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Von Peter Helmes
Falscher Text, schiefe Melodie! Besser wär´s, das Maul zu halten
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat eine verbindliche Quote für Elektroautos gefordert. Bravo! Auf, laßt uns singen das Lied vom braven Mann! Doch dem guten Mann fehlt ein stimmiger Text zu seinem garstigen Lied von der bösen (Auto-)Wirtschaft. Wollen wir ´mal schauen, was Kandidat Martin meint, aber falsch versteht (und verkaufen will):
Elektroautos als „saubere Alternative“?
Der Verbrennungsmotor ist dank einer tricksenden Industrie längst nicht so sauber, wie viele lange dachten. Elektroautos gelten als saubere Alternative. Doch wenn man auch die Produktion von Strom und der Autos mitrechnet, sieht das ganz anders aus, sagt der Leiter des Umwelt- und Prognoseinstituts in Heidelberg, Dieter Teufel.
Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen eines kompletten Umstiegs von Diesel- und Benzin- auf Elektromotoren in Kraftfahrzeugen sind umstritten. Während eine aktuelle Studie des Münchner Ifo-Instituts hier große Gefahren sieht, hält eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts einen Umstieg ohne Nachteile für den Wirtschaftsstandort Deutschland für möglich.In einem Punkt aber scheinen sich alle einig zu sein: Für die Umwelt sind Elektrofahrzeuge grundsätzlich die bessere Wahl. Das Umwelt- und Prognoseinstitut, ein gemeinnütziges Forschungsinstitut mit Sitz in Heidelberg, kommt allerdings zu ganz anderen Ergebnissen.
Regenerative Energien ersetzen nur den AKW-Strom
Teufel sagte im Deutschlandfunk Kultur, der Ausbau regenerativer Energien ersetze bis 2030 lediglich den Strom, der durch die Abschaltung der Atomkraftwerke wegfalle. Die Verstromung von Stein- und Braunkohle werde im gleichen Zeitraum ungefähr gleich bleiben. Teufel weiter:
„Daraus entsteht bei der Stromerzeugung für die Elektroautos relativ viel CO2. Und wenn man eine Gesamtbilanz macht, Betrieb der Elektroautos und Herstellung der Elektroautos, insbesondere der Batterie, dann ergibt sich, dass ein einzelnes Elektroauto von der Klimawirksamkeit her praktisch ähnlich schädlich ist wie ein Benziner oder Diesel.“
Elektroautos sind für die Umwelt nur dann gut, wenn sie mit Wind-, Wasser- oder Solarstrom unterwegs sind. Eine komplette Umstellung auf Elektroautos wäre in der Gesamtbilanz, in der auch der Ressourcenverbrauch bei der Herstellung der Wagen einfließt, laut Teufel vor diesem Hintergrund sogar schädlicher für die Umwelt, als wenn wir einfach nichts tun würden. Also: Der Umstieg würde für die Umwelt nicht nur nichts bringen, sondern er würde sogar die CO2-Emissionen erhöhen. Das ergibt also in der Gesamtbilanz keinen Sinn – was aber unser Kandidat wohl noch nicht weiß.
Der Steuerzahler zahlt für mehr CO2-Emissionen
Die Automobilindustrie habe sich in den letzten 10, 15 Jahren durch die Umweltgesetzgebung hindurchgemogelt, sagte Experte Teufel. Bei den Elektroautos sei ihr sogar ein “besonderer Coup” gelungen. Denn sie habe durchgesetzt, dass Elektroautos in der EU-Gesetzgebung per definitionem als Null-Emissionen-Fahrzeuge gelten – und sich damit günstig auf die Berechnung des gesamten CO2-Flottenverbrauchs eines Herstellers auswirken.
Die Elektroautos glichen damit die hohen Emissionen der beliebten SUV aus. Zugleich finanziere der Steuerzahler Kaufprämien für Elektroautos in Höhe von 4.000 Euro. Das sei „der Einsatz von Steuergeldern zur Erhöhung der CO2-Emissionen, um der Automobilindustrie den Verkauf von großen Fahrzeugen, die über den Grenzwerten liegen, zu ermöglichen“, so Teufel.
Methode „Hau den Diesel!“
Nach dem Motto „Was interessiert mich das Geschwätz von Fachleuten“ setzt sich Martin M. mitsamt seiner Schnarchtruppe an die Spitze der „Reine-Luft-Bewegung“ und verheißt auf sieben Seite das „saubere SPD-Auto“, die „saubere SPD-Luft“ – wie weiland UrSoz Willy Brandt, der reine Luft über dem Ruhrgebiet versprach. Die kriegte er dann auch – nachdem die gesamte Verschmutzungsindustrie (Kohle) staatlich ruiniert war und damit hunderttausende Arbeitsplätze wegfielen.
Auch das geht dem Kandidaten am Allerwertesten vorbei. Wie die immerdoofen Grünen verkündet er das baldige Ende des Dieselmotors. Und wieder stehen hunderttausende Arbeitsplätze auf dem Spiel und Millionen Pendler und Mittelständler – denen man eine Autoewigkeit lang den Diesel als die kostengünstigere Lösung verkauft hatte – vor großen finanziellen Problemen; denn sie müßten ihre Wagen verschrotten und neue kaufen.
Den tapferen Schulze interessiert auch das nicht. Denn er strebt Höheres an: Merkel muß weg; denn er will Kanzler werden.
Keck fordert er eine verbindliche Mindestquote für Elektroautos in Europa, will wirksamere Kontrollen gegen den Betrug bei Abgaswerten durchsetzen und eine Umrüstung krankmachender Dieselfahrzeuge, die den Namen verdient. Papier ist geduldig.
Derweil lullt Regierungssprecher Steffen Seibert in bewährter Methode das Wahlvolk ein: Die Kanzlerin stimme einer EU-Quote für Elektroautos weder zu, noch lehne sie sie ab. Typisch „die Raute“. Thema erledigt.
Quoten-Unfug, Planwirtschaft
Mit Quoten verändert Politik nicht die Rahmenbedingungen, sondern schreibt nur vor, ohne zu wissen, ob die Kunden mitziehen. Dirigismus selbst setzt auf Macht und nicht auf Überzeugung. Die Industrie und somit den Kunden per Gesetz auf eine Antriebstechnik zu verpflichten, die im Moment als die zukunftsträchtigste gilt, erinnert an Planwirtschaft. Das sollte selbst den Genossen zu weit gehen.
Anstatt auf dirigistische Eingriffe zu setzen, sollte man den Regeln der Marktwirtschaft mehr Chancen geben. Mit attraktiven Anreizen, die den Autokäufer auch wirklich überzeugen, lässt sich mehr bewegen als mit starren Quoten.
Nationaler Spielraum futsch
Seltsam, seltsam, auch bei dieser fixen Schulz-Idee lugt „EU-Europa“ hervor. (Wir wissen ja, daß der Kandidat ein „echter Europäer“ ist und mit seiner Nation nichts am Hut hat.) Also stößt er – gottseidank – mit seinem Papier die Türen der EU weit auf; denn mit einer europaweiten Regelung, wie sie Schulz anstrebt, wäre der nationale Handlungsspielraum dahin. Dann würden Brüsseler Beamte die Einhaltung überwachen: Bürokraten also, denen das Überleben der deutschen Schlüsselindustrie egal sein kann.
So knackig das Auto-Papier von Martin Schulz auch daherkommt, bei weiteren mutigen Schritten treten die Genossen gleich wieder auf die Bremse: Da wird zwar munter und nicht ganz ohne Grund auf die Autoindustrie eingedroschen, aber das höchst fragwürdige VW-Gesetz will Schulz nicht abschaffen. Auch ein Tempolimit gegen die aggressive Raserei auf deutschen Autobahnen – kommt nicht in Frage, läßt Hubertus Heil wissen. Vielleicht aber ein konkretes Ausstiegsdatum für den Verbrennungsmotor? Auch hier: Fehlanzeige.
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER (11.08.) konstatiert deshalb auch:
„Wer das Wohl der Menschen und der Umwelt zum Ziel hat, muss ein umfassendes, ausgewogenes Konzept vorlegen. Dazu gehören dann Schifffahrt, Luftfahrt oder die Energieeffizienz in der Industrie und in den Haushalten. Nur auf den Diesel einzuschlagen, weil es gerade populär ist, ist zu wenig“”
Und die VOLKSSTIMME aus Magdeburg kommt zu dieser Einschätzung:
„So richtig zünden die Themen von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz nicht. Es ist sinnlos, Probleme anzusprechen, wenn man keine glaubwürdigen und umsetzbaren Lösungen präsentieren kann. Soll die Industrie E-Autos auf Halde produzieren, solange es kein alltagstaugliches Produkt gibt?“
Fazit: Wieder ´mal ist Kandidat Schulz als Tiger losgesprungen und als Angelas Bettvorleger gelandet. Darauf einen Dujardin! Den braucht er jetzt!
www.conservo.wordpress.com 13.08.2017