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Von Inge Steinmetz *)
Hallo Frau Bundeskanzlerin, ich bin blond und hab schon wieder eine Frage: Verstehen Sie das unter Freundschaft?
Da kümmere ich mich rührend um unsere Brieffreundschaft, lade Sie sogar zum Kaffeekränzchen ein und kaum denke ich, dass wir beste Freundinnen geworden sind, da treffen Sie wieder eine einsame Entscheidung, ohne mich vorher mal drauf aufmerksam zu machen.
Wissen Sie, wieviel Papier im Papierkorb gelandet ist, weil Sie für Atomenergie eingetreten sind und dann plötzlich ihre Meinung geändert haben? Wie ich schreiben wollte, dass Sie gegen Multi-Kulti sind, beharrlich festhalten an unseren christlichen Werten und dass das Maß voll sei, da öffnen Sie die Grenzen! Kaum habe ich zu Papier gebracht, dass es mit Ihnen keine Autobahn-Maut gibt, da kann ich wieder das Papier in die Tonne treten. Nun wollte ich gerade berichten, wie standhaft Sie doch sind und weiterhin die Ehe für alle ablehnen und ÜBERRASCHUNG, Sie haben es sich anders überlegt.Das ist ja alles noch zu entschuldigen, ich weiß ja wie anpassungsfähig man in der DDR sein musste, um weiterzukommen. Aber nun kommt für mich der Obergau, der mich irgendwie an Ihrem Verstand zweifeln lässt. Sie heben den Fraktionszwang auf! Den Abgeordneten der Union steht nun frei, wie sie abstimmen! Da frage ich mich doch, was in Sie gefahren ist! Wo gibt`s denn so was? Können sie sich nicht vorstellen, dass ich als Blonde nicht so schnell nachkomme mit Ihrer Flexibilität?
Sollten Sie also demnächst Ihre Meinung wieder mal kurzfristig ändern – zum Beispiel, dass die deutsche Grenze DOCH zu sichern ist – dann setzen Sie bitte nicht unsere Freundschaft aufs Spiel, geben kurz vorher Bescheid, damit ich nicht wieder unnötig Zeit und Papier verschwende!