(www.conservo.wordpress.com)
… wieder einmal,
möchte man sagen, betrachtet man jüngste oder jüngere Geschichte und aktuelle Ereignisse.
Nahezu alle „Leitmedien“ berichten aktuell über erneut aufgelegte Überlegungen der polnischen Regierung zu Reparationsforderungen an Deutschland. Dahinter steht offensichtlich der Westentaschen-Despot Jaroslaw Kaczyński, Vorsitzender der polnischen Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS); der eigentliche Strippenzieher der polnischen Politik aus dem Hintergrund, der sich wohl gerne als Wiedergänger des polnischen Nationalhelden und Diktators Josef Pilsudski* gerieren möchte. Die JF zitiert Kaczynski, der – so seine Worte – eine „historische Gegenoffensive“ vorbereitet:
„Wir reden hier über gigantische Summen und auch über die Tatsache, daß sich Deutschland über viele Jahre geweigert hat, Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg zu übernehmen.“
Der polnische Verteidigungsminister Antoni Macierewicz (PiS) ergänzt, Deutschland müsse „die schrecklichen Verbindlichkeiten zurückzahlen, die es dem polnischen Volk schuldet“.
Reparationsforderungen gegen Deutschland aus Ländern wie Polen – oder zuletzt auch aus Griechenland – tauchen in regelmäßigen Abständen auf. Besonders dann, wenn es darum geht, von irgendwelchen Sauereien im eigenen Land abzulenken. So jetzt in Polen von der rechtsstaatlich äußerst fragwürdigen Justizreform durch die Machthaber.
Fast alle Meinungsschnitzer in den Nannymedien sind sich aber einig, dass die Ansprüche der Polen keine Wirksamkeit haben und unberechtigt sind, da die Reparationsforderungen durch Regierungserklärungen von deutscher, sowjetischer und polnischer Seite in der Vergangenheit, sowie durch materielle Leistungen Deutschlands erledigt sind.
Dass solche Ansprüche in den Ohren nicht nur vieler noch lebender Flüchtlinge, von Vertriebenen und deren Nachfahren ganz dreist daherkommen, kann nicht von der Hand gewiesen werden. Es gibt nichts zu bemänteln, hinsichtlich dem, was in Polen nach der Besetzung durch die Deutschen nach 1939 an Verbrechen in deutschem Namen passiert ist. Das Leid der Menschen damals kann durch nichts aus der Welt gebracht werden – was aber gleichermaßen für in der Folge vertriebene und kujonierte Deutsche gilt.
Wenn jetzt – 72 Jahre nach dem letzten Krieg – materielle Forderungen nach finanziellem Ausgleich der Schandtaten in der Vergangenheit aufkommen, darf man wohl die polnischen Scharfmacher daran erinnern, dass Polen nach 1919 und 1945 sich fast ein Viertel des Gebietes des vormaligen Deutschen Reiches einverleibt hat. Die staatlichen und privaten Enteignungsgewinne von den Vertriebenen und Geflüchteten rechnen wir noch gar nicht mit ein.
Will Polen – d.h. einige verantwortungslose Politiker – seinen schon in der Vergangenheit abstoßenden Chauvinismus wieder aufleben lassen, der alle seine Nachbarn, die Litauer, Ukrainer, Weißrussen und auch Deutsche und Russen schon mal verstört hatte?
Polen wurde und wird nach dem Zweiten Weltkrieg gerne als das stets harmlose, friedliche Opferland stilisiert – eingeklemmt zwischen dem russischen Bären und den furchtbaren Deutschen. Man soll jetzt kein Öl ins Feuer gießen und verdrängte Konflikte wieder befeuern, aber zur Redlichkeit in der Geschichtsbetrachtung darf man einen Nachbarn durchaus auch an blinde Flecken erinnern.
Polen war zwischen 1919 und 1939 keineswegs der liebenswürdige Nachbar, der vielleicht durch die großen Gebietsgewinne nach dem Ersten Weltkrieg kalmiert war. Unterstützt von den Versailler Siegermächten okkupierte Polen nicht nur Westpreußen mit Danzig, setzte sich auch über die Volksabstimmungsergebnisse in Oberschlesien hinweg und annektierte diese Gebiete. Von 1919 bis 1922 führte Polen Krieg gegen Litauen und die (damals noch geschwächte) Sowjetunion – und weiter gegen Deutschland in Oberschlesien – mit dadurch erzielten enormen Gebietsgewinnen. Für die unterdrückten Minderheiten in dem nochmals vergrößerten Land – Deutsche, Litauer, Ukrainer, Weißrussen und Juden (!) – ergab sich daraus kein Zuckerschlecken: Polen betrieb eine äußerst rigide und damals auch international geächtete Minderheitenpolitik. Der Gebietshunger der Polen unter ihrem neuen Volkshelden und Despoten Josef Pilsudski war aber nicht gestillt. Vor allem der westliche Nachbar Deutschland war weiter im Visier. 1930 schreibt die Pilsudski-nahe Zeitschrift MOCARSTWOWIEC (Die Liga der Großmacht):
„ Wir sind uns bewußt, daß Krieg zwischen Polen und Deutschland nicht vermieden werden kann. Wir müssen uns systematisch und energisch für diesen Krieg vorbereiten. Die heutige Generation wird sehen, daß ein neuer Sieg bei Tannenberg in die Seiten der Geschichte eingeschrieben wird. Aber wir werden dies Tannenberg in den Vorstädten von Berlin schlagen. Unser Ideal ist, Polen mit den Grenzen an der Oder im Westen und der Neiße in der Lausitz abzurunden und Preußen vom Pregel bis zur Spree einzuverleiben. In diesem Krieg werden keine Gefangenen genommen. Es wird kein Platz für humanitäre Gefühle sein. Wir werden die ganze Welt mit unserem Krieg gegen Deutschland überraschen.“
Also – von wegen friedliebendes Polen!
Es gab unverhohlene Kriegsvorbereitungen, gestützt durch eine zunächst noch gegebene militärische Überlegenheit gegenüber dem Deutschen Reich. Schultze-Rhonhoff („Der Krieg, der viele Väter hatte“- München 2003) schreibt dazu:
„Bis 1935, solange Polen überlegen ist, beruhen seine Kriegsvorbereitungen auf einem französisch-polnischen Gemeinschaftsplan, dem Foch-Plan. Der sieht einen Angriff beider Länder gegen Deutschland vor, mit Hauptstoß auf Berlin und einem Nebenangriff der Polen gegen Ostpreußen. Der polnische Generalstab hat außerdem drei Zusatzpläne vorbereitet… Die Verteidigung der Polen heißt bis 1935 also Angriff gegen Deutschland. Dann wechselt in Polen das Regime. Nach dem Tod Pilsudskis im Jahre 1935 übernimmt ein Nachfolgekollektiv unter dem General Rydz-Smigly die Gewalt im Staat. Etwa in dieser Zeit erreicht die deutsche Wehrmacht die Größe der polnischen Streitkräfte. Die Rote Armee der Sowjetunion ist inzwischen auf ein Vielfaches der polnischen gewachsen. Von nun an sieht die polnische Einsatzplanung für den Krieg die Verteidigung des Landes auf eigenem Boden vor. Der bisherige Gedanke, Deutschland in einer gemeinsamen französisch-polnischen Offensive von zwei Seiten her zu schlagen, findet sich nach 1935 allerdings noch als strategisches Ziel in der „Studium Niemcy“ (Studie Deutschland) des polnischen Generalstabs wieder.“
Noch im Jahre 1939 feierte der polnische Chauvinismus fröhliche Urständ. In einem Militärmuseum in Litauen kann man eine Karte aus diesem Jahr bewundern, welche die Grenzen des erstrebten polnischen Großreiches bis Berlin ausweist und die Tschechoslowakei sowie weitere Gebiete des Baltikums und Russlands umfasst.
Sollen die Geister der Vergangenheit wieder auferstehen? Womit die polnische Regierung hier zündelt, kann das mühsam erreichte Einvernehmen zwischen den Menschen erneut zerstören. Wer heute in Polen die ehemaligen deutschen Gebiete besucht, berichtet über unvoreingenommene Annäherungen und einen achtsamen Umgang mit den vormals deutschen Kulturgütern und – quellen. Diese entstandenen gedeihlichen „molekularen Beziehungen“ (wie ein Journalist schreibt) zwischen Polen und Deutschen – jenseits der aktuellen Politik – sollten doch von keiner Seite mehr in Frage gestellt werden. Die Polen werden selber entscheiden müssen, ob sie den neuen Chauvinisten folgen wollen. Wie lautet die Nationalhymne Polens: „Noch ist Polen nicht verloren“! Was mir aber dabei auffällt: unsere deutsche Hymne ist da doch um einiges friedlicher!
__________________________________
Józef Piłsudski – das ist die Waffe Polens, bedeckt mit dem Ruhm der Legionen im Weltkrieg, Józef Piłsudski – das ist der Wille zum Leben und zum Sieg an der Schwelle zum unabhängigen Vaterland, der seinen Ausdruck fand in der unvergeßlichen Verteidigung von Lemberg und Wilna, Józef Piłsudski – das sind die Grenzen der heutigen Republik, gezogen von der Stärke der polnischen Waffen, Józef Piłsudski – das ist der ruhmvolle Frieden, die Frucht der Arbeit des siegreichen Führers der Nation, Józef Piłsudski – das ist die Losung [unserer] gemeinsamen Anstrengung zur Festigung der Macht der Republik in der neuen polnischen Gesellschaft.
Aufruf des Główny Obywatelski Komitet Obchodu Imienin Pierwszego Marszałka Polski Józefa Piłsudskiego (Hauptbürgerkomitee der Namenstagsfeier des Ersten Marschalls Polens Józef Piłsudski) (Quelle: Gazeta Polska vom 19.III.1933)
- Kommentare zu Polen als Scharfmacher
– Laurentius sagt (August 3, 2017 um 2:08 pm):
Herzlichen Dank für diesen Beitrag! Sowohl die Gebietsverluste an Polen (u.a. durch die von Stalin betriebene „Westverschiebung“) als auch die Jahre zwischen 1918 und 1939 (mit all dem unseligen Mitmischen der Briten und der U.S.) wird gerne unterschlagen. In der Schule kommt das ebensowenig vor wie in den üblichen „Geschichtsdarstellungen“, die man sonst so geboten bekommt. Dasselbe gilt für WK I! Aber da haben wir ja bis vor ein oder zwei Jahren auch noch an Frankreich gezahlt. Polen hat gute Chancen…
——-
– Bauer Gerhard sagt (August 3, 2017 um 3:31 pm):
Wir zahlen sowieso, ob offen oder versteckt. Daran wird sich auch nichts ändern und zwar solange nicht, solange die BRD existiert. Wenn dieses Konstrukt das sich als Nachfolgerin des Deutschen Reiches darstellt untergegangen ist, verschwinden auch die offenen Rechnungen. Mögen sollten wir uns halt trauen. Auf der anderen Seite könnte man natürlich auch mal eine Gegenrechnung aufstellen, dies ist ja ein durchaus übliches Verfahren bei Streitfällen in denen es um Geld geht. Aber dann, dann wird uns sehr wahrscheinlich das Licht ausgeblasen.
Hierzu die Worte des Friedensnobelpreisträgers Walesa: „Wenn Deutschland noch einmal Europa destabilisiert, dann wird Deutschland nicht mehr geteilt, sondern von der Landkarte gefegt werden. Ost und West haben die notwendige Technik, um dieses Verdikt auch vollstrecken zu können. Wenn Deutschland wieder anfängt, bleibt keine andere Lösung.“ – Interview in der niederländischen Wochenzeitung Elsevier vom 7. April 1990, laut DER SPIEGEL 15/1990; PDF, mit Karikatur von Pancho Willmarth
So würde also ein Friedensnobelpreisträger das Problem eines destabilisierenden Staates lösen. Na ja, Polen ist ja auch schon einige Male von der Landkarte verschwunden, als Staat natürlich, ganz ohne Massenvernichtung/Völkermord, wie es dem Friedensnobelpreisträger vorschwebt. Die Zeit wird es bringen, wir werden sehen.
———————