblen Islam“ vom „Islamismus“, beziehungsweise „Terrorismus“. Er hat den Islam, genauso wie sein Vorgänger Johannes Paul II., der nach dem Terrorakt von New York und Washington vom 11. September 2001 „Respekt vor dem ‚authentischen’ (und das soll heißen friedlichen) Islam“ anmahnte, nicht verstanden.
Ebenso ignorant in Bezug auf den Islam ist sein Nachfolger Papst Franziskus, der sich am 24. November 2013 wie folgt äußerte: „Nie darf vergessen werden, dass sie sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird“. Und zum Islam selbst meint er: „Der wahre Islam und eine angemessene Interpretation des Korans stehen jeder Gewalt entgegen“(Evangelii Gaudium).
Und endlich sei noch Daniel Pipes erwähnt, der in dem gleichen Buch „Gegen die feige Neutralität“ auf Seite 268 folgendes schreibt:
„Anders als Allam und Wilders unterscheide ich zwischen Islam und Islamismus …“
In der Tat wird uns Ungläubigen immer wieder unsinnigerweise empfohlen, und das nicht nur von muslimischer Seite, zwischen Islam und Islamismus zu unterscheiden.
Nicht nur der türkische Ministerpräsident Erdogan meint, dass es nur einen Islam gibt, wenn er sagt:
“Es gibt keinen moderaten oder nicht-moderaten Islam. Islam ist Islam, und damit hat es sich.”
Es gehört zur Denkweise im Islam, dass eine Sache an sich weder gut noch böse ist, sondern erst durch die Umstände und den Zweck, dem sie dient, die Wertigkeit erhält. Der Islam ist in seinen Möglichkeiten an sich gewissermaßen omnipotent und tritt erst in der Aktualität der konkreten Umsetzung und Ausgestaltung in die reale Erscheinung. Die aber kann legitimerweise als Gewalt oder Milde auftreten. Von Allah erlaubt ist zunächst alles und wird dann gut geheißen, wenn es der Sache Allahs dient.
Die religiöse Seite des Islams, die mit den “fünf Säulen des Islams” umschrieben werden kann, ist ursprünglich und untrennbar verbunden mit der politischen Seite, die im Bedarfsfalle mit rücksichtsloser Gewalt die Interessen gemäß der Scharia durchsetzt.
Diese Verbindung ist wesenhaft, essentiell und untrennbar. Es gibt nur einen Islam.
Tilman Nagel meint denn auch: „Die auf den ersten Blick bestehende Unterscheidung zwischen Muslimen und Islamisten geht in Wahrheit ins Leere“, und weiter: „Islam und Islamismus sind so lange nicht voneinander zu trennen, wie Koran und Sunna als absolut und für alle Zeiten wahr ausgegeben werden …“.
Aber auch der 1946 in Indien geborene und vom Islam abgefallene Islamkritiker, der unter dem Pseudonym Ibn Warraq schreibt, trifft im folgenden Zitat eine klare Unterscheidung:
„Der Islam ist eine totalitäre Ideologie, die darauf abzielt, das religiöse, das soziale und das politische Leben der Menschheit in all seinen Aspekten unter Kontrolle zu haben … Ich akzeptiere nicht die etwas unechte Unterscheidung zwischen Islam und „islamischem Fundamentalismus“ oder „islamischem Terrorismus“.