Bautzen – oder das Ende des Journalismus

(www.conservo.wordpress.com)

Von Thomas Böhm *)

Thomas Böhm
Thomas Böhm

Früher, als die deutschen Journalisten noch so etwas wie eine Berufsehre hatten, wurde zuerst recherchiert, dann gegenrecherchiert, etwas später der Beitrag geschrieben und schließlich die passende Schlagzeile gezimmert.

Heutzutage funktioniert das umgekehrt. Da legt der Chefredakteur die Schlagzeile – selbstverständlich im politisch korrekten Sinne – vor und die armen Redakteure müssen solange am Beitrag herumfummeln, bis dieser zu derselbigen passt.

Früher, als die deutschen Journalisten noch richtig arbeiten durften, saßen sie nicht nur in ihren warm gesessenen Sessel in den gemütlichen Redaktionsstuben, sondern waren draußen, vor Ort, direkt am Geschehen. Das ist heute aus finanziellen Gründen nicht mehr möglich, wird auch nicht gern gesehen, da an der Wahrheit sowieso keiner mehr interessiert ist.

Im Fall „Bautzen“ kann man diese ehrlose und zutiefst unprofessionelle Vorgehensweise mal wieder sehr gut beobachten.

„n-tv“ und all die anderen dpa-Junkies schlagzeilten:

Rechte und Flüchtlinge bedrohen sich erneut

Und dann der dazu gehörige Beitrag:

In der sächsischen Stadt Bautzen ist es erneut zu Konfrontationen zwischen mutmaßlich Rechtsextremen und jungen Flüchtlingen gekommen. Die Polizeidirektion Görlitz sprach unter anderem von Bedrohungen und Steinwürfen auf Flüchtlinge am Dienstagabend.

Die Vorwürfe beruhen auf Angaben Betroffener und Zeugen. Die Polizei sucht nach weiteren Augenzeugen. Zudem soll ein 20 Jahre alter angetrunkener Flüchtling einen Einheimischen angegriffen haben. Verletzte gab es den Angaben zufolge nicht. Darstellungen, wonach es eine Hetzjagd auf Flüchtlinge gab, dementierte die Polizei.

Laut Polizeibericht waren Beamte am Dienstag zunächst über eine bedrohliche Situation auf dem Kornmarkt informiert worden. Der zentrale Platz war zuletzt mehrfach Schauplatz von Krawallen zwischen Flüchtlingen und Rechtsextremen.

Zeugen berichteten der Polizei, dass drei junge Asylbewerber und zwei einheimische Frauen aus einer Gruppe von acht Männern bedroht worden seien. Zwei von ihnen hätten mit einem „pistolenähnlichen Gegenstand“ auf die Asylbewerber gezielt. Zeugen rechneten die Männer dem rechten Spektrum zu. Andere Passanten gaben an, von derlei Vorfällen nichts mitbekommen zu haben… (http://www.n-tv.de/politik/Rechte-und-Fluechtlinge-bedrohen-sich-erneut-article18989066.html)

In der Schlagzeile ist natürlich von „Rechten“ die Rede, aber bereits im ersten Satz sind diese nur noch „mutmaßlich“ – Hauptsache, die Schlagzeile hat gesessen.

Die Quelle der Recherchen sind „Betroffene“ und „Zeugen“, die ebenfalls „passende“ Aussagen gemacht haben, die dann von der Polizei relativiert wurden.

Interessant wäre es in diesem Zusammenhang gewesen, ob man ebenfalls in diesem Ausmaß berichtet hätte, wenn es Zeugen gegeben hätte, die von Angriffen seitens der Flüchtlinge auf Bürger erzählt hätten.

Wie ist es überhaupt möglich, aus so einer – sicherlich unübersichtlichen – Situation heraus, jemanden spontan der rechten Ecke zuzuordnen?

Wurden Ausweise eingezogen und mit den Polizeidaten verglichen? Hatten die Typen alle entsprechende Plaketen ans Revers geheftet, hatten die alle ein Hakenkreuz auf der Stirn, gab es freiwillige Selbstauskünfte – oder waren die Haare einfach zu kurz, um dem linken Spektrum zugeordnet werden zu können?

Der reicht es für die Medien aus, in Bautzen zu leben, um rechtsextrem zu sein?

Thomas Hartung von der AfD-Sachsen schreibt über diesen Vorfall:

Die AfD Sachsen hat die deutschen Medien aufgefordert, allen voran ZEIT ONLINE, die Vorgänge in Bautzen ehrlich und objektiv darzustellen. „Inzwischen ist die Meldung nicht mehr, was passierte, sondern dass die Polizei dem widerspricht, was passiert sein soll“, empört sich Generalsekretär Uwe Wurlitzer. „Da werden aus maximal 15 Personen 50 gemacht. Da werden aus Personen, die nur mutmaßlich dem ‚rechten Spektrum‘ zugeordnet werden konnten, Rechtsextreme gemacht. Da wird von einer ‚zufällig‘ von einem Reporter beobachteten Hetzjagd geschrieben, obwohl die Polizei diese dementiert und zudem von Übergriffen durch einen Geflüchteten berichtet. Und selbstverständlich wird all das eingeordnet in eine fremdenfeindliche Stadt, in der erst vor fünf Wochen die Lage eskalierte. Das ist unerträglich und wird weder der Stadt noch ihren Bewohnern auch nur ansatzweise gerecht.“

Wurlitzer stört neben dem rechtsmotivierten Sensationismus und dem „kreativen“ Faktenumgang vor allem die ideologisierte Faktenselektion und -bewertung. „Der – angeblich auch noch umjubelte – Brand des Hotels ‚Husarenhof‘ wurde selbst von Stanislaw Tillich sofort als ‚fremdenfeindlich‘ bezeichnet – eine Bewertung, die Journalisten ungeprüft wiederholten. Dass der Einsatzleiter der Bautzner Feuerwehr niemanden grölen hörte und der Stadtsprecher im Juni eher zufällig einräumte, dass die ‚Tat nicht politisch motiviert‘ war und die Täter bis heute nicht ermittelt sind, ging und geht unter. Die Lichterkette von mehreren hundert Menschen für die unbegleiteten‚ minderjährigen Flüchtlinge der Stadt wurde bejubelt. Dass sich unter diesen ein libyscher Asylbewerber befindet, der Anführer der Migranten sein soll, die auf dem Bautzner Kornmarkt wochenlang randalierten, und der auf Fotos mit einer Kalaschnikow-Maschinenpistole posierte, ging unter. Diese einseitige und schematisierte Berichterstattung passt gut ins Bild des Sachsen-Bashing und passt ebenso gut zu pauschalen Vorwürfen gegen die ‚Lügenpresse‘. Keinesfalls aber passt sie zur sächsischen Realität.“ (http://www.afdsachsen.de/presse/pressemitteilungen/afd-sachsen-ehrliche-berichterstattung-statt-bautzen-bashing.html)

Genau so ist es. Von daher wird es allerhöchste Zeit – und die Auflagenentwicklungen sprechen dafür, dass dieses journalistische Elend ein Ende hat.

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*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ (kurz: „JouWatch“) und ständiger Kolumnist bei conservo.
http://www.conservo.wordpress.com   4.11.2016
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