(www.conservo.wordpress.com)
Von W. Deinert, Berlin-Tempelhof/Schöneberg
Die Umgebung von Greifswald, meiner Geburtsstadt, hat mit über 30 % die AfD gewählt. Das hat einen Gutmenschen aus dem gutmenschlichen Rest-(und Hell-)Deutschland bewogen, seinen gebuchten Urlaub (in Dunkeldeutschland, Mecklenburg-Vorpommern) zu stornieren. Die Antwort des Hotels würde ich auch in Berlin und Umgebung gerne einmal von Berliner Hotelinhabern lesen lassen, wenn in ihrem Gasthaus Buchungen abgesagt werden, weil sie eine AfD-Veranstaltung, also die Veranstaltung einer demokratischen, wenn auch nicht von Kanzlerin Merkels Politik besonders begeisterten, Partei, dort genehmigt hatten.
Deshalb an alle Gastwirte Berlins senden, solange noch eine Demokratie in Deutschland existiert! Denn Kanzlerin Merkel, die einst so verdienstvolle FDJ–Propagandistin, meint ja, daß die Deutschen kein Recht darauf hätten. Und in Berlin ist schon jetzt nicht mehr viel davon zu sehen.
Hier die Meldung über den Schriftwechsel:
„…Ich kann und will meinen Freunden nicht zumuten, sich zwei Kilometer von Peenemünde entfernt aufhalten zu müssen, wo 52,4% AfD bzw. NPD wählen…“
Nach dem fulminanten Wahlsieg der AfD kündigten einige Gutmenschen bereits an, zukünftig auf Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern zu verzichten. Ein besonderes Exemplar dieser Spezies schritt nun zur Tat, doch bekam er eine Antwort, die ihm wohl die Sprache verschlagen hat. Doch lesen Sie selbst!
Stornierung des Gutmenschen
Berlin, 6.9.2016
Betr. Stornierung aus Gründen
Floating House No. 2 | 6 Personen | Buchungsnr: 680717119b
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich mag die Ostseelandschaft sehr und mir gefallen Ihre Floating Houses ausnehmend gut, daher habe ich, als die ersten Wahlergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern bekannt gegeben wurden, zunächst noch gezögert, unseren Urlaub bei Ihnen abzusagen. Nachdem ich gestern die detaillierten Ergebnisse für die Insel Usedom gesehen habe, bleibt mir (außer dem Brechreiz) nichts anderes übrig. Ich kann und will meinen Freunden nicht zumuten, sich zwei Kilometer Luftlinie von Peenemünde entfernt aufhalten zu müssen, wo 52,4 % der Wähler sich dafür entschieden haben, AfD bzw. NPD zu wählen. Ich kenne den Ort Kamminke mit seinen 12,2 % NPD-Wählern nicht einmal, aber was ich kenne, ist das populistische, rassistische, antisemitische, antidemokratische, nationalistische, europafeindliche, homophobe usw. usw. Wahlprogramm der NPD, und das der AfD.
Behalten Sie also Ihr „schwimmendes Ferienhaus, das unvergleichbare Wohlfühlambiente, den lichtdurchfluteten Wohnbereich, die Luxus-Betten, die Sonnenterrasse, das 180-Grad-Panoramafenster, die Fitnesslandschaft und den Bootsliegeplatz“.
Kein noch so stylisches Ambiente kann es aufwiegen, dass man sich dafür unter Menschen begeben muss, die bereit sind, mit Füßen zu treten und zu zerstören, was andere Menschen für eine weltoffene Gesellschaft aufgebaut haben.
Ich storniere hiermit meine Buchung. Die Anzahlung bzw. Stornierungsgebühren zahle ich mit größtem Vergnügen.
Mit demokratischen Grüßen, […]
Antwortschreiben des Hoteliers – ein Musterbrief!
Ihr Schreiben vom 6.9.2016 betr. Stornierung Buchungsnr. 680717119b
Sehr geehrter Herr Dr ■■■
mit Beschämung haben wir Ihr Schreiben vom 6.9.2016 zur Kenntnis genommen. Es tut uns sehr leid, dass Sie Ihre wohlverdiente Freizeit um ein Haar in einer Gegend verbracht hätten, in der Menschen von Ihrem demokratischen Recht auf freie und geheime Wahlen in geradezu unverantwortlicher Weise Gebrauch gemacht haben.
Beschämt sind wir allerdings auch, weil wir ihnen bei ihren bisherigen Aufenthalten nicht die ganze Wahrheit über unsere Gegend und unser Haus gesagt haben. So wurden tatsächlich in Peenemünde seinerzeit Raketen des Hitler-Regimes auf England abgeschossen; allein dies ist schon ein Indiz dafür, welcher Geist dort herrschte und wohl immer noch herrscht, insofern bildet Ihre Absage tatsächlich auch einen Rest des Widerstandes gegen das sogenannte Dritte Reich und den Hitlerismus ab.
Aber auch wir ganz persönlich haben uns ihnen gegenüber versündigt. Ohne Ihnen dies mitzuteilen, stammten die Trauben Ihres Frühstücks aus Israel bzw. der Westbank und der Honig auf Ihren aus Polen importierten Brötchen aus der Türkei, alles also Staaten, die rechtem oder faschistischem Gedankengut zumindest nahestehen. Unser Hausmädchen ist die Tochter eines deutsch-nordkoreanischen Ehepaars und wir können nicht mit letzter Sicherheit ausschließen, dass sie eine Bewunderin von Kim Jong Un ist, auch wenn sie dies nicht laut sagt. Sie hatte im Übrigen bisher keine Schwierigkeiten, sich unbehelligt auf unserer Insel zu bewegen. Vielleicht liegt das ja am gemeinsamen Gedankengut mit den hiesigen Einwohnern.
Ihr Kaffee kam aus dem Hause Dallmeyer, das seinen Stammsitz im CSU-geführten Bayern hat und unter anderem auch aus Österreich Kaffee importiert; auch hier sind Sie hilflos und sträflich den Produkten und Auswürfen rechten Gedankengutes ausgeliefert worden, ohne von uns hierüber in Kenntnis gesetzt worden zu sein.
Nichtsdestotrotz sind wir natürlich dafür dankbar, dass Sie uns auf das Fehlverhalten der hiesigen Wählerschaft hingewiesen haben, und wir sind natürlich bestrebt, derartige Fehler in Zukunft zu vermeiden, wenngleich wir das Wahlverhalten der hiesigen Einwohner nicht direkt beeinflussen können. Aber wir haben als erste Maßnahme ein Fahrzeugverbot auf unserem Parkplatz für alle Fahrzeuge erlassen, die direkt oder indirekt in die menschenverachtende Maschinerie des Dritten Reiches verwickelt waren. So dürfen unsere Parkplätze künftig nicht mehr von Fahrzeugen der Marken VW, Audi, Porsche, Mercedes-Benz und BMW (Hersteller oder Lieferanten von Wehrmachtsmaterial und Kriegswaffen) angefahren werden, und auch unseren Sekt werden wir künftig nicht mehr von Henkell und seinen Tochterfirmen beziehen, da diese über den damaligen Reichsaußenminister Ribbentrop unseres Erachtens zu sehr mit der Führungsspitze des Dritten Reiches verbandelt war.
Wir sehen dies als quasi erste Maßnahmen an, weitere werden folgen. So werden wir künftig unser Personal und deren Familienangehörige und Freunde auf rechtes Gedankengut prüfen und gegebenenfalls adäquat den SHAEF-Gesetzen einer Ent-AfD-isierung und Umerziehung in geeigneten Lagern zuführen.
So hoffen wir, Sie nach den nächsten Wahlen dann doch wieder in unserem Hause als zufriedenen Gast begrüßen zu dürfen, sofern wir nicht mit der Belegung durch Flüchtlinge komplett ausgelastet sind.
P.S. Selbstverständlich verzichten wir in ihrem speziellen Fall auf die Stornierungsgebühren, sofern Sie uns eine Spendenquittung über den entsprechenden Betrag an eine Nervenheilanstalt Ihrer Wahl an Ihrem Wohnort vorlegen können.
Greifswald 9.9.2016