(www.conservo.wordpress.com)
Satire ist nicht grenzenlos
Wie hier schon oft betont, schaue ich seit vielen Jahren grundsätzlich kein TV, sondern bin ausschließlich Radio-Hörer. Mag sein, daß ich dadurch schon ´mal eine wichtige Sendung verpasse – aber das dürfte bei dem GEZ-Niveau eher die Ausnahme sein.
Wenn ich dann aber auf eine Sendung wie „Pufpaffs…“ aufmerksam gemacht werde und mir sie nachträglich reinziehe, bin ich direkt froh, daß ich solchen Schund nicht allabendlich über mich ergehen lassen zu müssen glaube.
Am 19.3.17, lief ausgerechnet an einem Sonntag(!), auf 3sat zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr die Satireshow „Pufpaffs Happy Hour“. Teilnehmer war u.a. der Kölner Kabarettist und Liedermacher Rainald Grebe, der seinem Beruf keine Ehre machte. Denn was er u.a. darbot, war nicht nur unverschämt, sondern hart an der Grenze des juritiscch zulässigen – wenn ssie denn nicht überschritten wurde: Zum Abschluß seines Beitrages wünschte er der hochschwangeren AfD-Chefin Frauke Petry einen Antifa-Schlägertrupp zur Entbindung (ab Minute 5:20).
Man darf (und soll) in einer Satire gewiß überspitzen und die Realitäten verzerren. Einem frischgeborenen Kind und der Mutter Gewalttäter an den Hals zu wünschen, ist aber keine Satire, sondern schlicht menschenverachtend und ein Aufruf zur Gewalt. Niveau- und geschmacklos!
Da kommt man dann ins Grübeln. Stellen Sie sich ´mal vor, so etwas hätte einer der „Rechts-Fuzzys“ der Manuela Schwesig während ihrer Schwangerschaft öffentlich gewünscht! Die mediale und Gutmensch-Empörung hätte ungeahnte Höhen erklommen, eine Protestwelle nach der anderen das ganze Land erfaßt, und der verantwortliche Redakteur wäre an die Schandmauer genagelt worden.
Ja, das wäre es wohl bei Manuela Schwesig! Bei Frauke Petry ist alles anders. Man wünscht ihr öffentlich die Krätze an den Hals und Antifa-Tritte in den hochschwangeren Bauch – und erheischt damit den Beifall des tumben Publikums. Von politischer und/oder medialer Empörung keine Spur!
Wenn dann doch ein anständiger Mensch – soll´s ja noch geben – dagegen aufbegehrt, prasselt sogleich die „Kunst-der-Freiheit-Keule“ auf ihn nieder: „Das ist Satire! Und bei Satire ist alles erlaubt…“ So oder ähnlich kräht es dann aus der politisch korrekten Ecke.
Ist es das? Ist das unser Bild von Satire? Linke Satire ohne Grenzen? Aber „rechts“ ist alles verboten; denn § 130 StGB („Volksverhetzung“) scheint nicht für Gutmenschen zu gelten.
Heute-Show, Jan Böhmermann, Charly Hebdo usw. – egal, ob Rundfunk, Fernsehen oder Printmedien: Satire ist wieder „in“, nicht erst seit „Charlie Hebdo“, sondern auch – besonders verkrampft – bei unseren öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Was uns da unter „Satire“ angeboten wird, ist platter Krampf und strapaziert eher die Darm- denn die Lachmuskeln.
Wenn sich z. B. seriös auftretende, öffentlich-rechtliche Medien erdreisten, aus dem Internet zusammengeschnippelte „Meldungen“ zu präsentieren und das dann als Satire verkaufen, erwartet man, daß zumindest die Echtheit der Mitschnitte und die Quellen überprüft werden. Ob das dann noch das Etikett „Satire“ verdient, ist eine ganz andere Frage. Blamiert sind letztlich die Zuschauer, die das alles als glaubwürdig empfinden (sollen).
Die Moralkeule der Gutmenschen
Geht eine Satire doch mal über alle Grenzen hinaus – was es ja gar nicht geben darf; aber man muß manchmal den Affen des rechten Flügels ein Zückerchen hinhalten – dann „bedauern“ ARD oder ZDF und deren Untersender. Sie bedauern aber höchstens, daß sie sich vor dem Publikum rechtfertigen sollen; denn es geht ja um die Freiheit der Kunst, IHRE Freiheit – hemmungslos auf den Rücken Andersdenkender breitgetrampelt.
Und bei der nächsten Sendung geht die „Satire“ weiter – wobei zusätzlich statt des Satire-Stinkefingers gerne der erhobene GEZ-Zeigefinger ausgestreckt wird – eine besondere Geste der gutmenschlichen Moralapostel. Einem kritischen Zuschauer bleibt dann nur das Bedauern, es mit derart niveaulosen Fernsehkanälen zu tun zu haben.
„Erlaubt ist, was Quote bringt“
So verfestigt sich der Eindruck, Satire dürfe offenbar alles. Erlaubt ist, was gefällt – in Mediendeutsch: was Quote bringt. Woran es liegt, ist offen sicht- und hörbar: Viele verwechseln Satire mit Beleidigung oder – im harmlosesten Falle – mit Scherzen auf Kosten anderer. Echte Satire ist anders, ist vor allem viel schwieriger und verlangt eine besondere Portion Esprit.
Nur Provokation
Wenn „Satire“ darüber hinausgehen darf, dann läuft etwas schief – zumindest, was das Selbstverständnis dieser „Journalisten“ angeht.
Ein echter Satiriker lästert – ohne große Selbstzweifel – z. B. über unverantwortlichen Journalismus, schließt aber Selbstkritik mit ein. Vor seiner Lästerfeder darf niemand sichersein – außer die Würde des Angegriffenen. Denn Satire sollte da aufhören, wo die Würde des Menschen verletzt wird. (Daß dieses Gesetz gerade bei den Öffentlich-Rechtlichen kaum Gehör findet, mahnen wir seit langem an.)
Satire ohne Ethos?
Selbstverständlich ist ein Satiriker ein kraftvoller Streiter für die Presse- und Meinungsfreiheit. Ein wahrer Satiriker ist aber, wer die Botschaft seines Berufes richtig versteht und nie „Charlie Hebdo-Niveau“ annimmt – womit er sich von so vielen abhebt, die „Meinungsfreiheit!“ schreien, aber keine Gelegenheit auslassen, anderen ihre Meinung aufzuzwingen. (Und wer ihre politisch-korrekten Vorgaben nicht beachtet, wird aus der Gesellschaft ausgeschlossen.) Nein, Verriß um des Verrisses willen, Verletzungen um der Kränkung willen, Satire ohne Ethos – das ist für einen guten Satiriker tabu!
Da halten wir es eher mit Kurt Tucholsky: „Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: Er will die Welt guthaben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.“ Satire kämpft mit Humor, will heißen mit Geist und Witz, also mit einer gehörigen Prise Ironie, gegen eine als fehlerhaft empfundene Wirklichkeit, seien es Personen oder Institutionen, die sie an ihren Idealen mißt.
Nihilismus statt Idealismus
„Satire darf alles“, ist im Wesentlichen eine richtige Feststellung. Aber eines darf Satire nicht: kein Ideal haben. Dieses Ideal setzt die Grenzen für die Ironie eines Satirikers. „Nihilismus statt Idealismus“ oder „Zynismus statt Satire“ – das darf kein Ideal der Satire sein; denn Satire möchte die Welt verbessern und nicht, sich an ihren Fehlern aufgeilen.
Der französische Theologe Sylvain Romain drückt es so aus:
„Es gibt eine Gürtellinie: die Unantastbarkeit der Würde des Menschen. Und unter dieser Grenze ist Blasphemie. Ich höre und lese vom “Recht auf Blasphemie” und frage: Was kommt morgen? Das Recht, Denkmäler anzuzünden? Oder Heiligtümer zu plündern? Grabmale zu schänden?
Blasphemie ist Respektlosigkeit: Wenn die Autorität der Eltern, Polizeibeamten, Lehrer und Geistlichen nicht mehr geschützt wird, zerfällt die Gesellschaft.
Blasphemie ist dumm: Wer andere nicht respektiert, kann nicht erwarten, daß er respektiert wird. Lachen auf Kosten der anderen ist nie ein Zeichen hoher Intelligenz gewesen. In der Schule lachten in diesen Situationen nur die Feiglinge mit, bis sie selber “dran” waren.
Blasphemie ist eine Form des Vandalismus, weil sie Werte und Ideale ins Lächerliche zieht und damit emotional zerstört, während sie selber nichts Konstruktives anzubieten hat.
Natürlich sind wir für Demokratie und Toleranz. Allerdings ist Gutheißen der Blasphemie Anstiftung zur Rebellion gegen Werte wie Hingabe. Mut, etwas Positives zu verändern, wird vernichtet.
Wie dekadent ist eine Gesellschaft, die die Blasphemie gut findet? “Charlie Hebdo” setzt den Geist der französischen Aufklärung fort, in dem alles ins Lächerliche gezogen wurde. Damals war das Ergebnis Mord und Totschlag. Ich bin empört und spreche mein tiefstes Mitgefühl all denen aus, die sich durch solche Blasphemien verletzt fühlen. Ich schäme mich, Franzose zu sein“ (Sylvain Romain, Theologe und Islamwissenschaftler, aus Wiener Zeitung, 18.11.15).
Das müßte auch für jeden Christen gelten. Und die geneigten Leser mögen ´mal versuchen, mit der oben gezeichneten Elle die „Satire-Sendungen“ unserer Medien zu messen! Da bleibt das Lachen im Halse stecken. Satire darf eben nicht alles!
(Erstveröffentlichung: https://philosophia-perennis.com/2017/03/22/peter-helmes-die-moralkeule-der-gutmenschen/)
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Hierzu fand ich gestern auf „Journalistenwatch“ einen zugegeben harten Kommentar (http://www.journalistenwatch.com/2017/03/22/rainald-grebe-der-letzte-nazi/):
Rainald Grebe – der allerletzte Nazi?
Am Sonntagabend lief auf 3sat zur besten Sendezeit (20.15 Uhr) die Satireshow „Pufpaffs Happy Hour“. Zu Gast war u.a. der Kölner Kabarettist und Liedermacher Rainald Grebe, der am Ende seiner Darbietung AfD-Chefin Frauke Petry und ihrem Baby einen Antifa-Schlägertrupp zur Entbindung wünschte (hier bei 5:20 min). Das Wesen der Satire ist, die Realität überzeichnet darzustellen. Einem frischgeborenen Kind und der Mutter Gewalttäter an den Hals zu wünschen ist aber keine Satire, sondern schlicht menschenverachtend und ein Aufruf zur Gewalt. http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=65502.
Mehr noch. Mit dem Wunsch Antifa-Schläger in den Kreisssaal zu schicken, damit diese sich um das Baby von Frauke Petry kümmern, möchte Herr Grebe anscheinend Kinder von unliebsamen Müttern den Zugang zum Leben verbieten. So gesehen hat Herr Grebe sein Kabarett-Programm anscheinend aus dem Dritten Reich gerettet. Wir lesen auf „Wikipedia“:
Die Nationalsozialistische Rassenhygiene (oder NS-Rassenhygiene) war die zur Zeit des Nationalsozialismus betriebene Radikalvariante der Eugenik. Die praktische Umsetzung erfolgte durch den Einfluss auf die Wahl der Geschlechts- und Ehepartner durch die Nürnberger Rassengesetze und Eheverbote, durch Zwangssterilisationen bei verschiedenen Krankheitsbildern und Bevölkerungsgruppen, durch Zwangsabtreibungen bis zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ durch Mordprogramme wie die „Aktion T4“ beziehungsweise die so genannte Kinder-Euthanasie.
Die NS-Machthaber ermöglichten den Eugenikern/Rassenhygienikern in Deutschland eine radikalere Umsetzung ihrer Ideen, als dies ihren Kollegen zum Beispiel in Großbritannien, den USA oder Schweden möglich war. Die meisten schlossen sich dem Nationalsozialismus an. Von den bekanntesten Anthropologen, Humangenetikern und Rassenhygienikern der NS-Zeit, deren Personalakten im Berlin Document Center (BDC) lagern, waren mehr als 90 % Mitglieder der NSDAP, 36 % davon gehörten der SS und 26 % der SA an.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Rassenhygiene)
Und so etwas läuft – ungeprüft – im Fernsehen. Schon merkwürdig, dass man heute den Nazis wieder Zugang zu den Öffentlich Rechtlichen gewährt.