Die Politik ist aufgefordert, redet Tacheles!

(www.conservo.wordpress.com)

Von Michael Dunkel *)

Freiheiten hören da auf, wo sie andere einschränken.

Mit diesem Satz bin ich aufgewachsen und er hat mich ein ganzes Leben begleitet.

Genau dieser Satz wird in den letzten Jahrzehnten nicht nur boykottiert, nein, er wird geradezu auf den Kopf gestellt.

Eine offene Gesellschaft ist zu vergleichen mit einer Wohngemeinschaft.

Alle haben Rechte genauso wie auch Pflichten. Kommt auch nur Einer diesen Pflichten nicht nach, wird das Zusammenleben empfindlich gestört.

Für Deutschland als Wohngemeinschaft heißt das, jede Gruppe oder Part der Gesellschaft hat anderen gegenüber Rechte aber auch die genannten Pflichten.

Gerade in den letzten zehn Jahren entwickeln sich jedoch immer mehr Ansichten die ein Miteinander massiv beeinträchtigen und zu Spaltungen führen. Lesben und Schwule, Muslime und Flüchtlinge, Medien und Politiker scheinen nicht nur den Ton anzugeben, nein sie wollen die gesamte Gesellschaft dominieren.Nach dem Motto, bist du nicht für mich, bist du mein Feind, wird alles, was konservativer denkt, alles was nicht mit Hurra begrüßt, was irgend einer aus dem Randbereich fordert, verdammt oder verlacht, je nach angesagtem Thema.

Offene Gesellschaft heißt eben nicht, dass Gruppen dieser Gesellschaft bestimmen, wie sie zu leben hat. Es heißt, wechselseitige Toleranz üben, für einander und gemeinsam, nicht gegeneinander und mit auferlegten Denkstrukturen.

So viele Lesben und Schwule haben frei und offen seit Jahrzehnten in unserer Gesellschaft leben können und waren akzeptiert, toleriert und in die Gemeinschaft eingebunden.

Hunderttausende von Menschen anderer Kultur, anderer Lebensauffassung und anderer Herkunft konnten und können auch jetzt hier leben, arbeiten, sich frei fühlen und wenn sie wollen, auch glücklich sein.

Millionen von Muslimen leben seit Jahrzehnten in Deutschland, haben ihren eigenen Kulturkreis in diesem Land beibehalten, gepflegt und auch durchgesetzt.

Jetzt wird alles auf den Kopf gestellt. Jede Gruppe der Genannten klagt, fordert und protestiert, dass sie nicht den Ton angibt, dass sie nicht den Rest der Gemeinschaft dominieren kann und sich nicht alle nach ihnen richten wollen. Noch schlimmer, sie bemühen die alte Vergangenheit und versuchen, sich als Opfer zu stilisieren und zeigen so ein Zerrbild unseres Zusammenlebens.

Muslime verlangen mit Nachdruck Einschränkungen in unsere Lebensart, bestehen auf Durchsetzung von veralteten Traditionen, die sie vordergründig in religiöses Denken einbetten und erwarten gerade zu, dass der Rest der Gesellschaft es so hin nimmt.

Was ich in einem anderen Land als malerisch empfinde und als Bereicherung meines Horizontes, muss nicht heißen, dass ich dies in meiner Kultur als Leitbild sehen möchte. Wir sind eine tolerante Gesellschaft in der die Religion aus vielen Gründen keine Sonderstellung haben muss. Wer wo in die Kirche oder Moschee geht, ist allein seine Sache. Wer aber seine religiösen Dogmen anderen aufzwingen will, stört die Gemeinschaft. Wenn ich das einfordere, will ich nicht als Antwort, dann hau doch ab. Ich möchte mich nicht rechtfertigen müssen, Deutscher zu sein.

Lesben und Schwule sind nicht damit zufrieden, frei in Deutschland leben zu können, sondern stellen eine Forderung nach der anderen in Bezug ihrer speziellen Lebensart. Oft könnte man glauben, ein Heterosexueller müsse sich quasi dafür entschuldigen, dass er andere Ambitionen hat.

Nein, auch hier möchte ich nicht durch eine Olivia Jones vertreten werden, die eine Minderheit in der Minderheit darstellt und ein vollkommen verzerrtes Bild von Schwulen spiegelt. Wen ich auf der Bühne witzig finde ist eine Sache, wer mir allerdings vorschreiben will, wie ich mein Leben zu gestalten habe und was ich gut finden muss oder nicht, eine ganz andere.

Anstatt all dies mit klaren Regeln und auch Pflichten für die gesamte Gemeinschaft in einen Gleichklang zu bringen, stellt die Politik und besonders die Medien, diese unterschiedlichen Gruppen gegeneinander in Konfrontation, schürt wechselseitig damit die Intoleranz, die Ab- und Ausgrenzung.

Dabei hat Politik die Aufgabe, ganz klare Regeln für unser Miteinander auf zu zeigen und diese auch fest in Recht, Sicherheit und Gemeinwohl einzubetten.

Sie ist aufgefordert, keine Regelbrüche, keine Sonderwünsche, die das gemeinsame Leben stören, zuzulassen.

Politik hat die Pflicht, alle Bewohner eines ihr anvertrauten Landes mit zu nehmen und gleichzeitig, das Wohl aller im Auge zu behalten. Kommt sie dieser Pflicht nicht nach, ist sie für den Zerfall, die Spaltung ihres Landes verantwortlich.

In Zeiten wie diesen, darf sich die Politik nicht weggucken, nicht taktieren und schon gar nicht Partei gegen die Bevölkerung beziehen. Wer das versäumt, bekommt die Quittung umgehend und der Schaden ist dann auf Jahre nicht mehr zu reparieren.

Redet Tacheles, die Zeit ist eigentlich schon weit überschritten.

Man könnte ja glauben, dies seien doch alles sehr simple Ansichten und sie gehörten zur Selbstverständlichkeit.

Offenbar ist es aber so, dass mit den komplizierten, zerpflückenden und tief in den individuellen Bereich gehenden Argumenten, die Zersplitterung größer geworden ist.

Manchmal können aber einfache und klare Denkprozesse tatsächlich auch die Besten sein.

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*) Michael Dunkel ist ein rheinischer, polyglotter Liberalkonservativer sowie ständiger Teilnehmer des pol. Stammtisches von Peter Helmes u.a.
www.conservo.wordpress.com   6.10.2017
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