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Von ***
Vorsicht, Satire! Diese Korrespondenz hat nie stattgefunden, aber sie wäre möglich!
Lieber Wladimir,
das hast Du völlig falsch verstanden.
Wir sind doch gar keine Nazis. Im Gegenteil, unser ganzer Staat ist ein einziges Bollwerk der Antifa gegen jeden Nationalismus. Wir überlegen doch sogar, ob wir nicht den Rechtsverkehr auf den Straßen verbieten sollen. Auch haben wir vorgesehen, beim Essen das Messer in die linke Hand zu nehmen.
Als ich den Befehl an meine Soldaten gab, über das Baltikum bei Dir einzumarschieren, wußte ich doch nicht, was das bei Dir auslöste. Krieg ist ja für uns ein böses Wort, das wir nicht aussprechen –nicht einmal auch nur andeutungsweise für die Aktion Mali! Und was das Militär angeht, wir tun alles, um den Begriff oder gar seine Gestalt in Form der Bundeswehr zu diskriminieren. Gut, man hatte mir mal was von Napi und Adolf erzählt, aber die hatten ja nichts mit unserer Demokratie, die wir pflegen, zu tun.
Schau, was sind schon unsere Soldaten wert? Die dürfen ja nicht einmal in Uniform bei uns über die Straße gehen. Wenn die feierlich bei Dienstbeginn eingesegnet werden, hat jeder linke Verteidiger von Recht, Demokratie und Freiheit die Pflicht, für das Gesetz, für den Frieden zu demonstrieren, Knall- und Stinkbomben zu werfen, mit Trillerpfeifen und Sirenengeheul das alberne Gequatsche der Offiziösen zu unterbrechen. Um nicht die Garanten unserer Demokratie zu beleidigen, verlegen wir diese Weihestunde, für das Vaterland möglicherweise sterben zu müssen, in besonders abgeschirmte Innenräume. Du siehst, wir tun alles, um unsere bei uns lebenden Menschen nicht zu verunsichern.
Wir haben auch alles getan, um unsere Soldaten als Zivilisten auszurüsten. Ich darf Dich daran erinnern, daß in unseren Einheiten viele Frauen rekrutiert sind. Das hat den psychologischen Hintergrund: Soldaten, die neben oder hinter einer jungen, schönen Frau schweigend – Lieder singen beim Marschieren gibt’s nicht! – einhergehen, denken an etwas ganz anderes als an Krieg. Die schweren Waffen, die sie benutzen könnten, sind ja auch alle nicht so gefährlich. Wenn man Panzer sieht, kann keiner ahnen, daß es Schrott ist. Gut, nach außen sehr wirksam haben wir jüngst ein Programm aufgelegt, sie bis zum Jahr 2050 zu modernisieren. Dann werden wieder ihre Motore mit ihrem dumpfen Dröhnen die Ohren der Verteidiger unserer Freiheit, unseres Rechtes und unserer Einigkeit mit Freude erfüllen.
Um die sozialpflichtigen Auflagen zu erfüllen, haben wir auch einen Sanitätspanzer mit eingebauter Entbindungsstation geplant. Die Sitze für Schwangere sind bereits bestellt.
Als wir denen dann neulich sagten, sie sollen endlich mal zeigen, wofür sie bezahlt werden, erinnerten sie sich nicht mehr der Roten Armee. Was wußten sie schon von Geschichte, außer daß es den bösen Hitler gegeben hatte. Wir Demokraten hatten schon immer alles getan, um ihn zu verhüten.
Denk an die Weimarer Republik, Was deutsch war, hatte uns Thälmann gelehrt, das Idol in der Jugend unserer Angie: „Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk, und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation, eine ritterliche, stolze und harte Nation.“ Aber so ganz hatte sie ihn nicht verstanden, dazu war ihr Horizont nicht hoch genug. Auch den blöden Snack von dem de Gaulle über das große, ja große deutsche Volk lassen wir nicht gelten.
Lieber Wladimir, bitte entschuldige noch einmal: Aber die jungen Soldaten, die wir befehligten, kamen doch in friedlicher Absicht. Hatten wir sie doch mit einem ganz besonders sozialen Programm zu dem ausgebildet, womit sie nur dem Frieden dienen können. Viele von ihnen sind Muslime, die selbst die härtesten Schlachten unterbrechen, um sich nach Mekka zu verbeugen.
Die Soldaten wissen, was sie an den Familienzeiten, zu denen sie verpflichtet sind, tun müssen. Ihre Kinder werden von ihnen nach den strengsten Unfallvorschriften versorgt. Kein Soldat darf einen Kinderwagen steuern, der keinen Führerschein unter Aufsicht ihrer höheren Offiziere abgelegt hatte. Viele von ihnen sind außerdem in eine der vielen Reha-Kliniken eingeliefert, um sich von dem Trauma erholen zu können, als sie zum ersten Mal einem Leopard II gegenüberstanden.
Und dabei hatten wir unseren Soldaten untersagt, sich an das böse Treiben ihrer Väter und Großväter zu erinnern. Die hatten es nicht abgelehnt, sich bei Schlamm und Matsch, bei Hitze und Eis in allen Ländern der Welt rumzutreiben und gefahrliefen, hunderttausendfach abgeknallt zu werden. Denk nur an die Narren der U-Boote. Da waren es allein ca. 30.000 dieser Unbelehrbaren. Wie hieß noch der Stukaflieger, der allein damals bei uns zwei Panzerdivisionen und die halbe Baltische Rotbannerflotte vernichtet hatte? Nur wenn er flog, hatte er seinen rechten Arm gebeugt, um das Flugzeug lenken zu können. So ein Nazi war der! Sie dachten nicht einmal daran, hiergegen eine Gewerkschaft zu gründen. Das alles haben wir unseren Soldaten verboten, auch nur im Suff daran zu denken.
Also, als unsere Soldaten losmarschierten, hatten sie – und das beeide ich – kein Hakenkreuz dabei, nicht einmal eines ohne Haken. Das beweist doch eindeutig, wir kamen in keiner bösen Absicht, so wahr ich Fluschi heiße.
Zum Glück ist auch nicht allzu viel passiert. Wir haben ja auch Deine Grenzen nicht weiter als 10 Kilometer überschritten. Selbstverständlich werden wir den Schaden, den wir angerichtet haben, umgehend bezahlen. Wir überlassen es Dir, seine Höhe festzusetzen.
Im Übrigen: unsere Soldaten sind keine Wehrpflichtigen mehr. Der Bürger in Uniform ist Vergangenheit. Wir haben Landsknechte aus ihnen gemacht. Das bringt Einkünfte beim Verleih.
Ich glaube, Einiges gelernt zu haben. Wir sind bis heute immer davon ausgegangen, daß die Bundeswehr existiert, um den Frieden zu sichern. Diese Aufgabe werden wir zukünftig wieder der Politik übertragen, damit die Wehr ihre militärischen Pflichten erfüllen kann.
So verbleibe ich mit dem Ausdruck ehrerbietigster Hochachtung und den besten Wünschen für eine zukünftige Zusammenarbeit im Sinne des Friedens und dem Wohlergehen unserer Nationen.
Deine Fluschi!
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Antwort von Wladimir:
Liebe Fluschi,
Deine Zeilen habe ich mit großem Dank erhalten. Mach Dir bitte keine Gedanken mehr! Meinerseits ist die ganze Angelegenheit vergessen.
Im Gegenteil, ich müßte Dir eigentlich dankbar sein. Mit Deinem ‚baltischen‘ Befehl hattest Du der Unterstufe meiner Kadettenanstalt ein hervorragendes Manövermotto vorgegeben. Es war einer von ihnen, 14-jährig, der aus tiefem Schlaf aufgewacht die richtige Taste an seinem Laptop betätigte. Er ganz allein hatte die Raketen gezündet, die Deine 14 Panzer von dem Trödelmarkt mit einer Salve fertiggemacht haben. Ich habe ihm einen Sonderurlaub erteilt.
Klar, die Rechnung für Deine Übungsbeteiligung mache ich so schnell wie möglich fertig und schicke sie Dir zu.
Viele Grüße an meine liebe Freundin Angie. Sie beschämt mich immer wieder mit ihren Kenntnissen von ‚Damals‘.
Dein Wladi