(www.conservo.wordpress.com)
Von Wolfgang Thüne *)
Das Wort „Demokratie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Volksherrschaft“. Sie ist laut Grundgesetz das tragende Verfassungsprinzip: „ Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“! Unsere Demokratie ist jedoch keine direkte, sondern eine indirekte Parteien-Demokratie. Die Parteien formulieren Programme und stellen Mandatsträger auf, die in Wahlkreisen sich mit allen Mitteln der Kunst um die Gunst des „Volkes“ bewerben. Der Mandatsträger mit der höchsten Stimmenzahl ist dann der „Abgeordnete des Volkes“, sein Repräsentant. Kurios an dieser Situation ist, dass der Abgeordnete zwar vom Volk gewählt, aber nach dem Wahlakt nicht an dessen Weisungen gebunden ist und bei seinen Entscheidungen persönlich „Gewissensfreiheit“ reklamieren kann.
Das griechische „Wort „Demokratie“ wurde wörtlich als „Demokratia“ ins Lateinische übernommen, wenngleich im Römischen Reich diese auf die griechischen Stadtstaaten zugeschnittene Staatsform unbekannt war. Die direkte Übersetzung von Volksherrschaft ins Lateinische wäre gewesen „regnum populi“ (Herrschaft des Volkes) oder „regnum populo“ (Herrschaft durch das Volk). Einen Unterschied gibt es prinzipiell nicht, auch nicht beim Wahlmodus.)
Wer als Partei oder als Einzelner in einem Wahlkreis die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen will, muss dem „Volk aufs Maul“ schauen, dessen Wünsche erraten und mit allen demagogischen, rhetorischen und propagandistischen Mitteln versuchen, die meisten Kreuzchen auf den Stimmzetteln zu erhaschen. Wenn Parteien ihre Zustimmung beim Volke und ihre Mehrheiten schwinden sehen und dann andere demokratische Parteien des Populismus bezichtigen, den sie selbst praktizieren, dann zeigen sie als erstes ihre Unbildung. Sie zeigen aber auch eine zutiefst undemokratische Haltung, eine Arroganz dem Volk gegenüber, indem man es für zu dumm hält, um die „Spreu vom Weizen“ zu trennen.
Wer seinen politischen Kontrahenten im Wettkampf um Wählerstimmen mit dem unfairen Schimpfwort „Populist“ belegt, bestätigt Platon und Aristoteles, die beide die „Demokratie“ negativ als „Herrschaft der Proletarier, der anarchischen Masse“ ansahen und diese Art Volksherrschaft als „Ochlokratie“ ablehnten. Wer sich als aufrechter Demokrat bezeichnet und unsere freiheitliche Demokratie vor Schaden bewahren will, muss alle „Radikalismen“ gleichermaßen bekämpfen. Oberste Gebote sind Toleranz und Meinungsfreiheit. Niemand besitzt ein totalitäres Meinungsmonopol, weder die „Linke“ noch die „Rechte“ oder die „Mitte“, wenn sich auch dort die „Masse“ indifferenter Wähler befindet. Im Wettstreit der Ideen liegt die Entscheidung beim Volk. Das Volk ist in einer Demokratie der Souverän und der ist keineswegs so dumm, wie es manche Politiker und Meinungsdiktatoren gerne hätten.
Zwischen „Demos“ und „Populus“ gibt es außer der sprachlichen Verschiedenheit keinen Unterschied. Wenn ein „Demokrat“ seinen politischen Kontrahenten als „Populisten“ beschimpft, dann wirft er einen Bumerang, der ihn selbst trifft.